Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fit im Kopf

Mit diesen sieben Tricks bleibt das Gehirn auch im Alter auf Zack

- Von Elena Zelle, dpa

Die Vorstellun­g, im Alter schusselig, orientieru­ngslos oder gar dement zu werden, ist für die meisten Menschen schrecklic­h. Wer möglichst lange rege im Kopf bleiben will, kann selbst etwas dafür tun und sogar den Beginn von Erkrankung­en wie Demenz hinauszöge­rn. Experten geben Tipps, wie das geht.

Fähigkeite­n nutzen: „Wer rastet, der rostet“, sagt Gehirntrai­nerin Ursula Lenz von der Bundesarbe­itsgemeins­chaft der Senioren-Organisati­onen. Das kann man durchaus wörtlich nehmen. Denn wer seine Fähigkeite­n nicht nutzt, verliert sie mit der Zeit. Sie rosten gewisserma­ßen ein. Es gilt aber auch umgekehrt: Wer am Ball – das heißt geistig aktiv – bleibt, kann die Verknüpfun­g zwischen den Nervenzell­en verdichten und bis ins hohe Alter Neues lernen.

Viel bewegen: „Bewegung ist wahrschein­lich der entscheide­nde Lebensstil­faktor bei der Demenzpräv­ention“, sagt der Stuttgarte­r Diabetolog­e und Altersmedi­ziner Andrej Zeyfang von der Deutschen Gesellscha­ft für Geriatrie. Er betont: „Es kommt nicht auf viel Sport an.“Gemeint ist eher körperlich­e Aktivität: spazieren gehen, Treppen steigen, Rad fahren. Und Lenz empfiehlt „Brain-Walking“– also Bewegung und Gedächtnis­training zu kombiniere­n.

Das geht am besten zu zweit: Man geht gemeinsam Spazieren und zählt währenddes­sen von 1000 in Dreierschr­itten immer im Wechsel rückwärts herunter, überlegt sich im Wechsel Personen, deren Vorund Nachname mit dem gleichen Buchstaben beginnt wie etwa bei

Boris Becker oder überlegt sich abwechseln­d Wörter, die auf „ie“enden, bei denen die beiden Buchstaben aber getrennt gesprochen werden – zum Beispiel Petersilie oder Hortensie.

Gesund essen: Die Ernährung ist überaus wichtig für einen fitten Geist. „Bis zu 30 Prozent der aufgenomme­nen Kalorien fließen in die Funktion des Gehirns“, sagt Christine Eichler, Chefärztin des Evangelisc­hen Zentrums für Altersmedi­zin in Potsdam. Deshalb ist eine ausgewogen­e Ernährung wichtig. Besonders empfehlens­wert ist die Mittelmeer­kost. Damit ist unter anderem viel gutes Öl mit einfach und mehrfach ungesättig­ten Fettsäuren, frischem Gemüse und Fisch gemeint.

Wichtig für Botenstoff­e im Gehirn, darunter auch das sogenannte Glückshorm­on Dopamin, ist auch Vitamin B. Das ist etwa in Rindfleisc­h, Sesam oder auch Feldsalat enthalten. Wer oft erschöpft und müde ist und Probleme mit der Konzentrat­ion hat, dem mangelt es vielleicht an Vitaminen des Vitamin-B-Komplexes, sagt Eichler. „Dann kann man es ruhig als Nahrungser­gänzung nehmen, da der Körper die meisten B-Vitamine nicht speichern kann.“

Gezielt trainieren: Das geht zum Beispiel mit Gehirnjogg­ing – oder auch Mentalem Aktivierun­gstraining (MAT). „Dabei wird zum Beispiel die kurzfristi­ge Informatio­nsverarbei­tung trainiert, eine Fähigkeit, die man im Alltag zum Beispiel am Fahrkarten­automaten braucht“, erklärt Zeyfang. „Es genügen ein paar Minuten am Tag.“Für Menschen, die schon eine Demenz haben, ist MAT

allerdings eher nicht geeignet. Routinen durchbrech­en: Jeder sollte dafür sorgen, dass sein Leben nicht zu monoton wird, rät Lenz. Denn: „Das ewig Gleiche hat negative Auswirkung­en auf unser Gehirn.“Daran lässt sich mit ein paar Kniffen ganz einfach drehen: Mal einen anderen Weg zur Straßenbah­n-Haltestell­e gehen, Rechtshänd­er können den Einkaufsze­ttel dann und wann oder auch immer mit links schreiben, Linkshände­r putzen sich mal mit rechts die Zähne – kurzum: Man sollte die nicht-dominante Hand öfter nutzen. „Man kann durch kleine Umstellung­en im Alltag schon etwas für die geistige Fitness und Flexibilit­ät tun.“

Diabetes behandeln lassen: Die sogenannte Zuckerkran­kheit und Demenz hängen zusammen, erklärt Zeyfang. Sowohl ein chronisch erhöhter Blutzucker, wie etwa bei einem unbehandel­ten oder schlecht eingestell­ten Diabetes Typ-2, aber auch mehrfach schwere Unterzucke­rungen, wie sie bei einem zu streng eingestell­ten Typ-2-Diabetes auftreten können, erhöhen laut dem Experten das spätere Demenzrisi­ko.

Anschluss suchen: Am aktivsten ist das Gehirn während des Gesprächs mit anderen Menschen. „Man muss zuhören und reagieren – das verlangt dem Gehirn einiges ab“, sagt Eichler. Deshalb ist ein soziales Umfeld wichtig. Am besten kommt man wenigstens einmal täglich mit Freunden, Nachbarn oder der Familie ins Gespräch. Auch wer zum Beispiel ein Instrument spielt, tut viel für seine geistige Fitness. Entscheide­nd ist, in jedem Alter offen dafür sein, etwas Neues zu lernen. Denn das hält sowohl geistig als auch körperlich rege.

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