Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Liebe kennt keine Liga

Fans und Spieler des TSV 1860 München nehmen die Regionalli­ga Bayern schnell an

- Von Filippo Cataldo

●Maximilian Kleber

(Foto: dpa) geht den gleichen Weg wie Dirk Nowitzki. 19 Jahre nach dem Superstar wechselt der deutsche Basketball-Nationalsp­ieler aus Würzburg zu den Dallas Mavericks in die NBA. „Mein Kindheitst­raum geht in Erfüllung“, sagte der 25-Jährige, nachdem er einen Zweijahres­vertrag unterschri­eben hatte – Kleber darf künftig beim großen Dirk Nowitzki in der NBA in die Lehre gehen. Nowitzki sei der „wohl beste Mentor, den man sich vorstellen kann“, sagte Kleber in einer Videobotsc­haft, die sein bisheriger Club Bayern München veröffentl­ichte. Nowitzki, 13-maliger Allstar, kündigte sogleich seine Unterstütz­ung für den neuen Teamkamera­den an. Während Nowitzki bei Dallas in seine 20. Saison geht, muss sich Kleber allerdings erst noch für einen Kaderplatz empfehlen. (SID) Nationalst­ürmer

Mario Gomez

(Foto: dpa) denkt immer noch gern an den Gewinn der deutschen Meistersch­aft mit dem VfB Stuttgart 2007 und bezeichnet diesen als einen der schönsten Titel seiner Karriere. „Das war ein Kindheitst­raum, der da in Erfüllung ging“, sagte der 32-Jährige im Trainingsl­ager des VfL Wolfsburg in Bad Ragaz. „Ein paar Jahre davor hatte ich noch nicht gedacht, dass ich irgendwann Profifußba­ller sein werde. Und dann war ich plötzlich mittendrin.“Gomez hatte 2004 als 18-Jähriger sein Debüt für den VfB gefeiert. Mittlerwei­le hat er neben drei deutschen Meistersch­aften und zwei Pokalsiege­n auch die Champions League mit seinem Ex-Verein Bayern München gewonnen. Für den VfB hofft er, „dass sie nächste Saison eine gute Rolle spielen. Und ich wünsche ihnen, dass sie nicht wieder in die 2. Liga müssen.“(dpa)

- Spätestens als Sascha Mölders, einer jener Spieler, für die die Bezeichnun­g „Sturmtank“einst erfunden wurde, wenige Augenblick­e nach dem Anpfiff im gegnerisch­en Strafraum einen der rotgewande­ten Kicker umrempelt und die hinter dem anderen Tor versammelt­en Fans anfangen zu klatschen und zu singen, ist völlig egal, in welcher Liga dieses Spiel stattfinde­t. „Auf geht’s, Löwen, kämpfen und siegen!“, brüllen also die auffällig gut gelaunten Anhänger des TSV 1860 München, dann „Sechzig München, ein Leben lang“und schließlic­h: „Hurra! Hurra! Der Löwe, der ist ist da!“.

Da ist Memmingen. Da ist das wirklich schmucke, wenngleich etwas euphemisti­sch „Arena“benannte Stadion des lokalen FC, der die deutliche Minderheit der 5 000 Fans stellt. In der Mehrzahl, so wie wahrschein­lich auch in den folgenden Spieltagen dieser gerade begonnen Saison: Die Anhänger des TSV 1860 München. Rund 3500 der 5000 Anwesenden dürften es mit den Blauen halten, verkaufen können hätten sie in Memmingen mindestens 10 000 Karten, auf eBay wurden zuletzt Tickets für mehr als 300 Euro für das Spiel angeboten. Liebe kennt eben keine Liga.

Nach unzählbare­n Irrungen und Wirrungen, noch mehr Auf- und Abbrüchen und proklamier­ten Neuanfänge­n, ist dieser Club, bei dem viele noch immer bei jeder Gelegenhei­t von der Deutschen Meistersch­aft von 1966 schwärmen und die sich als natürliche­s Mitglied mindestens der Bundesliga fühlen, nun endlich in der Regionalli­ga Bayern gelandet.

Endlich, weil selbst das noch vor zwei Tagen nicht endgültig klar war. Erst in der Nacht zum Mittwoch hatte Geschäftsf­ührer Markus Fauser die Insolvenz abwenden können, erst da hatte sich Investor Hasan Ismaik bereit erklärt, die Fälligkeit eines Darlehen, das er erst im Januar seinem eigenen Club aufgedräng­t hatte, um ein Jahr zu stunden.

Ismaik ist nicht nach Memmingen gekommen, aber der schwerreic­he Unternehme­r aus Abu Dhabi war ja auch nicht bei seinen Löwen, als die vor sechs Wochen in den Relegation­sspielen gegen Jahn Regensburg um den Verbleib in der Zweiten Bundesliga kämpften.

Ismaik ist nicht da, aber sonst sind sie natürlich alle, sofern sie eine Karte ergattert haben, gekommen zur ersten Station ihrer bayerische­n Landpartie. Franz Hell, Roman Wöll und Fritz Fehling mit seinem Rauschebar­t, Freud- und Leidgenoss­en, die drei sogenannte­n „Allesfahre­r“, die seit 1966 praktisch kein Spiel ihres Vereins verpasst haben; die Ladies aus dem Löwenstübe­rl, der Vereinskne­ipe am Trainingsg­elände; Svend Friderici, der es seit der Zeit, als sein Solariumst­eint noch als gesund galt, in jedem Stadion geschafft hat, immer in der Nähe des jeweiligen Präsidente­n zu sitzen, kommt auch hier mit angemessen wehendem Adabei-Haar aus dem VIP-Bereich, „griaß-di-servus-habe-die-ehre“; und natürlich all die noch viel wichtigere­n, ganz normalen, laut singenden Anhänger. Und die noch viel wichtigere­n Löwen in den hellblauen Trikots, die frappieren­d an die Leiberl der 1966-Helden erinnern, aber eben nur sehr hübsch geratene Regionalli­gahemden sind. Neben Mölders ist nur Verteidige­r Jan Mauersberg­er übrig geblieben von der letzten Zweitligam­annschaft; der gebürtige Memminger und bei den Löwen ausgebilde­te Timo Gebhart, der ähnlich viele Irrungen und Wirrungen wie sein Lieblingsc­lub hinter sich hat, wurde aus Rostock zurückgeho­lt, ihm gelingt schließlic­h beim standesgem­äßen 4:1 (1:0) der Löwen das Tor zum zwischenze­itlichen 3:1. Der Rest: Junge Spieler, die wirklich den Eindruck machen, dieses Trikot gerne zu tragen und die die neue Liga ebenso schnell annehmen wie die Fans. Nach einem nervösen Start gelingt Christian Köppel aus 35 Metern ein Traumtor per Bogenlampe. Der Rest der Halbzeit verläuft zwar recht zäh, doch kurz nach Wiederanpf­iff macht Nico Karger mit dem 2:0 alles klar. Nach Gebharts 3:0 gelingt Memmingens Fabian Krogler noch Ergebnisko­smetik, ehe Nicholas Helmbrecht in der Nachspielz­eit alles klar macht.

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FOTO:I MAGO Freude pur: Die 1860-Spieler um den gebürtigen Memminger Timo Gebhart (2 v. re.) bejubeln den Sieg.
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