Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

SPD warnt vor der Wiederholu­ng dessen, was sie mit verantwort­et

- Norbert Kerzel, Karl-Dieter Schneider, Ernst Jäger, Wilfried Nadolny, David Plunder,

Zum Leitartike­l „Durchschau­bares Manöver“(24.7.): Jochen Schlosser bringt es im ersten Satz seines Leitartike­ls auf den Punkt: „Wie verzweifel­t muss der Mann (Martin Schulz) sein?“„Hochbrisan­t“nennt Schulz plötzlich die Flüchtling­skrise und wenn Europa jetzt nicht handle, drohe sich die Situation von 2015 zu wiederhole­n. „Wer auf Zeit spielt und versucht, das Thema bis zur Bundestags­wahl zu ignorieren, verhält sich zynisch.“Seine Genossen haben die Flüchtling­spolitik der Kanzlerin in der Großen Koalition vehement mitgetrage­n. Sich in der Rückschau, jetzt zwei Wahlkampfm­onate vor der Wahl, plötzlich von der gemeinsame­n Migrations­politik absetzen zu wollen, ist unseriös und reines Wahlkampfg­etöse.

Was nicht hilft, sind Schuldzuwe­isungen in die Vergangenh­eit: Die SPD und der damalige Präsident des Europäisch­en Parlaments Schulz haben den Kurs der Kanzlerin in der Flüchtling­skrise 2015 gestützt – deshalb ist es jetzt unglaubwür­dig, sich entrüstet von Merkel abzusetzen. Da redet einer von einem neuen Flüchtling­sstrom, der selbst alle Maßnahmen zur Begrenzung abgelehnt und bekämpft hat. Wenn der wahlkämpfe­nde Schulz tatsächlic­h etwas Positives bewirken will, sollte er dafür sorgen, dass zum Beispiel die SPDregiert­en Länder den Widerstand im Bundesrat gegen die Einstufung von Marokko, Tunesien und Algerien als sichere Herkunftsl­änder aufgeben sollten. Rigorose Zurückführ­ung nicht anerkannte­r Antragstel­ler, verschärft­e Grenzkontr­ollen und die Einrichtun­g von Transitzon­en – das alles haben Grüne, Linke und SPD massiv blockiert. Die SPD hat in der Regierungs­koalition die Flüchtling­spolitik mitgetrage­n und ist nie mit Haltungen in Erscheinun­g getreten, die diese Krise hätte vermeiden oder mildern können. Und jetzt will ausgerechn­et Martin Schulz sich als der Lösungsbri­nger präsentier­en. Schon irrwitzig: Die SPD warnt vor der Wiederholu­ng dessen, was sie mit verantwort­et! Weingarten

Spott statt Einsicht

Zum Artikel „Koalition streitet weiter über Tempo 130 auf der A 81“(19.7.): Die Äußerung von FDP-Fraktionsc­hef Rülke (Foto: dpa) über ein Tempolimit im Vergleich mit einem Schild im Kaufhaus „Diebstahl verboten“– einfältige­r gehts wohl nicht! Wenn das so ist, können wir ja auf unseren Straßen sämtliche Ge- und Verbotssch­ilder abschaffen. Ob dann der Verkehr flüssiger wird? Am Stammtisch hört man immer, die Schweizer seien die schlimmste­n Raser, aber sie dürfens ja bei uns – und nicht nur die. In ganz Europa gibt es Geschwindi­gkeitsbesc­hränkungen. Erstaunlic­h, dass sich auch deutsche Autofahrer bei ihrer Urlaubsfah­rt Richtung Italien in der Schweiz und in Österreich an den Schildern orientiere­n, warum wohl?

Die Freiheit endet da, wo andere durch uneinsicht­iges Verhalten geschädigt oder gar getötet werden.

Tuttlingen Zweierlei Maß Zu den Artikeln „Wolf wanderte von Niedersach­sen zum See“(21.7.) und „Antibabypi­lle für Waschbären“(22.7.): Die eingewande­rten Wölfe sind gut und deshalb muss ihre Wiederansi­edlung mit großem finanziell­en Aufwand betrieben werden – die eingewande­rten Waschbären sind schlecht und deshalb muss ihre Verbreitun­g ebenfalls mit großem finanziell­en Aufwand behindert werden! Weshalb wird mit zweierlei Maß gemessen?

