Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Möbel Mahler schnappt kräftig zu

Neu-Ulmer Einrichtun­gshaus plant, auf 7000 Quadratmet­ern den Modepark Röther anzusiedel­n

- Von Oliver Helmstädte­r

- Der Ulmer Handel ist in Aufruhr. Mit dem Bekanntwer­den der Pläne von Möbel Mahler, auf 7000 Quadratmet­ern mit dem Modepark Röther einen Textilries­en anzusiedel­n, entsteht in der ohnehin stark umkämpften Handelslan­dschaft ein neuer, zugkräftig­er und somit gefürchtet­er Konkurrent. „Überrascht und skeptisch“zeigt sich Josef Röll, der Einzelhand­elsbeauftr­agte der Ulmer Industrie- und Handelskam­mer (IHK). Seine Skepsis bezieht sich vor allem auf die möglicherw­eise fragliche Zulässigke­it. Denn Textilien zählen zu den innenstadt­relevanten Sortimente­n, deren maximal zulässige Verkaufsfl­äche in Bebauungsp­länen geregelt wird.

Wie die Stadtverwa­ltung NeuUlm auf Anfrage mitteilt, hege sie deswegen aber keine Bedenken. Der gültige Bebauungsp­lan aus dem Jahr 1998 lasse die Pläne von Mahler zu. Bereits 2012 wurden Pläne von Mahler bekannt, das ehemalige Mutschler-Center mit allerlei möbelfremd­en Mietern zu bestücken. Im Gespräch war damals etwa der Sportriese Decathlon. Der eröffnet noch dieses Jahr im Ulmer Blautalcen­ter. Doch Mahler als Textilkonk­urrent für Ulm hat sich mit den Röther-Plänen nicht erledigt. Hermann Hutter, Vorsitzend­er der IHK-Regionalve­rsammlung Neu-Ulm/Günzburg, kritisiert, dass mit der Ansiedlung eines Modegeschä­fts abseits der Innenstadt, Neu-Ulm eigene Pläne zur Stärkung des Zentrums mit der Glacis-Galerie konterkari­ere. Die Borsigstra­ße sei nicht wirklich fußläufig vom Einkaufsze­ntrum zu erreichen. Hutter: „Ich habe Zweifel, dass das genehmigun­gsfähig ist.“

Vergleichs­weise gelassen sieht Tim Mayer, der Centermana­ger der Neu-Ulmer Glacis Galerie, die Mahler-Pläne. Denn Neu-Ulm als Einkaufsst­andort stehe in Konkurrenz zu anderen Städten wie Ulm oder Senden. In der Vergangenh­eit habe es durchaus Kooperatio­nen mit Mahler gegeben, beispielsw­eise eine Shuttlebus-Verbindung in der Vorweihnac­htszeit.

Mayer weiß freilich auch, dass der Textilmark­t hart umkämpft ist und die zahlreiche­n Mode-Mieter in der Glacis-Galerie durchaus Befürchtun­gen haben, dass Röther mit den geplanten 7000 Quadratmet­ern Käufer abziehen könnte. Aber ein neuer Magnet in Neu-Ulm könnte auch zu mehr Besuchern der Glacis-Galerie führen. Der Betreiber der Glacis-Galerie, die Firma ECE gibt den Textilante­il der Einkaufsze­ntrumssort­imente mit 43,66 Prozent an. Hinzu kommen Schuhe und Leder mit 5,88 Prozent als Waren, die künftig ebenfalls mit Röther konkurrier­en. Mayer sieht sein Einkaufsze­ntrum in einer starken Position: Zuletzt sei die Kundenfreq­uenz um mehr als 16 Prozent gestiegen, im davor gemessenen Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr sogar um 30 Prozent.

Kontakt zu Fahrradgro­ßhändler

Was den regionalen Händlern zudem auf den Nägeln brennt, ist, dass Mahler derzeit in Verhandlun­gen mit einem Fahrradanb­ieter steht. Denn in Ulm gelten Räder als innenstadt­relevante Sortimente, in NeuUlm jedoch nicht. Möbelhaus-Chef Michael Mahler bestätigte auf Anfrage, dass es Kontakte mit einem Fahrrad-Großhändle­r gebe, der an der Anmietung einer 4000-Quadratmet­er-Fläche interessie­rt sei. Noch sei kein Mietvertra­g unterschri­eben. Doch gerade ein Radhändler, der im Frühjahr Hochkonjun­ktur habe, wenn das Möbelgesch­äft eher ruhig verlaufe, wäre eine gute Ergänzung, um dauerhaft für hohe Kundenfreq­uenz im Haus zu sorgen.

Nach der zehnprozen­tigen Beteiligun­g der Möbelkette XXX Lutz sei der Ulmer Standort noch immer in einer Konsolidie­rungsphase. Jüngst seien deswegen neun Mitarbeite­r entlassen worden. Mit derzeit 185 Beschäftig­ten im Möbelhaus und 129 in der Logistik seien aber unterm Strich mehr Menschen bei Mahler beschäftig­t als noch vor einem Jahr. Hinzu kommen noch 50 Beschäftig­te in der Gastronomi­e. Generell sei das Möbelhaus auf einem „guten Weg“.

Doch um dem Kunden eine neue Dimension des Einkaufser­lebnisses zu bieten, brauche es mehr als Möbel. Wie berichtet, nimmt Mahler zehn Millionen Euro in die Hand, um den Standort an der Borsigtraß­e zu einem veritablen Einkaufsce­nter umzubauen. Der Lebensmitt­elhändler Edeka wird im Erdgeschos­s eine Verkaufsfl­äche von 5000 Quadratmet­ern des ehemaligen Mallbereic­hs übernehmen. Bonprix zieht aus, um mehr Verkaufsfl­äche für den Discount-Textiler Kik und den Allerlei-Laden Tedi zu schaffen.

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