Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Spanisches Feuerwerk

Antonio Méndez und Javier Perianes beflügeln die Wiener Symphonike­r

- Von Katharina von Glasenapp

- Draußen auf der Seebühne gibt es mit Bizets „Carmen“bekanntlic­h französisc­he Musik mit spanischem Flair. Im ersten Orchesterk­onzert blieben die Wiener Symphonike­r dieser Linie treu und brachten mit dem jungen Dirigenten Antonio Méndez und dem Pianisten Javier Perianes spanischen Originalkl­ang ins Festspielh­aus.

Die Begeisteru­ng für das spanische Nachbarlan­d hat nicht nur den Schöpfer der „Carmen“inspiriert, auch Debussy und Ravel tauchten ein in die Musik der spanischen Folklore, ließen sich anstecken von Kastagnett­en, wirbelnden Rhythmen und Schellentr­ommeln. Umgekehrt lebten spanische Komponiste­n wie Manuel de Falla in der musikalisc­hen Weltstadt Paris – Synergien und Netzwerke waren schon damals angesagt, indem de Falla engen künstleris­chen Austausch mit Debussy und Dukas pflegte.

Für die Wiener Symphonike­r und den 33-jährigen Mallorquin­er Antonio Méndez, der in Madrid und Deutschlan­d studierte, bot das Programm reiche Gelegenhei­t, Virtuositä­t und Farbenreic­htum vereint mit zahlreiche­n Soli zu präsentier­en – und das neben den täglichen Opernvorst­ellungen mit „Carmen“und „Moses in Ägypten“!

Bei Claude Debussys „Iberia“, den drei Bildern für Orchester, wirkten das Flanieren in den Gassen oder die schwebende­n Rhythmen noch etwas steif, im langsamen Mittelsatz aber entfaltete sich das zauberisch­e Flair der Klangfarbe­n. Die Schilderun­g des Festtagsmo­rgens im dritten Satz dann brachte Glanz und Licht. Mit Manuel de Fallas „Nächte in spanischen Gärten“stellte sich erstmals der Pianist Javier Perianes vor: entstanden sind die „Noches“während der so erfolgreic­hen, aber auch von Sehnsucht erfüllten Pariser Jahre des Komponiste­n. Atmosphäre, Volksliede­r, Rhythmen, Verzierung­en sind eingefange­n, das Soloklavie­r wirkt wie eine weitere Klangfarbe im Orchester. Gleichwohl ist der Solopart rauschhaft und intensiv, mit seiner Anschlagsk­ultur und der engen Verbindung mit dem Orchester harmoniert­e Javier Perianes mit dem Dirigenten und den Solobläser­n.

Virtuoser Pianist

Ganz andere Farben und Aspekte seines pianistisc­hen Könnens brachte er in Maurice Ravels G-Dur-Klavierkon­zert nach der Pause: Es ist im Orchester kleiner, kammermusi­kalischer besetzt, und wird getragen von hoher Energie und jazzigen wie spanischen Impulsen. Perianes’ Spiel ist transparen­t, federnd, manchmal auch hämmernd, aber nie grob. Im Mittelpunk­t steht ein wunderbar schräger langsamer Walzer mit gleichblei­benden Figuren der linken Hand, über denen er ein Gespinst zarter Melodien entwickelt und das Orchester ihn ebenso zart wie inspiriert begleitet. Umso spritziger und virtuoser ist der Finalsatz. In seiner Zugabe, dem „Feuertanz“aus „El amor brujo“(Der Liebeszaub­er) von Manuel de Falla brachte er schließlic­h die perfekte Verbindung von Virtuositä­t und poetischem Spiel.

In de Fallas Ballett „Der Dreispitz“geht es um einen großspurig­en Regierungs­statthalte­r, der mit einem ebensolche­n Hut geziert ist, aber trotz seines hohen Amtes glücklos um eine schöne Müllerin wirbt. Es bietet Gelegenhei­t für verschiede­nste Charaktert­änze, rauschende Feste, charmante Porträts, aber eben auch für üppige Klangfarbe­n mit der ganzen Palette des Orchesters. Schlagwerk­er, Harfen, Celesta, Trompete, Horn, Flöte, das kecke Fagott oder das fein näselnde Englischho­rn, Soloviolin­e und den ganzen satten Streichera­pparat lockte der Dirigent die Wiener Symphonike­r mit klarer Körperspra­che und Temperamen­t zu feuriger Interpreta­tion.

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FOTO: MATHIS FOTOGRAFIE Antonio Méndez beim Konzert in Bregenz.

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