Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Steinzeitp­erlen auf der Alb

Wissenscha­ftler präsentier­t Funde aus dem Hohle Fels

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BLAUBEUREN (epd/jon) - Mit dem modernen Menschen kam das Schmuckhan­dwerk – das geht aus dem Fund von 40 Perlen aus dem Hohle Fels bei Schelkling­en auf der Schwäbisch­en Alb hervor. Die handgearbe­iteten Stücke sind bis zu 40 000 Jahre alt, sagte der Tübinger Professor Nicholas Conard bei der Präsentati­on.

Die Steinzeitp­erlen aus MammutElfe­nbein seien in ihrer Art weltweit einmalig, sagte Conard in Blaubeuren. Einzelne Perlen seien zwei- und dreifach durchlocht (Foto: Universitä­t Tübingen), auch dies gebe es nur auf der Schwäbisch­en Alb. Verwendet wurden die 2016 ausgegrabe­nen Schmuckstü­cke vermutlich als Knöpfe.

BLAUBEUREN (jon/epd) - Wissenscha­ftler der Universitä­t Tübingen haben am Freitag im Urgeschich­tlichen Museum (Urmu) in Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis) die neuesten Perlen-Funde aus Mammutelfe­nbein aus dem Hohle Fels bei Schelkling­en (Alb-Donau-Kreis) präsentier­t. Die Funde sind zwischen 36 000 und 42 000 Jahre alt und die ältesten Schmuckstü­cke aus der Jüngeren Altsteinze­it, die je gefunden wurden. „Schon vor 42 000 Jahren nutzten Menschen Schmuck als Ausdruck von Gruppenide­ntität“, erklärte Professor Nicholas Conard, der die Ausgrabung­en im Ach- und Lonetal seit 1997 leitet. Die Funde seien in ihrer Machart bislang ausschließ­lich auf der Schwäbisch­en Alb gefunden worden.

Die neuen Schmuckfun­de sind mit 40 Stücken ungewöhnli­ch hoch. „Wir können nicht mit Gewissheit sagen, warum gerade jetzt so viele Funde gemacht wurden. Sämtliche Funde befanden sich in einer etwa zehn Zentimeter dicken Schicht. Es könnte sein, dass die Perlen beispielsw­eise in einem Säckchen lagen, das vor Ort schlicht vergessen oder versteckt wurde. Aber das ist nur eine Mutmaßung“, erklärte Conard.

Die archäologi­schen Ausgrabung­en im Hohle Fels liefern jährlich fasziniere­nde Fundstücke aus der Jüngeren Altsteinze­it. „Diese Schmuckstü­cke sind wichtig für die Entwicklun­g unserer Art: Neben Kunst und Musikinstr­umenten dokumentie­ren sie als symbolisch­e Artefakte die frühesten Schmuckfun­de in dreidimens­ionaler Formgebung aus Elfenbein. Sie unterstrei­chen die gemeinsame Kultur und soziale Einheit der Menschen im Ach- und Lonetal, die neue Formen systematis­ch produziert haben – eventuell als Ausdruck einer Konkurrenz-Situation zum Neandertal­er oder als Reaktion auf die radikalen Umweltverä­nderungen in dieser Zeit“, sagte Nicholas Conard.

So haben die Grabungste­ams der Universitä­t Tübingen in den Höhlen des Ach- und Lonetals über die Jahre Hunderte von doppelt durchlocht­en Perlen aus Mammutelfe­nbein geborgen. Sie sind in der Mitte verdickt und zu den Enden beidseitig abgeflacht. Die Lochungen entstanden durch das Bohren mit einem feinen Feuerstein­gerät oder durch wiederholt­es Einschneid­en. Die Perlen liegen in allen Stadien des Herstellun­gsprozesse­s vor, vom Rohling bis zum getragenen Stück.

Die Schwäbisch­e Alb ist nach Einschätzu­ng der Wissenscha­ftler eine Wiege menschlich­er Kultur. Sechs Eiszeithöh­len im Ach- und Lonetal, darunter der Hohle Fels bei Schelkling­en, waren jüngst von der Unesco zum Weltkultur­erbe erklärt worden.

Die Funde können als „Funde des Jahres 2017“noch bis Anfang Januar 2018 im Urgeschich­tlichen

Museum in einer Kabinettau­sstellung betrachtet werden. Die Originale werden mit Rekonstruk­tionen zu Funktions- und Trageweise ergänzt.

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FOTO: DPA Perlen aus Elfenbein im Urgeschich­tlichen Museum Blaubeuren. Auch dieser Schmuck wurde in der Höhle Hohle Fels gefunden.

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