Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
TSV Bad Saulgau vertagt Beitragserhöhung
Hitzige Diskussion bei Hauptversammlung – Ratsmitglied kritisiert Vorsitzenden
- Der TSV Bad Saulgau hat bei seiner Hauptversammlung am Freitagabend in der Volksbank die Entscheidung über die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge und die Vorstandswahlen vertagt. Es muss eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen werden. Zuvor sollen aber die Verhandlungen mit der Verwaltung über die Nutzungsgebühren für Hallen und Sportanlagen neu aufgenommen werden – zur Not auch mittels eines Mediators.
Als Martin Blaser, Vorsitzender des TSV Bad Saulgau, am Freitagabend gegen 21.25 Uhr die Hauptversammlung für 15 Minuten unterbrochen hatte, war abzusehen, dass aufgrund der hitzigen Diskussion wegen der Nutzungsgebühren die Beitragserhöhung von der Tagesordnung abgesetzt wird. „Die Diskussion hat gezeigt, dass die Mitglieder nicht bereit sind für eine Erhöhung, so lange nicht endgültig klar ist, welche Kosten auf unseren Verein definitiv zukommen“, sagte Martin Blaser.
Die 74 stimmberechtigten Mitglieder bei der Hauptversammlung – insgesamt sind es mehr als 2500 – sollten über den vom TSV-Ausschuss ausgearbeiteten Vorschlag abstimmen, wonach Kinder jährlich 39 statt 35 Euro, Erwachsene 77 statt 57 und Familien 115 statt 90 Euro Mitgliedsbeitrag bezahlen sollten. Ausgangsposition der Berechnung waren 40 000 Euro von insgesamt 50 000 Euro, die Bad Saulgaus größter Verein jährlich für die Nutzung von Hallengebühren und Sportanlagen an die Stadt bezahlen sollte. Mit den ursprünglich geplanten Mehreinnahmen durch die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge hätte der TSV 20 000 Euro beisteuern können. „Damit ist aber unsere Schmerzgrenze erreicht“, sagte Martin Blaser.
Allerdings herrscht nach einer Veröffentlichung im Stadtjournal Bad Saulgau Unsicherheit bei den Mitgliedern des TSV. Darin steht in der aktuellen Ausgabe vom 29. Juni, dass für die Nutzung der Sporthallen ein Kostenanteil von 40 Prozent der reinen Betriebskosten in einem überschaubaren Zeitraum als Mitfinanzierung eingebracht werden sollte – nicht auf einen Schlag, sondern stufenweise. Rund 60 000 Euro jährlich für alle Sportvereine, die städtische Hallen und Anlagen nutzen, würde dies auf der Grundlage der aktuellen Zahlen in der Endstufe ausmachen.
Bei der Diskussion wurde aber deutlich, dass der Großteil der anwesenden Mitglieder nicht bereit sei, die Beiträge zu erhöhen – jedenfalls nicht, um Nutzungsgebühren zu bezahlen, sondern lediglich nur, um das Minus in der Vereinskasse von aktuell 11 000 Euro auszugleichen. TSVMitglied Raphael Osmakowski-Miller habe kein Verständnis dafür, dass mit den Hallengebühren die Stadtkasse gefüllt werden solle. „Die Bürger müssen schon jedes Jahr für den Abmangel der Hallen mitbezahlen“, so Osmakowski-Miller, der betonte, dass ein Verein wie der TSV Bad Saulgau das Sozialverhalten, das Miteinander und Teamwork fördere. „Die Stadt gibt andererseits Geld für Segways aus, hat aber kein Geld übrig für die eigenen Bürger“. Und er fuhr fort: „Wir sind nicht die Dienstleister der Stadt, sondern umgekehrt. Das ist asozial und kotzt mich an“, sagte Osmakowski-Miller. Franz Gerhofer vom Tri-Team könne es nicht nachvollziehen, wie die Stadt sich verhalte. „Ich bin fast am Verzweifeln“.
Für eine Erhöhung der Hallengebühren sprach sich Hans-Jürgen Mutschler aus, „weil es durchaus legitim ist“. Und auch legitim sei, die Mitglieder zur Kasse zu bitten. Mutschler machte auch deutlich, dass er es für verkehrt halte, „die Kosten auf die Allgemeinheit umzulegen, anstatt auf die einzelnen Abteilungen“. Martin Blaser teilte Mutschler mit, dass genau über diesen Punkt in einer Ausschusssitzung demokratisch abgestimmt wurde – mehrheitlich, dass die Mitgliedsbeiträge im Gesamtverein erhöht werden sollten.
Dialog unterste Schublade
Aus den Reihen des Bad Saulgauer Gemeinderats vertraten Wolfgang Lohmiller von den Grünen sowie Marcus Haile und Bernhard Scherer (beide SPD) die Verwaltung, die geschlossen beim Generalrapport der Bürgerwachen im Stadtforum war. Wolfgang Lohmiller erinnerte daran, dass die Zuschüsse für die Jugendlichen erhöht wurden und dass die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen seien. Bernhard Scherer nutzte die Gelegenheit und kritisierte, dass der Dialog, wie er zuletzt in den Sitzungen stattgefunden habe, unterste Schublade sei. „Es ist beschämend, wie man hier von beiden Seiten aus miteinander umgeht.“Die Atmosphäre sei inzwischen unterirdisch. Und Scherer wandte sich an Martin Blaser, der selbst zu einem großen Teil schuldig an der Debatte sei, so Scherer. Blaser bringe durch seine andauernden Nadelstiche über Jahre hinweg eine Härte hinein.
Nachdem die Mitglieder einstimmig für die Vertagung der Erhöhung der Mitgliedsbeiträge gestimmt hatten, sollen so schnell wie möglich die Gespräche mit der Verwaltung fortgesetzt werden – ein Mediator soll dabei eingeschaltet werden. „Wir sind bereit für weitere Gespräche“, sagte Blaser am Sonntag auf Anfrage der SZ – der TSV sei auf der Suche nach einem gemeinsamen Konsens.