Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Allein – Tatort Schule
Ertinger Schüler verarbeiten Mobbing und Außenseiter in einem Theaterstück
- 34 Akteure der Klasse 9 der Michel-Buck-Gemeinschaftsschule Ertingen befassen sich während des Schuljahrs im Fach „Gemeinsam Persönlichkeit stärken“(GPS) mit dem Thema „Allein gegen alle – Mobbing und Cliquenwirtschaft an einer Schule“. Aus der Aktualität dieser Beziehungen an vielen Schulen haben sie mit vier Lehrern ein Theaterstück entwickelt, das am Montag, 24. Juli, um 20 Uhr in der Kulturhalle Ertingen zu sehen sein wird.
Für die „Sportlerclique“ist Sport sehr wichtig. Gemeinsam trainiert man für die Schulmeisterschaften. Daneben gibt es die „Zickenclique“. Hier wird viel Wert auf Mode gelegt. Aber auch Lotta besucht die Klasse. Sie möchte auch gerne Teil einer Clique sein. Die beiden Cliquen mögen sich untereinander nicht, doch wenn es gilt, Mitschüler wie etwa Lotta zu mobben, halten sie zusammen. Auch vor Grobheiten bis hin zu Gewalt schreckt man da nicht zurück. Doch da gibt es auch noch Fanni. Sie gehört zwar zur „Mädelsclique“, gilt jedoch als eine Art Außenseiterin. Sie scheint allerdings ein offenes Ohr für viele Situationen zu haben.
Wegen angeblicher Diebstähle und Lästereien in einer Gruppe streiten sich die beiden Cliquen. Die Beschuldigten behaupten zwar, nichts gemacht zu haben, doch kann man das glauben? Inwieweit sind Fanni und Lotta mit im Spiel, die beide oft unter einem ähnlichen Schicksal in der Klasse stöhnen?
Das Buch „Tatort Schule –Gewalt an Schulen“von Sylvia Hamacher, heute 25-jährige Psychologiestudentin und selbst Mobbing-Opfer, war einer der Auslöser für die Klasse 9, sich mit diesem Thema intensiver zu beschäftigen. Ein Workshop am Staatstheater Stuttgart war wohl der andere Auslöser, beide Komponenten mit eigenen Ideen zu füllen, die Vorlage umzusetzen und für die Öffentlichkeit erfahrbar zu machen. Je nach Begabung, Fähigkeiten, Interesse und Mut als Schauspieler aufzutreten, haben sich die 34 Schüler dieser Klassenstufe unter Anleitung von Sabrina Sauter, Margrit Blessing, Verena Schmitt und Michael Haag daran gemacht, in viel persönlicher Arbeit ein Theaterstück zu fertigen. Die Vorlage wurde in unterrichtlicher Arbeit abgeändert, variiert, mit persönlicher Erfahrung mit Leben gefüllt und zu einem Theaterstück geformt. Viel Textarbeit durch die Schüler stecken in den nun vorgestellten Szenenfolgen. Bald stellte sich heraus, wer schauspielerische Fähigkeiten besitzt, wer sich zutraut, auf der großen Bühne der Kulturhalle aufzutreten, wer sich im Reich der Musik auskennt oder wer eher technische Fertigkeiten besitzt und sich als Bühnenbildner oder als Meister am Mischpult ausweisen kann. So konnten sich Talente und Begabungen innerhalb der Gruppe entfalten, was zu einer starken Identifikation mit dem anvisierten Ziel führte.
Aufrührerisch, beklemmend und tiefgründig wird der Zuschauer auf der großen Leinwand mit Themen konfrontiert wie „Ich bin auch nur ein Mensch“, mit Aussagen wie Schmerz, Angst, Wut, verletzt. Ein eigen entworfenes variables Bühnenbild, modern fetzige Musik, live gespielt, mit Solopassagen gesanglich erweitert und tänzerisch umgesetzt, ergeben ein bewegtes Geschehen auf der Bühne.
Nach Lösungen suchen
Viele Szenen des KultursommerStücks der Schule werden detailliert und mit körperlicher Nähe ausgespielt, und manches Mal rettet nur der Schulgong zur Pause vor manch unerwünschter Ausweitung des Geschehens. Breakdance und Modetrends sind zwei Erscheinungsformen vor allem in der jugendlichen Szene, die Konflikte in sich bergen. Aus verschiedenen Perspektiven wird nach Lösungen gesucht. Wie der „Tatort Schule – allein“sich entwickelt und zu einem Schlusspunkt führt, wird hier natürlich nicht verraten, doch das von Schülern erarbeitete Theaterstück wird niemand unberührt lassen.