Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Herbertingen hofft auf Erhalt der Grundschule
Weil Bad Saulgau seine Schulbezirke neu einteilt, steht die Grundschule Marbach auf der Kippe
- Der Grundschule Marbach könnte die Schließung drohen. Denn die Stadt Bad Saulgau denkt derzeit darüber nach, ihre Kindergartenund Grundschulbezirke neu aufzuteilen. In einem Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat Bad Saulgau festgelegt, dass in Zukunft die Grundschule im Teilort Renhardsweiler gestärkt und die Zweizügigkeit angestrebt werden soll. Dies betrifft die Grundschule Marbach, denn dorthin gehen mehr als 40 Kinder aus den Bad Saulgauer Teilorten Moosheim und Tissen. Diese sollen künftig in Renhardsweiler zur Schule gehen.
„Werden die Kinder aus Bad Saulgau aus der Marbacher Grundschule abgezogen, bleiben nur noch elf Marbacher Schüler übrig. Der Fortbestand der Grundschule wäre nicht mehr möglich“, sagte Herbertingens Bürgermeister Magnus Hoppe, der in öffentlicher Gemeinderatssitzung über die aktuellen Entwicklungen informierte. Er stellte klar, dass die Einteilung der Schulbezirke die alleinige Entscheidung der Stadt Bad Saulgau sei. Doch sei man in Herbertingen verwundert über den Zeitpunkt der Entscheidung. „Immer wieder wird angedeutet, dass in Marbach personelle Änderungen anstehen“, sagte er. Das könne kein entscheidender Grund sein, denn die Besetzung von Lehrstellen sei Sache des Staatlichen Schulamts. „Dieses Argument können wir nicht nachvollziehen. Die Entscheidung wird ohne Not lanciert“, sagte Hoppe.
Die Grundschule Marbach sei eine fachlich gute Schule mit einem motivierten Lehrerkollegium. Noch nie sei über Änderungen diskutiert worden. „In den betroffenen Ortschaften gibt es Tendenzen für den Erhalt der Grundschule Marbach“, sagte er. Außerdem verwies er auf steigende Geburtenzahlen. Unter Umständen seien an manchen Schulorten später einmal sogar Anbauten notwendig, um allen Kindern einen Platz zu bieten. Deshalb halte er es für höchst fragwürdig, in diesem Maß in bestehende Strukturen einzugreifen.
Bernhard Obert, der Ortsvorsteher von Marbach, kam gemeinsam mit einigen Mitgliedern des Ortschaftsrats später in die Sitzung, weil sie zuvor noch der Gemeinderatssitzung in Bad Saulgau beiwohnten, die gleichzeitig stattfand. „Klar ist, dass die Schulbezirke neu eingeteilt werden“, berichtete Obert. „Jetzt sind konkrete Zahlen zu liefern.“Die Marbacher Grundschule habe sich seit Jahrzehnten in ihrer gemeindeübergreifenden Form bewährt. Die Schulpolitik im Land Baden-Württemberg werde keine Schulen schließen, sondern eher noch bestehende Schulen stärken. „Es sollen mehr als 1000 neue Lehrerstellen im Land geschaffen werden“, sagte Obert. Auch in Zukunft werde es noch viele kleine Schulen im ländlichen Raum geben. Auch er verwies auf die steigenden Geburtenzahlen. „Der Kindergarten in Marbach ist voll, es mussten sogar schon Kinder abgewiesen werden“, sagte er.
Der Schulweg wird weiter
Der Ortsvorsteher zweifelte außerdem an, dass die Stadt Bad Saulgau ihr Ziel, die Grundschule Renhardsweiler in Zukunft zweizügig zu betreiben, erreichen könne. Marbach und Renhardsweiler könnten seiner Einschätzung nach auch in den nächsten Jahren weiter in gesicherter Einzügigkeit bestehen. „Wer argumentiert, dass viele Schüler aus Bad Saulgau nach Herbertingen in die Schule gehen und deshalb den Schulstandort Bad Saulgau stärken will, der hat es nicht kapiert“, sagt Obert. Damit spielte er darauf an, dass viele Saulgauer Kinder und Jugendliche die Michel-Buck-Gemeinschaftsschule besuchen, deren Schulträger die Gemeinden Ertingen und Herbertingen sind.
Grundsätzlich vermisse er in der aktuellen Diskussion die Belange der Kinder, kritisierte Obert. „Die Schulwege werden nicht diskutiert, nur die Zweizügigkeit der Grundschule Renhardsweiler“, sagte er. Noch gelte in der Schulpolitik der Grundsatz „kurze Beine, kurze Wege“. Doch für die Kinder aus Moosheim und Tissen bedeute die Grundsatzentscheidung des Gemeinderats Bad Saulgau längere Schulwege. Frank Bühler (Freie Liste) betonte, dass Herbertingen politischen Druck aufbauen müsse, um seine Infrastruktur zu erhalten. Außerdem halte er es für schäbig, die Grundschul- mit der Gemeinschaftsschulthematik zu vermengen. „Sind wir noch in der richtigen Verwaltungsgemeinschaft?“, fragte er.
Bürgermeister Magnus Hoppe entgegnete, er verstehe die Emotion, doch gehöre die Schulthematik nicht zur Aufgabe der Verwaltungsgemeinschaft mit Bad Saulgau. „Wir müssen mit Sachargumenten überzeugen“, sagte er.
Gerhard Lutz (CDU) legte den Fokus auf den volkswirtschaftlichen Aspekt: „Die Schule in Marbach wurde immer gepflegt und die Eltern haben sich mit vielen Eigenleistungen eingebracht. Wir brauchen nicht das, was Renhardsweiler bräuchte.“