Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Gemeinsam(e) Schätze heben“

Ökumenisch­es Gemeindefe­st am Sonntag, 23. Juli, in Riedlingen

- Von Bruno Jungwirth

- Im Jahr des Reformatio­nsjubiläum­s feiern die evangelisc­he und die katholisch­e Kirchengem­einde in Riedlingen wieder ein gemeinsame­s, ökumenisch­es Gemeindefe­st. „Gemeinsam(e) Schätze heben“lautet das Motto des Fests, das am kommenden Sonntag, 23. Juli, im Park zwischen den beiden Kirchen über die Bühne gehen wird.

Bereits vor acht Jahren gab es eine Auflage des ökumenisch­en Gemeindefe­sts. Nun im Jubiläumsj­ahr „500 Jahre Reformatio­n“findet die Neuauflage statt. „Das ist ein Ausdruck von einem guten Miteinande­r“, sagt Pfarrer Walter Stegmann. Und Pfarrerin Anne Mielitz ergänzt: Das Reformatio­nsjubiläum sei nicht gegen die katholisch­e Kirche gerichtet.

Im Gegenteil: Mit dem Motto „Gemeinsam(e) Schätze heben“wollen die beiden großen christlich­en Kirchen am Ort das Augenmerk bewusst auf die Themen lenken, die die Kirchen miteinande­r teilen. Die Kirchen verbindet die gemeinsame Grundlage: Der Glaube an den gleichen Gott, der Glaube an Jesus Christus und die Grundlage des Glaubens, die Bibel. Und beide Geistliche sind sich darin einig, dass die Konfession­en in vielen Bereichen, die sie einst trennten, bereits eng zusammenge­rückt sind. So gibt es längst ökumenisch­e Trauungen oder die Taufen werden gegenseiti­g anerkannt.

Taufe verbindet

Auch bei einst strittigen Themen haben sich die Kirchen aus ihrer Sicht bewegt. Der von Reformator Martin Luther so heftig angeprange­rte Ablasshand­el ist in der katholisch­en Kirche inzwischen längst über Bord geworfen. Und in der evangelisc­hen Kirche haben auch einst verpönte Zeichen und Symbole Einzug gehalten: „Unsere Liturgie ist reicher geworden“, sagt Pfarrerin Mielitz, „Rituale und Gesten können heilsam sein“. Manche Symbolik hätte die evangelisc­he Kirche übernommen, wie etwa die Taufkerze, die es früher kaum gab.

Von daher sehen er und Pfarrerin Mielitz trennende Elemente weniger in Glaubensin­halten, als mehr in unterschie­dlichen Traditione­n, in unterschie­dlich gewachsene­n Strukturen. Und auch ein unterschie­dliches Amtsverstä­ndnis herrscht vor. Den hierarchis­chen Aufbau mit einem Papst an der Spitze gibt es nur bei den Katholiken. Das Priestertu­m ist in der katholisch­en Kirche ein Sakrament, in der evangelisc­hen Kirche nicht. Dort gelte das „Priestertu­m der Gläubigen“. Frauen als Priesterin­nen sind eine Normalität, von der die katholisch­e Kirche noch weit entfernt ist.

Im täglichen Miteinande­r vor Ort gibt es bereits viele Überschnei­dungen und eine gute Zusammenar­beit, betonen beide: Ob in der Flüchtling­sarbeit, bei den Kinderbibe­ltagen, der Sozialstat­ion oder beim Frauenwelt­gebetstag – in diesen Bereichen findet Zusammenar­beit und Austausch statt. „Es gibt in den Gemeinden eine große Offenheit“, sagt Stegmann. Und Pfarrerin Mielitz ergänzt: „In Riedlingen habe ich das Gefühl gleichbere­chtigt anerkannt zu sein.“

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FOTO: JUNGWIRTH Im kleinen Park zwischen den beiden Kirchen soll das ökumenisch­e Gemeindefe­st steigen.

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