Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Gott und Bibel sind seine Begleiter
Seit fünf Dekaden bereichert Alice Cooper die Welt des Rock 'n' Roll – aktuell mit seinem 27. Studio-Album
Im verrückten Musik-Business gehört Alice Cooper sicherlich nicht zur Gattung normaler Rockstars. Der „Godfather of Shock Rock“nimmt keine Drogen, trinkt keinen Alkohol mehr, geht regelmäßig in die Kirche und ist seit Jahrzehnten mit seiner Frau Sheryl verheiratet.
Nach fünf Jahrzehnten im Rock 'n' Roll-Zirkus offenbart der 69-Jährige keine Abnutzungserscheinungen und hat mit seinem neuen Werk „Paranormal“bereits sein 27. Studio-Album veröffentlicht. An die Rocker-Rente denkt der äußerst vital wirkende Großvater von zwei Enkelkindern überhaupt nicht. „Ich bin fast 70 Jahre alt, doch besser in Form als viele jüngere Bands“, sagt Cooper im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur mit einem Lachen. Er denkt bereits an kommende Aufgaben: „Ich glaube, ich habe noch nicht meine besten Songs geschrieben und meine beste Show gezeigt. Ich lebe nicht in der Vergangenheit, sondern denke immer daran, was als nächstes kommen kann.“
Eigentlich wollte der für seine legendären Horror-Shows mit Guillotine und Schlangen bekannte Komponist solcher Klassiker wie „School’s out“oder „Welcome to my Nightmare“kein Konzeptalbum schreiben. Doch als er sich seine Arbeit noch einmal genauer zu Gemüte führte, stellte er fest: „Ich habe aus Versehen ein Konzeptalbum geschrieben. Jeder Charakter in den einzelnen Liedern hat ein paranormales Problem. Somit war klar, wie die Platte heißen wird: Paranormal.“
Gastmusiker mischen mit
Auf der neuen Scheibe sind legendäre Gastmusiker wie Roger Glover (Deep Purple), Billy Gibbons (ZZ Top) und Drummer Larry Mullen Jr. (U2) zu hören. Außerdem holte er noch die drei original Alice-CooperBandmitglieder Michael Bruce, Dennis Dunaway und Neal Smith für zwei Songs dazu. „Sie haben diesen speziellen Sound der 1970er-Jahre, den kein anderer nachspielen kann“, erklärt der Boss.
In den 1970er-Jahren begründete Alice Cooper, der bürgerlich Vincent Damon Furnier heißt, seinen legendären Ruf. In dieser Zeit entwickelte er aber auch eine massive Drogenund Alkoholsucht. Anders als für frühere Bekannte wie Jim Morrison von den Doors oder Jimi Hendrix endete diese Phase für ihn nicht tödlich. Obwohl er kurz davor war.
Die Rückbesinnung auf seinen christlichen Glauben half dem Sohn eines protestantischen Pastors aber auf wundersame Weise aus der Sucht. Von einem Tag auf den anderen. „Als ich aus dem Krankenhaus wieder rauskam, waren das Verlangen und die Gier nach Alkohol einfach verschwunden. Selbst der Arzt konnte es nicht fassen. Es war ein Wunder“, sagt Cooper, der laut eigener Aussage seit 35 Jahren keinen Schluck Alkohol mehr getrunken hat.
Cooper bemüht sich seitdem, ein gottgefälliges Leben zu führen. „Ich gehe in keine Stripbars. Warum sollte ich? Ich habe eine tolle Frau“, sagt er. Und: „Ich bin bestimmt nicht Mister Holy Holy, doch ich versuche so zu leben, wie ich denke, dass es Gott gefallen würde.“Mit seinen drei Kindern geht Cooper, wenn er nicht auf Tour ist, jeden Sonntag in die Kirche. Außerdem liest er jeden Tag nach dem Frühstück 20 Minuten in der Bibel.
Enkel sollen Rockstars werden
Coopers Tochter Calico bewegt sich ebenfalls im Musikgeschäft. Sie ist die Sängerin der Metalband Beasto Blanco. Und der Nachwuchs drängt nach: Seine Enkelsöhne Falcon und Riot rennen ums Haus und spielen gerne Luftgitarre. „Ich trainiere sie schon mal ein bisschen“, sagt er: „Das werden die nächsten Rockstars der Familie Cooper.“
Live: Am 5. August tritt Alice Cooper beim legendären WackenFestival in Schleswig-Holstein auf, für das sich diesen Sommer auch Accept, Apocalyptica, Kreator, Subway To Sally, Versengold und Nile angekündigt haben. Im November führt ihn seine Tour unter anderem in die MHP-Arena in Ludwigsburg (25. November) und die Samsung Hall im Schweizer Zürich (29. November). Weitere Informationen unter www.alicecooper.com.