Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Neue Gräben für den Hochwasserschutz
Büro stellt Maßnahmen für Zwiefaltendorf und Neufra vor – Ortschaftsräte stimmen zu
Büro stellt Maßnahmen für Zwiefaltendorf und Neufra vor.
RIEDLINGEN - Das Datum 7. Juni 2016 hat sich in Zwiefaltendorf eingeprägt, genauso wie der 24. Juni 2016 in Neufra. An diesen beiden Tagen des vergangenen Jahres haben Unwetter mit starken Regenfällen zu Überschwemmungen und hohen Schäden geführt. Wie dies künftig bei Starkregen verhindert werden kann, wurde am Mittwoch in einer gemeinsamen Sitzung der Ortschaftsräte besprochen. Dazu sind erhebliche Baumaßnahmen erforderlich. Eine erste, grobe Kostenschätzung geht von 1,5 Millionen Euro aus. Allerdings besteht die Hoffnung auf Zuschüsse bis zu 70 Prozent der Kosten.
An diesen beiden Tagen im Juni öffnete der Himmel seine Schleusen über der Region. Es fiel so viel Regen in einer Stunde, wie sonst kaum an Tagen. Die Folge: Die Kanäle konnten das Wasser nicht mehr aufnehmen, es staute sich auf der Straße, Keller und Wohnungen liefen voll. In Zwiefaltendorf stand das Wasser zeitweilig einen halben Meter auf der Straße.
Nach diesen Ereignissen hat die Stadt das Ingenieurbüro Winkler aus Stuttgart mit der Analyse der Situation und mit der Vorstellung der Maßnahmen beaufragt, um dies künftig zu verhindern. Am Mittwochabend stellte Bauingenieur Armin Binder die Ergebnisse den Ortschaftsräten aus Neufra und Zwiefaltendorf vor.
Bei Regenfällen wie vor gut einem Jahr können die Dohlen die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Daher schlug Binder vor, den Schacht am Tiefpunkt des Ortsgebiets Neufras, wo das Wasser zusammenkommt, umzubauen. Letztlich geht es darum, einen Notüberlauf und neue Entsorgungsleitungen zu bauen. Anschließend müsste das Wasser kontrolliert über einen Graben bis zur Schwarzach abgeleitet werden: Dieser Weg ist sehr weit. Zuerst müsste über eine Strecke von 130 Metern eine Dohle gebaut werden, die unter der B311 durchgeführt wird. Danach ist noch ein 240 Meter langer Graben bis zur Schwarzach notwendig. Grob überschlagen liegen die Kosten für diese Baumaßnahme bei 600 000 Euro, so Binder. Mit dem Vorschlag stieß Binder auf offene Ohren bei den Ortschaftsräten. „Die Maßnahme war von uns so gewünscht“, sagte Ortsvorsteher Hermann Hennes.
Auch für Zwiefaltendorf hat der Bauingenieur ein Konzept vorgestellt, um Ereignisse wie im Juni 2016 zu verhindern. Dieses sieht entlang des Hügelrückens ein Rinnensystem vor, um das Wasser aus den Hanglagen abzufangen, das sonst ins Dorf laufen würde. Der notwendige Graben müsste über mehrere hundert Meter dem Hang entlang geführt und dann über einen Abhang bis zur Donau abgeleitet werden. Erste Kostenschätzung: 900 000 Euro.
Im Grundsatz befürworteten die Zwiefaltendorfer die Pläne, allerdings hatten sie große Zweifel an der Linienführung für den Graben. Die zugrunde gelegte Topographie stimme nicht mit der Realität überein, so die Zwiefaltendorfer. Und sie hatten noch den Vorschlag, den Graben weiterzuführen, so dass er dann im freien Gelände versickern kann und die Einleitung in die Donau gar nicht notwendig wäre. All dies könnte in weiteren Planungen genauer untersucht werden.
Kosten-Nutzen-Verhältnis
Doch dafür muss auch der Gemeinderat noch grünes Licht geben. Denn die Kosten sind hoch. Allerdings gibt es gute Chancen auf Zuschüsse. Wenn beide Maßnahmen der Stadt zusammengefasst würden, liegen die Kosten bei rund 1,5 Millionen Euro. Und dafür sind rund 70 Prozent Zuschuss möglich, wie Jürgen Nagler vom Landratsamt erläuterte. Allerdings geht dem ein strenges Prüfverfahren voraus. So muss unter anderem dargelegt werden, dass der Nutzen die Kosten deutlich übersteigt.
Sollte der Rat den Maßnahmen zustimmen, ist mit einer Umsetzung allerdings nicht vor 2019 zu erwarten. Die notwendigen Untersuchungen und die Abstimmungsverfahren machen diesen langen Vorlauf nötig. Und vor allem: Für die Maßnahme in Zwiefaltendorf ist Grunderwerb notwendig. Denn die Flächen, die für den Graben benötigt werden, sind nicht im Besitz der Stadt Riedlingen.