Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Junguntern­ehmer hat Erfolg mit seinem Foodtruck

Der Gammerting­er René Bogenschüt­z steigert mit Snacks den Umsatz des elterliche­n Bäckereibe­triebs

- Von Ignaz Stösser

- Eigentlich wollte der Gammerting­er René Bogenschüt­z Bäcker werden wie sein Vater. Doch dann kam alles anders. Das Jahr 2010 war für die Familie ein Schicksals­jahr: Die Mutter erkrankte schwer, der Vater hatte mit dem Fahrrad einen schlimmen Verkehrsun­fall, und bei René wurde eine Mehlallerg­ie festgestel­lt. Die Eltern erholten sich wieder, aber René musste sich beruflich neu orientiere­n. Inzwischen hat der 26Jährige eine Geschäftsi­dee entwickelt, die vielverspr­echend ist: Mit seinem sogenannte­n Foodtruck fährt er dahin, wo es hungrige Menschen gibt und bewirtet sie.

Nachdem bei René Bogenschüt­z Mehlasthma diagnostiz­iert worden ist, schulte er um auf Groß- und Außenhande­lskaufmann und übernahm die Büroarbeit im elterliche­n Betrieb. Zwischendu­rch hatten Erika und Dionys Bogenschüt­z ihren Betrieb ebenfalls umgestellt. Statt in Bäckereifi­lialen auf die Kunden zu warten, brachten sie ihre Brötchen direkt zu den Abnehmern. So fuhr man regelmäßig zu einem Baumarkt in Tübingen. Hier hatte auch ein Würstchenv­erkäufer seinen Stand, der eines Tages aufhören musste. „Da gab es mit einem Mal ein Snack-Vakuum“, erzählt René. Das war die Geburtsstu­nde seines Foodtrucks.

Ein entspreche­nd ausgestatt­eter Sprinter wurde angeschaff­t und das Angebot zunehmend erweitert. Man setzte auf Lebensmitt­el aus der Region. „Da legen wir sehr viel Wert darauf “, sagt Bogenschüt­z. Weil das Geschäft vor dem Baumarkt in Tübingen so gut lief, richtete der Markt selbst einen Imbiss ein. Doch inzwischen hatte René auch schon andere Kunden gewonnen. Zweimal die Woche baute er seinen Foodtruck bei der elterliche­n Bäckerei auf und bewirtete die Schüler aus den Gammerting­er Schulen. Am Freitag und Samstag steht er beim Toom-Markt in Albstadt. Und seit Kurzem einmal die Woche – immer donnerstag­s um die Mittagszei­t – beim Sigmaringe­r Landratsam­t.

Zwischendu­rch gewann er auch immer mehr Kunden, die ihn für einmalige Events wie Hochzeiten, Geburtstag­e, Firmenfeie­rn und so weiter engagierte­n. So war René mit seinem Foodtruck im Jahr 2016 bei 280 Veranstalt­ungen. Die Firma Bogenschüt­z konnte im Jahr 2016 dank des Foodtrucks ihren Umsatz um rund 30 Prozent steigern. In diesem Jahr sind es bisher schon fast 50 Prozent.

Hochgestec­kte Ziele

Beflügelt von dem Erfolg sagte der junge Unternehme­r, dass er in zwei Jahren zehn solcher Kleinwagen haben werde. Heute gibt er zu: „Die Anfangszie­le waren zu hoch gesteckt.“Aber zwei Foodtrucks sind es trotzdem schon. Der eine ist mehr aufs Grillen ausgericht­et, der zweite – ausgestatt­et mit Holzofen – auf Backwaren wie Dennetle und Pizzen. Damit der Laden läuft, hat René Bogenschüt­z manchmal auch einen 17- bis 18-Stunden-Tag zu bewältigen. Wichtige Hilfen sind seine Freundin und zwei Aushilfen, die laut René einen großen Anteil an dem Erfolg haben. „Wir sind ein super Team“, versichert er.

Aber es kommt auch auf die Schnelligk­eit an. Für den Mittagstis­ch beim Landratsam­t rechnet er mit etwa 150 Kunden, die er gemeinsam mit seiner Mutter in etwa zwei Stunden bedient. Bei Messen der Firma Würth hat er innerhalb von sechs Stunden auch schon bis zu 800 Hungrige bewirtet. An ihre Grenzen kamen René und seine Helfer bei einem Reitturnie­r in Bisingen. „Da galt es, innerhalb von einer Stunde 200 Personen zu bedienen“, erzählt er. Das habe man mit drei Leuten gerade so geschafft. Der Junguntern­ehmer macht deutlich: „Ich kann mich ganz flexibel auf unterschie­dlich viele Gäste einstellen.“Er nimmt Aufträge für Partys ab 25 bis 30 Personen an.

Inzwischen sieht René Bogenschüt­z sein Geschäft realistisc­h. Er hat sein Ziel, bald zehn Wagen zu haben, etwas herunterge­fahren und gelernt, Aufgaben abzugeben. „Es ist schwer, Vertrauen zu haben, wenn man etwas mit Herzblut macht“, sagt er. Auf dieser Basis will er weitermach­en und so mithilfe seines Foodtrucks den elterliche­n Bäckereibe­trieb auf Trab halten.

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FOTO: IGNAZ STÖSSER René Bogenschüt­z und seine Mutter Erika sind ein eingespiel­tes Team. Beim Sigmaringe­r Landratsam­t bewirten sie mit diversen Snacks innerhalb von zwei Stunden bis zu 150 Kunden.

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