Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Löwenmensch rückt in den Mittelpunkt
Museum Ulm reagiert auf Ernennung der Eiszeit-Kunst-Höhlen zum Welterbe
(heo) - Mit der Ernennung der sechs Höhlen auf der Schwäbischen Alb zum Weltkulturerbe hat es Ulm in die New York Times geschafft: Der in Ulm aufgestellte und in der StadelHöhle am Hohlenstein gefundene Löwenmensch wird hier als „half manhalf lion“beschrieben.
Im Museum Ulm, das am Dienstag den ersten Öffnungstag seit der Ernennung hatte, stellt man sich auf einen steigenden Besucheransturm ein. „Zumindest hoffen wir darauf“, sagt Marcel Hess, der im Museum für das Marketing zuständig ist.
Derzeit werde noch an den Formulierungen gebastelt, wie künftig das Thema Weltkulturerbe und Löwenmensch in neuem Werbematerial und dem geplanten neuen Internetauftritt am besten zum Ausdruck gebracht werden könne. Denn die Tatsache, dass die Unesco die Eiszeit-Höhlen zum Weltkulturerbe erhob, bedeute ja freilich nicht, dass der Löwenmensch Weltkulturerbe ist. Die berühmten Bronzetafeln mit der Aufschrift „World Heritage Site“werde deswegen nur vor den den Höhlen in den Tälern der Flüsse Ach und Lone zu sehen sein.
Doch mit dem Signet Weltkulturerbe schmücken will sich das Museum Ulm freilich auch. Zwar gebe es „Gedankenspiele“, wie der Löwenmensch in Ulm noch besser präsentiert werden könne, so Marcel Hess. Doch gänzlich unzufrieden sei man in Museum nicht mit dem Status Quo, wie auch jüngst der Kunsthistoriker und Ex-Chef des British Museum, Neil MacGregor, bei seinem Besuch in Ulm betont hatte. Die Figur sei einst für einen kleinen Raum geschaffen worden, deswegen müsse man sie auch so zeigen. „Man muss intim mit diesem Objekt umgehen“, sagte MacGregor. „Die Figur ist so haptisch, man möchte sie sofort in die Hand nehmen.“
Bessere Präsentation geplant
Dennoch gibt es bereits Überlegungen, wie die 31 Zentimeter große Figur anders präsentiert werden könne. Der Löwenmensch könnte aus der Archäologie-Ausstellung im ersten Obergeschoss in das Parterre umziehen und dort einen zentraleren Platz bekommen, der seinen Status betont. Dem schließlich ist die längliche Figur aus Mammutelfenbein nur so groß wie eine Barbiepuppe, doch damit größer als alle anderen Figuren, die den Höhlen zum Welterbe-Titel verhalfen.
Um ein Haar wäre das Fabelwesen nie ans Tageslicht gekommen: Bruchstücke wurden am letzten Tag einer Ausgrabungskampagne im Jahr 1939 entdeckt, die wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs dann abgebrochen wurde. Es dauerte 30 Jahre, bis ein Archäologe die Bruchstücke als Teile einer Figur erkannte. Und im Jahr 2009 entdeckten Forscher weitere Fragmente an der Fundstelle der Statuette aus dem Jahr 1939. Nun ergeben über 300 Teile ein Ganzes.