Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ehrenamtlicher Rehkitz-Retter
Bernhard Schädler unterstützt mit Drohne Jäger und Landwirte bei der Suche nach Tieren
- Ab 5 Uhr morgens ist Bernhard Schädler auf Wiesen und Feldern unterwegs. An knapp 14 Tagen bisher. Rund vier Stunden ist er mit Jägern und Landwirten dann auf der Suche nach Rehkitzen – um sie vor dem Tod durch den Mähdrescher zu retten.
Eine Drohne mit Wärmebildkamera surrt über ihm, überfliegt in einem bestimmten Raster das Feld. das Bild, das die Kamera aufnimmt, wird auf seinen Bildschirm übertragen. Hat er etwas aufgespürt, bleibt die Drohne in der Luft stehen, um einem Jäger einen Orientierungspunkt zu bieten. Über das Mobiltelefon navigiert und lotst Schädler den Jäger zum Rehkitz. Bernhard Schädler schildert den Ablauf einer RehkitzSuche ruhig und sachlich, doch hinter dem Engagement stecken Emotionen, Kindheitserinnerungen und eine tiefe Überzeugung, das Richtige zu tun.
Die Gefahr der Maschinen
Seit drei Jahren macht Bernhard Schädler das – Rehkitze retten. Doch noch nie sei es so erfolgreich wie in diesem Jahr gewesen. Über einen Aufruf bei Facebook seien Hunderte erreicht worden, erzählt er. Jäger, Landwirte, Freiwillige meldeten sich bei ihm. Inzwischen gibt es eine WhatsApp-Gruppe die ständig neue Mitglieder gewinne, spontan kommen dann Anfragen, ob er Zeit habe mit seiner Drohne diese oder jene Wiese zu überfliegen. Sein Arbeitgeber ermöglicht ihm das spontane Ehrenamt mit dem rund zehn Rehkitze gerettet wurden.
Die Zeit der Wiesenmahd ist für die jungen Tiere gefährlich. Die Mähdrescher auf den Feldern werden immer größer, die Maschinen immer schneller. Doch die Rehkitze lassen sich davon nicht verscheuchen. Ihnen fehlt der Fluchtinstinkt, sie ducken sich, statt vor den Maschinen wegzulaufen. „Ich komme selbst aus der Landwirtschaft und weiß, wie viele Unfälle es mit Rehkitzen beim Mähen der Heuwiesen gibt, wie viele Rehkitze auch sterben müssen“, sagt Schädler. Die Eltern hatten Milchkühe. Als Kind hat er miterlebt, wie vor dem Mähen, Jäger mit ihren Hunden verzweifelt die Wiesen absuchten, wie in Menschenketten versucht wurde, die Rehkitze zu finden. „Ich weiß, wie schmerzhaft es ist, wenn ein Reh durch die Mahd umkommen muss.“
Schädler ist begeistert von Technik. Vom Modellflug kam er auf Drohnen, von der Fotografie ging es zur Thermofotografie. Vor drei Jahren kaufte sich Schädler dann eine Wärmebildkamera. Die ursprüngliche Idee: Die Überprüfung von PVAnlagen mit der Wärmebildkamera. Schädler gibt offen zu, dass ein Geschäftsgedanke dahinter stand und sein Unternehmen „Eagledrone“, das mit „Eaglepictures“zusammen arbeite. Es gehe um technische Aufnahmen, um Film und Marketing. Schädler habe die Technik und die erforderlichen Lizenzen. Doch das Interesse an seiner Idee, sei nicht so stark wie erwartet gewesen. Immer stellte er sich die Frage, was er mit der Wärmebildkamera sonst tun könnte. „Die Rehrettung kam mir als ich über eine Katze bei einer Prüfung einer PV-Anlage geflogen bin.“Er habe gehört, dass es das gibt, wusste aber selbst nicht ob es funktioniert. Schädler arbeitete mit einem Jäger zusammen und versuchte es. Es hat funktioniert, wurde ein zweites Standbein – bei dem zwar „viel Kapital in der Luft hängt“, aber nichts abfällt. Es ist eine kostspielige Sache. Rund 3000 Euro zahlte er für die Drohne, 7000 für die Wärmebildkamera. „Die Technik ist nun keine eierlegende Wollmilchsau, aber es ist eine Bereicherung“, ist Schädler überzeugt. Eine Bereicherung auch für Landwirte und Jäger auf deren Unterstützung er angewiesen ist. Er erzählt, dass Jäger daran seien, nachzuforschen, ob es für die Rehrettung möglicherweise Zuschüsse oder Unterstützung gibt. Doch das sei nicht sein Gedanke: „Es wäre nett, aber darum geht es nicht. Würde es mir um das Geld gehen, könnte ich im Bett bleiben, denn ich verdiene dabei nichts.“Er will es im kommenden Jahr wieder machen. Und irgendwie bekommt er ja doch einen Lohn: „Es hat tierischen Spaße gemacht und vor allem dann, wenn man die Rehkitze sieht und die einen so verdattert anschauen, wusste ich immer, dass es das Richtige ist.“