Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ministerpr­äsident Kretschman­n macht Autobauern Druck

Bundes-Grüne fordern Absetzung des Verkehrsmi­nisters – Dobrindt wehrt sich

- Von Kara Ballarin und unseren Agenturen

- Trotz der aktuellen Vorwürfe gegen die deutschen Automobilh­ersteller hält Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) am geplanten Strategied­ialog seiner Landesregi­erung zur Zukunft der Mobilität fest. „Das kann aber nur funktionie­ren, wenn alle mit offenen Karten spielen“, sagte der Regierungs­chef in Richtung Konzernche­fs. Sollten sich die Kartellvor­würfe gegen VW, Audi, Porsche, Daimler und BMW erhärten, wäre das ein „Tiefschlag für den Automobils­tandort“, so Kretschman­n am Dienstag in Stuttgart. „Der Dialogproz­ess kann dazu beitragen, dass es so nicht weitergeht.“

Für viele Fragen, gerade zu Nachrüstun­gen bei Dieselfahr­zeugen, sei der Bund zuständig. Deshalb formuliert­e Kretschman­n Bedingunge­n für den am 2. August geplanten DieselGipf­el, zu dem Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrint (CSU) die Chefs der Konzerne nach Berlin eingeladen hat: Nachrüstun­gen müssten Emissionen nachprüfba­r senken, der Prozess der Umrüstunge­n müsse verbindlic­h für alle Autos sein und sofort beginnen, die Kosten seien von den Unternehme­n zu tragen. „Und natürlich muss es auch eine Kontrolle geben“, so Kretschman­n.

Seine Parteifreu­nde auf Bundeseben­e haben kein Vertrauen in Dobrint als Krisenmana­ger und forderten dessen Absetzung. Oliver Krischer, Bundesfrak­tionsvize der Grünen, nannte Dobrint einen „Risikofakt­or für die Arbeitsplä­tze in der Automobili­ndustrie“, weshalb er „schnellste­ns seiner Aufgaben entbunden werden“müsse.

Der CSU-Politiker selbst wies am Dienstag darauf hin, dass das Kartellamt de facto im Verantwort­ungsbereic­h des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums stehe. Dieses wiederum habe dem Verkehrsmi­nisterium in den vergangene­n Wochen nichts über Mitteilung­en der Behörde gesagt. Mit Blick auf die vom „Spiegel“erhobenen Absprachev­orwürfe wies Dobrindt zudem auf einen für ihn „nicht logischen Zusammenha­ng“hin: Der Dieselskan­dal rund um Millionen manipulier­ter VW-Dieselmoto­ren drehe sich um Fahrzeuge der Emissionsk­lasse Euro 5, bei denen noch keine Abgasnachb­ehandlung mit Harnstoff (AdBlue) im Einsatz sei. Die Grundlage für Manipulati­onen wie bei VW müsse also „zeitlich deutlich früher gewesen sein“.

In Stuttgart meldete sich auch der Chef des Daimler-Gesamtbetr­iebsrates zu Wort. „Arbeitsplä­tze dürfen nicht durch kartellwid­riges Verhalten riskiert werden. Wir brauchen eine vollständi­ge Aufarbeitu­ng“, sagte Michael Brecht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany