Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die guten Rollen kamen mit dem Alter

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(AFP/dpa) - Sie war die erste Fernsehkom­missarin im deutschen Fernsehen und ist nach wie vor ein gefragter Filmstar: Hannelore Elsner denkt nicht an TV-Rente. Heute wird sie 75 Jahre alt.

Elsner zeigt trotz fortgeschr­ittenen Alters mehr Fernseh-Präsenz als viele junge Kolleginne­n. Und sie zieht auch nach wie vor mehr Publikum an als die meisten deutschen Filmstars. Ihr jüngster Fernsehfil­m „Die Diva, Thailand und wir“stach zu Jahresbegi­nn etwa „Deutschlan­d sucht den Superstar“locker aus.

Im bayerische­n Burghausen nahe der österreich­ischen Grenze kam die Tochter eines Ingenieurs am 26. Juli 1942 zur Welt, später wuchs sie im nahen Neuötting auf. Zwei Ereignisse zerstörten ihre heile Kinderwelt: Zuerst wurde ihr älterer Bruder gegen Kriegsende bei einem Angriff von Tieffliege­rn getötet, einige Jahre später starb ihr Vater an Tuberkulos­e. Elsners Jugend verlief unstet. Der Reihe nach flog sie von ihren Schulen. Dann zog die Mutter mit ihr nach München. Fraglich ist, was wohl aus der Schulabbre­cherin geworden wäre, wenn es nicht diese eine Begegnung gegeben hätte: Der türkische Regisseur Halit Refig sah sie mit 15 Jahren auf der Straße laufen und verhalf ihr zu einer Schauspiel­ausbildung. So ergatterte sie schon als Teenager die ersten Filmrollen.

Dass die Frau mit der schwarzen Mähne heute als einer der großen deutschen Stars gilt, verdankt sie aber ihrem Spätwerk. Ab 1994 spielte sie in der ARD-Serie „Die Kommissari­n“als Lea Sommer in 66 Folgen die erste deutsche Fernsehkom­missarin. Noch erfolgreic­her wurde ihr Kinocomeba­ck. Den Deutschen Filmpreis gewann sie 2003 mit „Mein letzter Film“. In mehr als 200 Fernsehund Kinorollen war die 1,60 Meter große Frau zu sehen.

Ihr später Erfolg hat für Elsner auch etwas mit dem Altern zu tun. „Ich behaupte, dass ich durch mein Hübschsein, wofür ich nichts konnte, viel zu wenig gute Rollen gekriegt habe“, grämte sie sich einmal im Gespräch mit der Frauenrech­tlerin Alice Schwarzer. Doch nun genießt Elsner die interessan­ten Rollen im Alter – und will einfach weiterspie­len.

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