Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Auf den Spuren des Federsees
30 Jahre Nabu-Naturschutzzentrum Federsee
- Mit einem facettenreichen Rahmenprogramm hat das Naturschutzzentrum Federsee am Wochenende sein 30-jähriges Bestehen gefeiert. Mit einer der Höhepunkte dürfte die Jubiläumsführung an den Federsee mit Zentrumsleiter Jost Einstein gewesen sein.
Schon die gut besuchte Fledermausführung am Freitagabend und die Abendführung am Samstag waren lehrreich und interessant und gaben Einblicke in die Natur am Federsee. Zu der Jubiläumsführung konnte Jost Einstein der Gruppe zunächst im Naturschutzzentrum anhand von Fotos und Grafiken die Entstehung des Federseesees aufzeigen und allerhand Interessantes dazu erklären. Dabei war auch die Wiedervernässung und Renaturierung des Federseegebietes ein Thema, das die Zuhörer interessant fanden. Auf dem Weg zum Federsee mit fast 3000 Hektar Naturschutzgebiet konnte Einstein einige Raritäten, wie er Braunkehlchen und Co. bezeichnete, den Besuchern zeigen. Alle Besucher waren natürlich mit Ferngläser ausgestattet und waren für die Hinweise Einsteins dankbar. Zwischendurch zeigte der Leiter des Naturschutzzentrums an einem Beispiel, wie der Moorboden neben dem Steg einem Wackelpudding gleicht, und ein Eisenstab mühelos im Boden versinkt.
Die Größe des Naturschutzgebietes um den Federsee, so Einstein, garantiere für die Tierwelt im Falle eines Ereignisses, wie zum Beispiel einem Hochwasser, immer eine größere Überlebenschance, da sich die Tiere in der großen Pufferzone einfacher zurückziehen könnten. Einstein erklärte, dass der Federsee einst etwa 30 Quadratkilometer groß war, im 18. Jahrhundert immerhin noch um die zehn Quadratkilometer.
Durch zwei Seespiegelsenkungen entstanden seit damals großflächige Streuwiesen, die heute zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa gehören. Klar, dass dann auch die Frage im Raum stand, wann der Federsee endgültig verlandet wäre? Da konnte Einstein aber beruhigen, bei den letzten Vermessungen sei der See sogar einige Hektar größer geworden. Das komme auch daher, weil immer wieder Schilfgürtel ins Wasser umkippen und so die Wasserfläche größer werden könne. Es werde also schon noch etliche Zeit vergehen bis man das genauer sagen könne.
Auf der Terrasse im Federsee angekommen, sahen die Besucher fast kein Wasser, nur die großen Blätter der Teichrose, die aber für das Ökosystem im See kein Nachteil seien. Allerdings sei der Wasserstand zurzeit mit durchschnittlich 25 Zentimetern sehr niedrig. Nur durch das Wehr im Kanal könne dies so reguliert werden, sonst wären sicher Schlammbänke im Wasser zu sehen. Immer wieder ging der Blick mit den Ferngläser in den Himmel, da wieder eine der „Raritäten“zu sehen war. Ob Grau- und Silberreiher oder einige mächtige Greifvögel am Himmel, Wasservögel mit Nachwuchs auf Futtersuche im Wasser, aber auch die Pflanzen gaben Material für viel Gesprächsstoff. Viele Fragen wurden von Einstein als Zentrumsleiter gerne und umfassend aus erster Hand beantwortet.