Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Aufklärung nicht abgeschlossen
Jahrelang hat die Hauptangeklagte Beate Zschäpe alles getan, um den NSU-Prozess zu torpedieren. Zweieinhalb Jahre hatte sie geschwiegen, von ihrem Recht als Angeklagte auf Aussageverweigerung Gebrauch gemacht. Anstatt dann doch noch einen Beitrag zur Wahrheitsfindung zu leisten, spielte das Mitglied der rechtsextremen NSU-Terrorgruppe das Opfer, das ahnungs- und hilflos ausgeliefert war.
Die erhoffte eine Entlastung hat ihr all dies nicht gebracht. Die Bundesanwaltschaft ist immer beharrlich geblieben und sieht Zschäpe in ihrem Plädoyer als Mittäterin, die gemeinsam mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bei den zehn vor allem rassistisch motivierten Morden mit klaren Aufgaben beteiligt war. Mag der Prozess auch mühsam und quälend gewesen sein, so hat er doch gezeigt, dass der Rechtsstaat funktioniert, auch wenn er mitunter an Grenzen zu geraten scheint. Beate Zschäpes Versuche, das Gericht von Anfang an vorzuführen, sind gescheitert. Jetzt bleibt die Hoffnung auf ein angemessenes Urteil und dass dieses auch in den nächsten Instanzen Bestand haben wird.
Es darf allerdings keinen Schlussstrich geben. Die Aufklärung dieser furchtbaren und beispiellosen Mordserie und ihrer Hintergründe ist längst nicht abgeschlossen. Die Opfer und ihre Angehörigen haben einen Anspruch darauf.