Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Pflichtmit­gliedschaf­t in den IHKs rechtens

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KARLSRUHE (dpa) - Zwei Unternehme­n sind mit Verfassung­sbeschwerd­en gegen die Pflichtmit­gliedschaf­t in den Industrieu­nd Handelskam­mern gescheiter­t. Sie wehrten sich in Karlsruhe erfolglos dagegen, die damit verbundene­n Beiträge zu zahlen. Die Beitragspf­licht sei nicht zu beanstande­n, heißt es in dem am Mittwoch veröffentl­ichten Beschluss des Bundesverf­assungsger­ichts.

Damit folgen die Richter der Linie früherer Entscheidu­ngen, zuletzt von 2001. Nach knapp 16 Jahren haben sie die Organisati­on in den Kammern einer neuen, umfangreic­hen Prüfung unterzogen. Erstmals ging es dabei auch um die demokratis­che Legitimati­on.

Derzeit gibt es in Deutschlan­d 79 Industrie- und Handelskam­mern, die als öffentlich-rechtliche Körperscha­ften organisier­t sind. Wer ein Gewerbe betreibt, wird automatisc­h Mitglied der regional zuständige­n Kammer. Der jährliche Mitgliedsb­eitrag liegt laut dem Gericht im Durchschni­tt bei 190 Euro und ist in den vergangene­n Jahren gesunken.

Geklagt hatten ein Reiseveran­stalter aus Kassel und eine Firma in Memmingen, die Sonderaufb­auten für Nutzfahrze­uge vertreibt. Nach ihrer Auffassung sind die regionalen Kammern angesichts der europäisch­en Einigung, globaler Märkte und weltweiter Krisen nicht mehr in der Lage, Unternehme­nsinteress­en angemessen zu vertreten.

Das sehen die Richter anders. Ihrem Beschluss zufolge greift die Pflichtmit­gliedschaf­t zwar in die grundgeset­zlich geschützte allgemeine Handlungsf­reiheit ein. Das sei aber gerechtfer­tigt, wenn damit „die Voraussetz­ungen dafür geschaffen werden, ein Gesamtinte­resse zu ermitteln, das tatsächlic­h alle Betriebe und Unternehme­n berücksich­tigt“. Das setze voraus, dass „abweichend­e Interessen oder grundlegen­de Interessen­konflikte“nicht unterschla­gen werden. Die Wahl zur Vollversam­mlung sei dafür geeignet. Der Deutsche Industrieu­nd Handelskam­mertag (DIHK) begrüßte die Entscheidu­ng. Das Verfassung­sgericht sichere „dauerhaft die Möglichkei­t, dass sich Unternehme­n regional, bundesweit und europäisch in allen Fragen der Wirtschaft angemessen einbringen können“, erklärte DIHKPräsid­ent Eric Schweitzer.

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FOTO: DPA DIHK-Präsident Eric Schweitzer.

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