Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

USA fiebern dem Naturschau­spiel entgegen

Am 21. August gibt es in Teilen Amerikas eine totale Sonnenfins­ternis – Hunderttau­sende werden anreisen

- Von Andrea Barthélémy

(dpa) - Droht am 21. August das größte Verkehrsch­aos der US-Geschichte? Werden Campingplä­tze und Naturparks vom Besucheran­sturm überrannt? Niemand weiß das so ganz genau. Es ist die erste sich von Küste zu Küste erstrecken­de totale Sonnenfins­ternis auf dem Kontinent seit 99 Jahren. Die Vorbereitu­ngen für die „Great American Eclipse“in rund zweieinhal­b Wochen laufen mit Hochdruck. Inklusive boomender Internetwe­rbung für Schutzbril­len, SonderBrie­fmarken und T-Shirts mit Aufdrucken wie „Eclipse it!“.

Die totale Sonnenfins­ternis – oft kurz Sofi genannt – wird einen schmalen Streifen des Kontinents am 21. August sukzessive und für jeweils etwa zwei Minuten in komplette Dunkelheit hüllen. Tiere werden verstummen, Temperatur­en sinken. Über anderthalb Stunden hinweg wandert der Kernschatt­en des Mondes von der Küste Oregons im Nordwesten hinüber bis an die Küste South Carolinas im Südosten. 14 USBundesst­aaten mit zwölf Millionen Einwohnern liegen in der 100 Kilometer breiten Kernschatt­enzone.

Teilweise in Europa sichtbar

Eine partielle Sonnenfins­ternis wird zwar auch in anderen Teilen des Kontinents zu sehen sein und sogar in einigen Ecken Europas. Aber: „Selbst wenn man in einem Gebiet ist, wo 99,9 Prozent der Sonne verdeckt sind, ist es nicht dasselbe“, betont die Astrophysi­kerin Laura Penny im „Charleston Post & Courier“.

Im Nordwesten sind die Chancen für einen wolkenlose­n Himmel am höchsten. Park-Ranger in dem waldreiche­n Bundesstaa­t sind bereits in Sorge. „Es könnte zu keiner schlechter­en Zeit stattfinde­n“, wird Jean Nelson-Dean vom Deschutes National Forest vom Nachrichte­nportal „kgw.com“zitiert. Die Zahl der Ranger sei im Sommer ausgedünnt, die Waldbrandg­efahr gegen Ende August am höchsten.

Die öffentlich­en Campingplä­tze in Oregon sind seit Langem ausgebucht, 1000 zusätzlich­e Stellplätz­e waren im April binnen einer Stunde vergeben. Wer jetzt noch campen will, muss auf Bauernhöfe­n, Kirchengel­ände oder Parkplätze­n suchen – oder tief in die Tasche greifen. Das private „Eclipse Camp“etwa bietet vier Nächte zelten für 500 Dollar an. Hotelzimme­r sind vielerorts nicht mehr zu bekommen. Und die Preise für Privathäus­er schießen in die Höhe – in Wyoming etwa ist auf dem Unterkünft­e-Marktplatz Airbnb eines für 7000 Dollar pro Nacht gelistet. In der Kernzone bleiben viele Schulen am 21. August geschlosse­n oder die Kinder und Lehrer schauen sich das Spektakel gemeinsam an. Dutzende kleine und große Eclipse-Festivals sind geplant.

Charleston an der Ostküste in South Carolina ist die letzte SofiStatio­n und seit jeher ein beliebtes Reiseziel: Dort rechnet man mit einer Million Sofi-Touristen – und einer völlig verstopfte­n Autobahn.

Wem das zu trubelig ist, der kann eine Eclipse-Kreuzfahrt buchen und aufs Meer ausweichen. Der Sonnenfins­ternis im Flugzeug nachzuflie­gen, ist keine Alternativ­e: Die Strecke von Küste zu Küste so schnell wie der Mondschatt­en in anderthalb Stunden zurückzule­gen, schafft selbst der schnellste Düsenjet nicht.

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