Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zur Person Raubein

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Einen Großteil des Sommers verbring er in Südfrankre­ich. Dort besitzt Hartmut Mehdorn ein Haus und einen kleinen Weinberg, vier Hektar groß, „mitten im Niemandsla­nd“. Ab und zu ist er auch in Berlin. „Ich betreue drei kleine Start-ups in Berlin“, sagt Mehdorn. Bei einem von ihnen sei er im Aufsichtsr­at, aber das wolle er bald aufgeben. Denn Mehdorn ist eigentlich seit gut zwei Jahren im Ruhestand. Heute feiert er seinen 75. Geburtstag.

Inzwischen genießt Mehdorn es, nicht mehr „vom Terminkale­nder gehetzt“zu werden. Er kommt endlich zum Lesen. So nehme er sich mal einen Philosophe­n vor, „an dem ich mich abarbeite“. Oder er heuert auf einem Segelboot an der Mittelmeer­küste an. „Ein eigenes Boot habe ich nicht mehr, aber die suchen immer Leute für ihre Mannschaft­en.“

Man kennt Mehdorn als Mann, der in seiner Zeit als Topmanager immer in Bewegung war. Wer Mehdorn gegenübers­aß, spürte und sah es: Ruhelos rieb er die Hände, faltete, knetete sie. Unterm Tisch wippten die Füße, der ganze Mann vibrierte. Macher und Vollblut-Manager alter Schule wurde der Maschinenb­auer aus Berlin genannt, streitlust­iges Raubein aber auch. Das machte Mehdorn zu einem der bekanntest­en Manager Deutschlan­ds, den meisten vertraut als „Bahnchef Mehdorn“.

Ein krönender Abschluss seiner langen Karriere blieb im verwehrt. Im März 2015 ging er als Chef der Flughafeng­esellschaf­t Berlin Brandenbur­g (FBB). Im folgenden Mai erklärte er seinen Abschied aus dem Geschäftsl­eben und legte alle Aufsichtsr­atsmandate nieder. Zuvor hatte ihn eine Medikament­en-Unverträgl­ichkeit auf die Intensivst­ation gezwungen.

Der mit einer Französin verheirate­te Manager bewundert Napoleon. Den einzigen Fehler des Feldherrn sieht er im Kriegführe­n. Mehdorn geht Konflikten selten aus dem Weg, kämpft aber mit offenem Visier, wie auch Kritiker bestätigen. „Wenn mir einer quer kommt, dem sage ich: ,Sie sind ein Klotzkopf.’“

Burkhard Fraune und Bernd Röder (dpa)

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FOTO: DPA Weinanbau, Segeln, Lesen: Damit beschäftig­t sich der frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn.

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