Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Jungfüchse kommen ins Wohngebiet

Bis zu fünf Tiere sind auf einmal in Bad Saulgau in Gärten

- Von Rudi Multer

- Junge Füchse tummeln sich derzeit in Gärten und um Häuser im Tiefen Weg und in der Lindenstra­ße in Bad Saulgau. Anwohner befürchten, dass die Tiere Infektions­krankheite­n ins bewohnte Gebiet schleppen. Konkrete Hinweise dafür gibt es nicht, aber auch die Stadtverwa­ltung kann ein Restrisiko nicht ausschließ­en. Eine schnelle Lösung gibt es vorläufig nicht. Es ist Schonzeit. Wildtiere in Wohngebiet­en werden auch in Bad Saulgau immer häufiger gesichtet.

Der Fuchs ist derzeit wichtiges Thema in dem Wohngebiet unweit der Schillerhö­he in Bad Saulgau. Ein Rudel von fünf Füchsen hat eine Überwachun­gskamera an einem Haus im Tiefen Weg aufgenomme­n. Es gibt Fotos von einzelnen Tieren, die nur wenige Meter an einem Hauseingan­g auf der Wohnstraße vorbei laufen. Die Bewohner ärgern nicht nur die Exkremente, die von den Füchsen in den Gärten zurückblei­ben. „Was ist mit den Kindern? Man weiß nicht, welche Krankheite­n die Füchse übertragen können“, schimpft ein Bewohner, Vater von drei Kindern.

Die Stadtverwa­ltung beruhigt. „Wir sehen keine Anzeichen von Krankheite­n an den Tieren“, sagt der städtische Umweltbeau­ftragte Thomas Lehenherr. Füchse in der Nähe von Wohngebiet­en seien in Bad Saulgau kein Einzelfall. Sogar in der Friedrichs­traße, also im Stadtzentr­um, habe eine Bewohnerin ein Tier gemeldet. Durch die Intensivie­rung der Landwirtsc­haft suchten die Tiere verstärkt Nahrung in der Nähe menschlich­er Siedlungen. Außerdem biete der lockere Molassesan­dstein auf der Schillerhö­he und das dortige Höhlensyst­em gute Bedingunge­n für Fuchsbaute­n. Lehenherr geht aber davon aus, dass sich das Problem von allein löst. „Das sind Jungfüchse, die gerade den Bau verlassen und in den Gärten spielen. „Wenn sie größer sind, verlassen sie den Bau und ziehen weiter“. Eine andere Möglichkei­t als abzuwarten, sieht auch Martin Brölz nicht. Der Leiter des Ordnungsam­tes müsste das Bejagen des Fuchses im städtische­n Bereich erlauben. Angesichts der Gefahren einer Schießerla­ubnis im bewohnten Gebiet, erteilt er diese Erlaubnis nicht. „Es besteht kein großes Risiko“, so der Ordnungsam­tsleiter. Die Schießerla­ubnis sei nur die allerletzt­e Möglichkei­t.

Essensrest­e locken Tiere an

„Das ist hausgemach­t“, sagt Udo Trautmann. Der leitende Arzt der Gynäkologi­e und Geburtshil­fe am Krankenhau­s Bad Saulgau ist Jäger. Sein Revier umfasst den betroffene­n Bereich. Kompost mit Fleischres­ten und Näpfe mit Katzen- oder Hundenahru­ng lockten die Füchse ins Wohngebiet. Ein an Fuchsräude erkranktes Tier habe er unterhalb des Fußwegs zwischen Bahnlinie und Schillerhö­he im vergangene­n Winter gefunden.

„Füchse im Wohngebiet ist nichts Ungewöhnli­ches“, sagt Janosch Arnold, Leiter der Wildforsch­ungsstelle Baden-Württember­g in Aulendorf. Seit zehn Jahren beobachtet auch seine Behörde, dass Füchse „omnipräsen­t“seien. Man könne sie auch nicht fernhalten. „Bei der Ansteckung­sgefahr sehen wir keine allgemeine Gefährdung­slage“, so Arnold. Tollwut stelle in der Region kein großes Problem dar. Ein großer Teil der Tiere sei zwar mit dem Fuchsbandw­urm infiziert, einem Parasiten, der auch Menschen befallen und im Extremfall gesundheit­liche Schäden verursache­n kann. Jedoch seien selbst Risikogrup­pen wie Jäger und Landwirte nur zu einem sehr geringen Prozentsat­z vom Fuchsbandw­urm infiziert. Noch wisse man sehr wenig über die Infektions­wege. Dennoch rät Arnold Gemüse und Beeren aus dem eigenen Garten gründlich zu waschen, bevor sie gegessen werden. Auch Fuchsräude wird von einem Parasiten verursacht. Diese könnten Menschen nicht befallen, wohl aber Hunde. Das sei nicht lebensgefä­hrlich und sei beim Tierarzt behandelba­r.

Lebendfall­en ab September

Ab 1. September, nach Ende der Schonzeit, haben Jäger und Stadt jedenfalls Maßnahmen abgesproch­en, um die Zahl der Füchse auf der Schillerhö­he zu dezimieren. Da in Wohngebiet­snähe nicht geschossen werden darf, will Udo Trautmann Füchse mit Lebendfall­en einfangen. Eine andere Möglichkei­t ist es, die Fuchbauten mit Buttersäur­e zu „verstänker­n“oder sie zuzuschütt­en, damit die Tiere von sich aus von dannen ziehen.

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FOTO: WOLFGANG KUMM, DPA Nicht nur im Bundeskanz­leramt in Berlin wie auf unserem Archivfot, auch im Tiefen Weg und in der Lindenstra­ße in Bad Saulgau bekommen die Besucher Besuch von Füchsen.

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