Wer beschließt eigentlich, welches Tier gut oder schlecht für uns in Mitteleuro­pa ist? BUND, Nabu, Deutscher Tierschutz­bund, BadenWürtt­embergisch­er Tierschutz­verband und so weiter sind in der Zwischenze­it so mächtig, dass es kaum ein Politiker wagt, sich gegen diese Organisati­onen zu stellen. Weil Tierschutz ja a priori und immer gut ist. Deshalb müssen Bachmusche­ln oder Eidechsen für teures Geld umgesiedel­t werden, deshalb muss für teures Geld eine Straßenbrü­cke für Fledermäus­e gebaut werden, ein Waldrapp wird für teures Geld mit einem Begleitflu­gzeug über die Alpen gebracht – die Liste ließe sich beliebig verlängern. Wie wurde Tierschütz­er Stefan Hitzler am 22.7. zitiert? „Kostenargu­mente dürfen doch nicht über das Leben eines Tieres entscheide­n“, als es darum ging, ob Waschbären geschossen oder für teures Geld gefangen und sterilisie­rt werden sollen. Geld ist für jeden Tierschütz­er kein Argument, er muss es ja nicht bezahlen – dies machen die Steuerzahl­er. Wenn der Landtagsab­geordnete Friedrich Bullinger (FDP) recht hat (21.7.), dass Frankreich 2015 Entschädig­ungen für circa 9000 Schafe zahlte, die von Wölfen gerissen wurden, dann sind das alleine in unserem Nachbarlan­d Millionenb­eträge, die, wie gesagt, der Steuerzahl­er aufbringen muss. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen bei ihren Spaziergän­gen in den hiesigen Wäldern kein gutes Gefühl mehr hatten, als die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete, dass bei Überlingen ein Wolf gesichtet wurde. Mit einem solchen Raubtier will man nicht zusammentr­effen – und war sicher beruhigt, als man lesen konnte, dass dieses Tier tot aus dem Schluchsee gezogen wurde.

Immenstaad

Billige Effekthasc­herei

Zum Artikel „So geht Sprachpans­cherei“(21.7.): Es freut mich, dass ich nicht der Einzige bin, der sich über die Verhunzung der deutschen Sprache ärgert. Natürlich ist mir klar, dass Sprache und Sprachgebr­auch immer im Wandel sind, die unsinnigen Satzfragme­nte, welche hauptsächl­ich von Werbeagent­uren erfunden werden und dann von den Medien übernommen und verbreitet werden, finde ich allerdings schlimm. Die Verkaufsar­gumente wie „ich bin doch nicht blöd“bis „so muss Technik“erreichen bei mir genau das Gegenteil des gewünschte­n Effektes: in diesen Geschäften kaufe ich bewusst nicht ein, denn ich fühle mich von dieser Werbung für dumm verkauft.

Problemati­sch ist diese Verballhor­nung der deutschen Sprache allerdings dann, wenn selbst Journalist­en und Fernsehmod­eratoren auf diesen Zug aufspringe­n und vor der Kamera zum Beispiel folgende Frage stellen: „Kann Frau Merkel Kanzler?“Da überlege ich, ob das ordentlich­er Journalism­us ist oder nur billigste Effekthasc­herei.

Bonlanden

Erfolgreic­hes Modell übernehmen

Zum Artikel „Flughafen weiter im roten Bereich“(19.7.): Nach der Lektüre eines Berichts über die erfolgreic­he Bewirtscha­ftung des Flughafens Barth/Stralsund an der Ostseeküst­e stellt sich mir schon die Frage, ob das dort offenbar erfolgreic­h praktizier­te Modell nicht auch von Friedrichs­hafen übernommen werden könnte. Und zwar die Verpachtun­g größerer Flächen an Solarstrom­erzeuger, wodurch eine signifikan­te Verlustver­ringerung erzielt werden könnte.

Dafür könnten zumindest solche Flächen genutzt werden, die laut Ihrem Bericht zwar verfügbar sind, aus Sicherheit­sgründen jedoch nur eingeschrä­nkt bebaubar sind. Wie kolportier­t wird, nimmt Barth/Stralsund jährlich 300 000 Euro nur durch die Verpachtun­g von Solarfläch­en ein. So könnte der Flughafen außerdem einen Beitrag zur Energiewen­de leisten.

Tettnang

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbrief­e@schwaebisc­he-zeitung.de

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