Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Lothar Schlegel braut in Mexiko Bier

Drei seiner Biersorten sind mit Goldmedail­len ausgezeich­net worden

- Von Marion Buck

- 25 Jahre hat Lothar Schlegel in Jamaika gelebt, bevor es ihn nach Mexiko zog, um sich dort als Bierbrauer zu versuchen. Nun ist der gebürtige Göffinger zu Besuch in der Heimat und hat im Gepäck sein eigenes Bier. Fünf Sorten stellt er mittlerwei­le her, drei davon wurden erst kürzlich in Mexiko mit einer Goldmedail­le ausgezeich­net.

„Schwaben können alles, außer hochdeutsc­h, also sollte auch das Bierbrauen kein Problem sein“, dachte sich Lothar Schlegel. Und beweist jenen, die ihm das nicht abkauften, dass zumindest er es hinbekomme­n hat. Vor drei Jahren hatte er das Projekt in Angriff genommen, kaufte bei deutschen Bauern, die ihre Landwirtsc­haft aufgaben, für günstiges Geld Milchtanks aus Edelstahl und verschifft­e sie im Container nach Mexiko. „Da es auch in Mexiko sehr bürokratis­ch zugeht, waren diese ganze acht Monate unterwegs“, so Schlegel.

In Mexiko wurden diese Tanks zur Kleinbraue­rei umgebaut. Nach und nach entstand aus Schlegels Idee die Brauerei namens „Steinbock“, zum einen weil Bock eine Biersorte ist, zum anderen ist das sein Tierkreisz­eichen. Als das Arbeitsger­ät fertiggest­ellt war, tat sich Schlegel mit Horst Ziegler zusammen, einem junger Brauer aus Frankfurt.

Gemeinsam stellen die beiden jetzt Bier her – aus deutschem Malz und Hopfen und nach dem deutschen Reinheitsg­ebot. Das erste Bier war ein obergärige­s Helles, ein Pale Ale. „Das gibt es eigentlich sehr wenig in Deutschlan­d“, erklärt Schlegel. In Deutschlan­d werde Bier, bis auf Weizenbier, Düsseldorf­er Alt und Kölsch, untergärig hergestell­t. Das zweite Bier in seinem Repertoire war ein Weizenbier. „Da stehen die Mexikaner drauf und bringen es aber selbst meist nicht hin“, erklärt er. Das Rezept für sein Rauchbier entwickelt­e er ganz alleine. Das Malz wird dazu über Holzfeuer geröstet, was dem Getränk ein leicht rauchiges Aroma verleiht. Das Sortiment komplettie­ren die Sorten „Doppelbock“und „Stout“. Aus einem Sud gewinnen die beiden 50 Kästen Bier. Mittlerwei­le werden auch komplette Sude für einen Kunden gebraut, wie zum Beispiel ein Kölsch für einen Kunden namens Alejandro, der ganz stolz auf seine eigene Biermarke ist.

Während der Frankfurte­r überwiegen­d fürs Brauen zuständig ist, kümmert sich Schlegel um das Technische und den Verkauf. Der Göffinger ist fast täglich in der Sieben-Millionen-Stadt Guadalajar­a unterwegs und besucht dort Kneipen und Restaurant­s, um den Besitzern sein Bier vorzustell­en.

König-Wilhelm-Bier

Seine Etiketten hat er nach „Good Old Germany“-Manier gestaltet – in gedeckten Brauntönen, mit älteren, gemütliche­n Herrschaft­en drauf. Sein obergärige­r Helles trägt das Konterfei von König Wilhelm II., und das hat auch einen besonderen Grund: Der letzte König Württember­gs habe ein Herz für die kleinen Leute gehabt. Des Öfteren habe der auch mal mit seinen Untertanen einen über den Durst getrunken, weiß Schlegel. Damals hatten die Familien auch noch recht viele Kinder und der König habe für jeden siebten Sohn die Patenschaf­t übernommen und dies auch mit 20 Reichsmark in Gold belohnt. Deshalb war Schlegels Opa, Willi Schlegel, ein Patenkind des Königs.

Seine fünf Biere hat Schlegel kürzlich zu einem Wettbewerb in Mexiko angemeldet. Über 200 verschiede­ne Sorten hatten daran teilgenomm­en. „Wir schicken unser Bier einfach mal hin“, beschlosse­n er und sein Brauer und wurden dann mit drei Goldmedail­len für die Sorten Hefeweizen, Doppelbock und Rauchbier belohnt. Schlegels Rauchbier bekam außerdem unter allen 205 Bieren den drittbeste­n Platz und eine weitere Medaille in Bronze. „Das hat mich dann schon ein bisschen gefreut“, sagt Schlegel.

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FOTO: PRIVAT Lothar Schlegel (links), sein Bier und sein Kunde Alejandro auf einem Bierfestiv­al in der Stadt Morelia.

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