Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wall übergibt den Stab an Bücher
Nach elf Jahren als Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Biberach geht Günther Wall in den Ruhestand
Langjähriger Vorstand der Kreissparkasse Biberach geht in den Ruhestand.
- 24 Jahre ist Günther Wall Vorstandsmitglied der Kreissparkasse (KSK) Biberach gewesen, davon die vergangenen elf Jahre Vorstandsvorsitzender. Vor rund 180 geladenen Gästen wurde der 60Jährige, der aus Riedlingen stammt, am Freitagabend in den Ruhestand verabschiedet. Es gab Geschenke, Auszeichnungen und vor allem Lob von allen Seiten für Walls ruhige, besonnene und verlässliche Weise, mit der er die KSK erfolgreich geführt habe.
Festlich eingedeckt präsentierte sich die Kundenhalle der KSK-Zentrale am Biberacher Zeppelinring für die Abschiedsfeier. Das 1994 fertiggestellte Gebäude mit seiner modernen und deshalb nicht unumstrittenen Architektur war eines der Großprojekte, das Wall in seiner Vorstandszeit betreute. Es repräsentiere die Unternehmensphilosophie der KSK in der Ära Wall, sagte Landrat und KSK-Verwaltungsratsvorsitzender Heiko Schmid in seiner Rede: „Sie ist ein offener Ort für Informationen über Geldgeschäfte, pflegt einen offenen Umgang der Mitarbeiter untereinander in einer von Vertrauen geprägten Beziehung zu ihren Kunden.“
Jüngstes Vorstandsmitglied
Er sei froh, sagt Schmid, mit Wall einen ausgleichenden, verlässlichen, kompetenten und weitsichtigen Vorstandsvorsitzenden für die KSK gehabt zu haben. Deshalb sei es ein Schock und eine höchst traurige Nachricht gewesen, als Wall ihm vor gut einem Jahr anvertraut habe, dass er seinen Vertrag aus persönlichen Gründen nicht mehr verlängern wolle. Schmid skizzierte Walls berufliche Karriere, die 1977 mit der Ausbildung zum Bankkaufmann in der KSK Biberach begonnen hatte. 1983 wurde der Vorstandsassistent des damaligen Vorsitzenden Helmut Ohm, 1993 mit gerade einmal 36 Jahren jüngstes Vorstandsmitglied und 2006 Vorstandsvorsitzender. Zielstrebig, geradlinig, stets bestens vorbereitet: „Sie lebten die Werte der Sparkasse vor und waren damit auch immer ein Vorbild für Ihre Mitarbeiter“, sagte Schmid. Wall habe sich nie verbiegen lassen und auch klare Position bezogen, auch wenn diese nicht immer populär gewesen sei.
Die KSK sei unter Wall zu einer der eigenkapitalstärksten Sparkassen im Land geworden und zeichne sich dank konsequenten Kostenmanagements durch eine Cost-Income-Ratio weit unter dem Schnitt anderer Sparkassen aus, so Schmid. Er verwies auch auf das hohe kulturelle und soziale Engagement der KSK in Walls Zeit. „Sie hinterlassen ein bestens bestelltes Haus.“
Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, bezeichnete Wall als persönlichen Weggefährten. „Wir stammen beide aus Riedlingen, gingen aufs selbe Gymnasium und sind uns dort oft in der großen Pause mit unseren Freundinnen begegnet, die heute unsere Frauen sind.“Wall habe in der KSK Biberach eine lupenreine Karriere hingelegt, „vom Stift zum Vorstand“, so Schneider. Er erinnerte daran, dass Wall die KSK 2006 in schwierigen Zeiten übernommen habe. Die Kreissparkasse habe damals eine sehr vom Sparkassengeschäft abweichende Ausrichtung verfolgt. „Wir hatten die höchsten Beteiligungswerte aller Häuser“, so Schneider. „Wäre die KSK in dieser Aufstellung in die Finanzkrise gegangen, sie wäre in ganz schweres Fahrwasser gekommen.“
Vertrauensmann und Berater
Günther Wall habe einen Kurswechsel vollzogen. „Er war für die Kreisparkasse ein Segen.“Solide und ohne großes Risiko habe er die KSK an die Spitze der Sparkassen im Land geführt, so Schneider. „Das Haus ist gut geordnet und bärenstark aufgestellt.“Wall sei ihm in all den Jahren auch ein geschätzter Vertrauensmann und kompetenter Berater gewesen, sagte der Sparkassenpräsident. Schneider verlieh Wall die große baden-württembergische Sparkassenmedaille.
Personalratsvorsitzender Erwin Romer würdigte besonders Walls Umgang mit den Kollegen. „Das wichtigste Kapital waren Ihnen die Mitarbeiter, danach haben Sie gehandelt.“Bereits vergangenen Dienstag hatten die Mitarbeiter ihren Chef verabschiedet. „Da floss auch manche Träne“, so Romer. Sparkassenpräsident Peter Schneider über Günther Wall
Wall selbst zeigte sich überwältigt und berührt von all dem Lob. Er habe sich seinen Entschluss zusammen mit seiner Frau Brigitte lange und intensiv überlegt. „Ich bin überzeugt, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um von einer weiteren Vertragsverlängerung abzusehen.“Viel habe sich in den vergangeenn Jahrzehnten verändert, sagt er und erinnerte an das Aufkommen des Internets, die Euro-Einführung, Börsencrashs, internationale Konflikte, Terror oder den Brexit. „Das galt es auch aus dem Bankenbereich heraus zu beobachten und darauf zu reagieren“, sagte Wall.
Es seien anspruchsvolle Jahre gewesen, die man gemeinsam gut gemeistert habe. „Ich habe versucht, mit der notwendigen Ruhe zu führen, Neues einzuführen, gut Funktionierendes nicht zu verändern – und da stets mit kalkulierbarem Risiko.“Er habe immer eine bessere Sparkasse übergeben wollen, als er sie selbst übernommen habe.
„Er war für die Kreisparkasse ein Segen.“
Langfristiges Vertrauen
Symbolisch reichte Wall anschließend den Staffelstab an seinen Nachfolger Martin Bücher weiter. Dieser stammt aus Neuss am Rhein und war zuletzt seit 2007 als Vorstand bei der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig tätig. In Biberach fühle er sich bereits zu Hause und angekommen, sagte er. Auch für ihn seien die Mitarbeiter das wichtigste Kapital, er strebe „langfristiges Vertrauen statt kurzfristigen Profit“an. Er dankte Günther Wall für diese sehr gute Sparkasse, deren Geschäftsmodell er mit seinen Vorstandskollegen Joachim Trapp und Kurt Hardt fortführen wolle. Er wolle, wo immer möglich, noch näher an den Kunden herankommen. Auch Heiko Schmid und Peter Schneider wünschten Bücher viel Erfolg. Er bringe mit 20-jährigen Führungserfahrung die besten Voraussetzungen für die neue Aufgabe mit, so Schmid.