Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Deutschrock bis zur Kante
Partynacht mit Kärbholz und Unantastbar in Neufra
- Die Organisatoren der Neufraer Rocknacht hatten alles richtig gemacht und auch noch verdammtes Glück mit dem Wetter. Die beiden Headliner des Abends „Kärbholz“und „Unantastbar“peitschten mit ihrer Rockmusik die Fans durch eine heiße Nacht. Diese machten super Stimmung und hatten eine geile Party. Total relaxt und feuchtfröhlich sang und tanzte das Publikum im Waldstadion bis der Vollmond sich senkte.
Freitagabend – gelbe Wolken am Himmel und Donnergrollen. Heute sind zwei Top-Bands der Deutschrockszene in Neufra. Das fast uniform schwarz gekleidete Publikum steht in Grüppchen vor der Bühne und ist vorwiegend am Biertrinken. Tattoos und Piercing gibt es nebst Frisuren in vielen Variationen zu bestaunen. Erste Frage von Kärbholzsänger Torben Höffgen an sein Publikum: „Habt ihr Spaß - habt ihr Bier?“Beides ist da, die Party kann beginnen. Mit Vollgasrock brettern die vier vom ersten Beat an los und die Fans gehen mit. Die Lieder sind erdig und handeln von Freundschaft, Liebe und dem Leben an sich. So spielen die vier von „Hintermwald“ihre Hits der vergangenen Jahre und von ihrer neuen CD „Überdosis Leben“. Ein Großteil der Fans singt vom ersten bis zum letzten Wort begeistert mit. Alle Texte sind in deutsch und so versteht man von was die da singen. Gut die Texte sind nicht „Goethe“aber doch ganz annehmbarer Fetenslang mit so manchem Kraftausdruck. Alles in allem sind die fast zwei Stunden kurzweilig und rockig.
Schon der erste Schlag aufs Schlagzeug macht klar: „Unantastbar“ist eine Stufe härter und lauter als „Kärbholz“. Jetzt werden die Töne spürbar bis zum Hosen flattern. Teilweise sind in den auch deutsch gesungenen Trinkliedern irische Melodiephrasen eingeflochten. Auch fürs „Gemüt“gibt es bedächtige Balladen und mehrmals wird mit Feuerzeugen und Handys Stimmung gemacht. Zwischendurch fordert Frontmann „Joggl“seine Fans auf, vor der Bühne Freiraum zum Pogotanzen zu schaffen. Bei diesem Rempeltanz sind die starken Jungs mit Feuereifer dabei. Alles aber gänzlich ohne Gewaltanzeichen und mit offensichtlichem Heidenspaß. Zwischendurch gehen ein paar Bengalos durchs Publikum, aber ganz harmlos und ungefährlich. Die Szene hat das im Griff.
Überhaupt die ganze Rocknacht war sehr entspannt und weit entfernt von Aggressionen. So hatten die Sanitäter einen ganz ruhigen Abend mit sehr lauter Musik. Hier war die Deutschrockszene aus der ganzen Republik, Österreich und der Schweiz fast unter sich und hat mit viel Spaß eine ausgelassene und bierdurstige Rocknacht gefeiert. Selbst das Wetter war zum Chillen.
Die Bands Kärbholz
– das sind neben Sänger Torben Höffgen, Adrian Kühn an der Gitarre,Bassist Stefan Wirths und der Schlagzeuger Henning Münch. Die 2003 gegründete Gruppe aus Ruppichteroth in NRW verortet sich derzeit musikalisch grob zwischen „In Extremo“und den „Toten Hosen“. kommen aus Südtirol. Seit 2004 sind dies: Joachim „Joggl“Bergmeister Gesang, Christian „Heiss“und Thomas „Tom“Conrater an den Gitarren, Mathias „Spitzi“Speranza Bass und hinterm Schlagzeug Florian „Schkal“Wieser. Ihren Stil bezeichnen sie selbst als Punk-Rock. Beide Bands distanzieren sich von rechten Ideologien und wollen mit ihre Musik Spaß zum Feiern machen.
Unantastbar
Mehr von der Rocknacht unter www.schwäbische.de, unter der Ortsmarke „Riedlingen“. Im Backstagebereich im Neufraer Waldstadion traf SZ-Mitarbeiter Simon Schwörer Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg von Glasperlenspiel. Die beiden versprachen viel Spaß und Spannung für das Publikum.
Schwäbische Zeitung: Glasperlenspiel beim Waldstadion Open Air: Habt Ihr den Weg ins oberschwäbische Neufra gut gefunden?
Carolin Niemczyk: Ja, aber es hat ein bisschen gedauert, bis wir hier waren. Wir sind direkt aus Münster gekommen. Jetzt freuen wir uns auf einen grandiosen Abend in Neufra.
SZ: Ihr kommt ursprünglich aus Stockach, also gar nicht so weit weg von Neufra.
Daniel Grunenberg: Ja, das ist heute quasi ein Heimspiel für uns. Wir freuen uns immer, wenn wir in der Heimat spielen können.
SZ: Das Waldstadion Open Air findet dieses Jahr zum zweiten Mal statt: Wie findet ihr es, auf so einem jungen Festival aufzutreten?
Carolin Niemczyk: Es ist super schön, wenn es auch mal was Frisches, Neues gibt. Und hier in Neufra ist es auch total heimelig.
SZ: Was kann das Publikum heute von euch erwarten?
Daniel Grunenberg: Ganz viel Spaß und Spannung. Wir wollen heute Abend mit dem Publikum eine gute Zeit verbringen.