Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die reine Freude
Sommerliches Barockkonzert: Kammerorchester Riedlingen musiziert im Goldenen Saal
- Vivaldi, Händel und Corelli gehören zum Inbegriff des instrumentalen Barock. Nimmt ein Orchester weniger bekannte Komponisten wie Le Chevalier de Saint Georges oder Pietro Locatelli in sein Konzertprogramm auf, so zeigt dies, dass man barockes Musizieren nicht auf ein enges Gebiet begrenzen kann. Dies verdeutlichte auch das Kammerorchester Riedlingen bei seinem Konzert in Bad Buchau eindrucksvoll.
Das Kammerorchester Riedlingen eröffnete sein sommerliches Schlosskonzert in Bad Buchau mit einer kurzweiligen Sinfonia von Antonio Vivaldi. Bereits mit zehn Jahren musizierte er mit seinem Vater im Orchester, seine Kompositionen waren später europaweit bekannt. Froh bewegt mit geradlinigen, zumeist aufsteigenden Phasen beginnt Vivaldi das Allegro. Peter Stefan Hatvani, seit vielen Jahren mit dem Orchester aufs Engste verbunden, ließ sein Streicherensemble in barocker Heiterkeit musizieren. Weich und elegant das Largo, umso beschwingter das nachfolgende Allegro, zu einem angenehmen Sommerabend passend.
Georg Friedrich Händel beginnt sein Concerto grosso a-Moll im Larghetto mit einem Thema, das den Violinen vorbehalten ist. Auf der soliden Basis von Viola, Cello und Kontrabass bringen die führenden Stimmen Händels belebende Melodik zum Leuchten. Ein spannungsreicher Akkord führt zum bewegten Allegro. Im Stil einer großen Orchesterfuge wandert das Thema durch alle Stimmen und vereint sich variantenreich zu einem wohlklingenden Tutti. Eingebaute Zwiegespräche erhöhen den Reiz beim Zuhören und den Anspruch des Musizierens, was der Spielgemeinschaft beeindruckend gut gelang. Auf ein Largo voll melodiöser Schönheit folgte ein erneut beschwingtes Allegro, auch im heiteren Dreiertakt gut durchstrukturiert. Die Korrespondenz zwischen beiden Violinstimmen erhöhte den Reiz dieses Werks.
Bekömmlich und erfrischend
Le Chevalier de Saint Georges komponierte wie Vivaldi und Händel in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Beschrieben als graziös und klein von Gestalt, als begeisterter Tänzer und Fechter, beginnt er seine Symphonie XI Nr. 2 im klassischen Stil mit einem tonlich ausladenden Allegro Presto, dessen Eingangspassagen bald von erhellenden Tonfolgen abgelöst werden. So verbinden sich geradlinig verlaufende Abschnitte mit heiteren kurzgefassten Themen zu einem bekömmlich erfrischenden Ganzen voll strahlender Klangfülle. Auch hier melodisch verinnerlicht das Andante mit seinen transparenten Szenen der beiden Violinen, gestützt von dezenter Mitgestaltung der tieferen Instrumente. Spritzig, anregend, tonlich durchdacht, mit Pizzicato-Passagen durchsetzt, geriet das Allegro als passende Fortführung der vorhergehenden Barockwerke.
Arcangelo Corelli, nicht nur in Rom und Bologna als herausragender Violinist gefeiert, darf bei einem sommerlichen Barockkonzert nicht fehlen. Typisch für viele Concerti grossi, den ersten Allegro-Satz mit einigen Takten in sanftem Adagio zu beginnen. Ob Corelli damit die Spannung bei den Zuhörern erhöhen wollte, ist wohl reine Spekulation. Das Kammerorchester jedenfalls brachte dieses nachfolgende Allegro in all seiner Behändigkeit zum Blühen. Vor allem die köstlichen Zwiegespräche zwischen Ernst-Martin Kiefer und Uli Etter verdienen mit ihren Solopassagen hohen Respekt. Dezent, fast in sphärischen Gefilden angesiedelt, das sanft interpretierte Adagio, bei dem die begonnene Korrespondenz fortgeführt wurde. Einvernehmlich zurückhaltend agierte das Orchester, um in den nachfolgenden Sätzen umso mehr barocke Lebensfreude mit perlenden Violinsoli des Konzertmeisters in der Sprache der Musik zu verkünden.
Passend für einen Sommerabend
Pietro Locatelli studierte bei Corelli, lebte in Amsterdam und versah sein Concerto grosso in c-Moll im gängigen Aufbau jener Zeit mit einem Wechsel von langsamen und raschen Sätzen. Dieser wird jedoch erweitert durch den Einbau eines Solistenquartetts mit Ernst-Martin Kiefer und Uli Etter (Violinen) Claudia Ott (Viola) sowie Marion Kiefer am Violoncello. Dadurch entstehen im weiteren Verlauf des Werks durchweg neue Klangeffekte. Angeregt und beschwingt das Allegro, angenehm fließend und Ruhe ausstrahlend das Largo mit vielen melodiösen Bogen, vorwärtsdrängend das Allegro mit hellen Violinen über stringent kurzgefassten Perioden der tieferen Instrumenten.
Ein sommerliches Barockkonzert, gut präsentiert, graziös und beschwingt, das durch die informative Moderation von Marion Kiefer für alle Besucher gut zu einem Sommerabend passte.