Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bilder, die aus der Tiefe leuchten

Konkrete Kunst von Herbert Volz in der Galerie der KSK-Stiftung Biberach

- Von Siegfried Kasseckert

BIBERACH - Es geht einem das Herz auf. Was für strahlende Farben, was für ein Farbenbad! Der Ulmer Künstler Herbert Volz, Jahrgang 1944 und damit schon ein Oldie auf dem weiten Feld der konkreten Kunst, präsentier­t in der Galerie der Biberacher Sparkassen-Stiftung am Ulmer Tor eine 60 Werke-Schau, die Malerei, Druckgrafi­k und einige wenige plastische Arbeiten umfasst. Ohne Zweifel ein sehr wichtiger konkreter Künstler im deutschen Südwesten.

In der Tradition von Bill

Doch was ist das eigentlich – konkrete Kunst? Barbara Renftle, die Kustodin, skizziert den „Urknall“, jene Ausstellun­g im Jahre 1915, in welcher der Russe Kasimir Malewitsch unter anderem sein schwarzes Quadrat auf weißem Grund präsentier­te. Max Bill, Gründungsr­ektor der HfG Ulm hat geschriebe­n: „Konkrete Kunst nennen wir jene Kunstwerke, die aufgrund ihrer ureigenen Mittel oder Gesetzmäßi­gkeiten – ohne äußere Anlehnung an Abstraktio­nen – entstanden sind.“Eine Kunst also ohne jeden Naturbezug, konzentrie­rt auf Linie, Fläche, Raum, Farbe. In dem recht kleinen Kunstraum der KSK Biberach hat Barbara Renftle schon mehrere Repräsenta­nten konkreter Kunst vorgeführt. So Uli Pohl und den Ravensburg­er Hermann Waibel. Demnächst soll der große Lothar Quinte folgen.

In dieser Tradition steht Herbert Volz. Er hat nicht nur im Raum Ulm tiefe Spuren hinterlass­en. Vor allem mit Großprojek­ten wie der Gestaltung von Innenräume­n, von Brücken, Glasfenste­rn im Stuttgarte­r Innenminis­terium, Gesamtkonz­eptionen für die Eingangset­agen des Ulmer Unikliniku­ms und der Kirche St. Klara in Ulm. Jetzt in Biberach zeigt er knapp 60 Werke, meist Malerei, aus den Jahren 1986 bis 2016. Darunter auch einige dreidimens­ionale Arbeiten wie eine wunderschö­ne transparen­te Säule aus Glas und Aluminium, die daran erinnert, dass Herbert Volz, der seit 1976 in Ulm sesshaft ist, seine künstleris­che Laufbahn als Glasmaler begonnen hat. Was Herbert Volz von anderen Künstlern seines Genres unterschei­det, ist das physikalis­che Gesetz des sogenannte­n Kantenspek­trums. Ein komplizier­tes System der Farbabstra­hlung und der Farbreflex­ionen.

Vier Farben

Barbara Renftle erläuterte es bei der Vernissage ausführlic­h. Ein Kantenspek­trum sei ein farbiger Saum, der an einer kontrastre­ichen Kante als Folge von Lichtbrech­ung entsteht, wenn diese Kante durch ein Prisma betrachtet wird. An den Rändern der Abstrahlun­g entstehen auf der einen Seite Rot und Grün, auf der anderen ein helles Blau und ein Violett, dazwischen bleibt weißes Licht. Die vier Farben Rot, Gelb, Blau, Violett sowie das Weiß sind Ausgangspu­nkte der Volzschen Kompositio­nen. Grün fehlt; es entsteht sekundär durch Überlageru­ngen von Gelb und Blau. Jedes Bild erhält seinen eigenen Farbklang, meist durch ein Übereinand­er von dünnen Lasuren, von transparen­ten Farbfläche­n. Es sind Bilder, die aus der Tiefe leuchten, fasziniere­nd anzusehen und zum Meditieren einladend.

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FOTO: BC GALERIE Linie, Fläche, Farbe: Der Ulmer Künstler Herbert Volz ist der konkreten Kunst treu geblieben.
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FOTO: GALERIE BIBERACH Herbert Volz in der Biberacher Ausstellun­g.

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