Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Krach trotz WM-Silber
Heintz holte bei der WM zum Rundumschlag aus
(SID) Alles Paletti im deutschen Schwimmteam nach der ersten WM-Medaille? Von wegen. Es wird sich kräftig gezofft. Der Olympiasechste Philip Heintz hat einen Tag nach dem umjubelten Silberrennen von Franziska Hentke einen lange schwelenden Konflikt mit dem Bundestrainer öffentlich gemacht und den Druck auf Henning Lambertz nochmals erhöht. Selbst Hentke war nicht ungetrübt glücklich.
Der große Rundumschlag kam aber von Heintz. Er verspüre „Wut“, so der Lagenschwimmer, der seinen siebten Platz im 200-m-Finale mit einer missglückten Terminierung seitens des Bundestrainers erklärte. Er wünsche sich, dass man „die Leute, die schon öfter gezeigt haben, dass sie Leistung bringen, einfach mal in Ruhe lässt im Training. Und denen einfach ein bisschen Vertrauen entgegenbringt und nicht ständig kritisch hinterfragt: Was macht ihr denn? Wieso macht ihr das? Das machen wir aber anders, das ist nicht gut!“, sagte Heintz, nachdem er mit der 4x200-mFreistilstaffel im Halbfinale auf Rang neun ausgeschieden war.
Schlechte Stimmung wolle er nicht verbreiten: „Im Leistungssport darf es durchaus auch mal krachen, und es muss krachen.“Eine Aussprache mit dem Bundestrainer wollte er eigentlich erst nach seinem zweiwöchigen Urlaub: „Wenn beide jetzt direkt aufeinanderkrachen, dann wird es einfach nur ein sinnloses Anschreien auf gut Deutsch.“Allerdings kündigte Lambertz eine Aussprache noch während der WM an. Der 46-Jährige zeigte sich enttäuscht, dass Heintz seine Kritik öffentlich machte. Das sei „ein kleiner Fehltritt.“
Hintergrund von Heintz' Ärger sind die kurze Pause zwischen der WM-Qualifikation vor fünf Wochen in Berlin und der WM in Budapest sowie die harten Normen. Deswegen hatte Heintz das Höhentrainingslager zeitlich so gelegt, dass er bei der DM in Topform ist, was ihm mit dem deutschen Rekord (1:55,76) und dem WM-Ticket auch gelang. Im WM-Finale schwamm der Kurzbahn-Vizeweltmeister allerdings anderthalb Sekunden langsamer und damit klar an einer Medaille vorbei.
Hentke, die am Donnerstag mit Silber über 200 m Schmetterling eine historische Nullnummer für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) verhindert hatte, kritisierte Lambertz dafür, dass ihr Magdeburger Heimcoach Bernd Berkhahn sie nicht am Beckenrand betreuen durfte. „Für einen Trainer ist es auch ein Ansporn, bei einem Großereignis am Beckenrand zu stehen und das mitzuerleben“, so die 28-Jährige.