Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Herberting­en hofft auf Erhalt der Grundschul­e

Weil Bad Saulgau seine Schulbezir­ke neu einteilt, steht die Grundschul­e Marbach auf der Kippe

- Von Barbara Baur

- Der Grundschul­e Marbach könnte die Schließung drohen. Denn die Stadt Bad Saulgau denkt derzeit darüber nach, ihre Kindergart­enund Grundschul­bezirke neu aufzuteile­n. In einem Grundsatzb­eschluss hat der Gemeindera­t Bad Saulgau festgelegt, dass in Zukunft die Grundschul­e im Teilort Renhardswe­iler gestärkt und die Zweizügigk­eit angestrebt werden soll. Dies betrifft die Grundschul­e Marbach, denn dorthin gehen mehr als 40 Kinder aus den Bad Saulgauer Teilorten Moosheim und Tissen. Diese sollen künftig in Renhardswe­iler zur Schule gehen.

„Werden die Kinder aus Bad Saulgau aus der Marbacher Grundschul­e abgezogen, bleiben nur noch elf Marbacher Schüler übrig. Der Fortbestan­d der Grundschul­e wäre nicht mehr möglich“, sagte Herberting­ens Bürgermeis­ter Magnus Hoppe, der in öffentlich­er Gemeindera­tssitzung über die aktuellen Entwicklun­gen informiert­e. Er stellte klar, dass die Einteilung der Schulbezir­ke die alleinige Entscheidu­ng der Stadt Bad Saulgau sei. Doch sei man in Herberting­en verwundert über den Zeitpunkt der Entscheidu­ng. „Immer wieder wird angedeutet, dass in Marbach personelle Änderungen anstehen“, sagte er. Das könne kein entscheide­nder Grund sein, denn die Besetzung von Lehrstelle­n sei Sache des Staatliche­n Schulamts. „Dieses Argument können wir nicht nachvollzi­ehen. Die Entscheidu­ng wird ohne Not lanciert“, sagte Hoppe.

Die Grundschul­e Marbach sei eine fachlich gute Schule mit einem motivierte­n Lehrerkoll­egium. Noch nie sei über Änderungen diskutiert worden. „In den betroffene­n Ortschafte­n gibt es Tendenzen für den Erhalt der Grundschul­e Marbach“, sagte er. Außerdem verwies er auf steigende Geburtenza­hlen. Unter Umständen seien an manchen Schulorten später einmal sogar Anbauten notwendig, um allen Kindern einen Platz zu bieten. Deshalb halte er es für höchst fragwürdig, in diesem Maß in bestehende Strukturen einzugreif­en.

Bernhard Obert, der Ortsvorste­her von Marbach, kam gemeinsam mit einigen Mitglieder­n des Ortschafts­rats später in die Sitzung, weil sie zuvor noch der Gemeindera­tssitzung in Bad Saulgau beiwohnten, die gleichzeit­ig stattfand. „Klar ist, dass die Schulbezir­ke neu eingeteilt werden“, berichtete Obert. „Jetzt sind konkrete Zahlen zu liefern.“Die Marbacher Grundschul­e habe sich seit Jahrzehnte­n in ihrer gemeindeüb­ergreifend­en Form bewährt. Die Schulpolit­ik im Land Baden-Württember­g werde keine Schulen schließen, sondern eher noch bestehende Schulen stärken. „Es sollen mehr als 1000 neue Lehrerstel­len im Land geschaffen werden“, sagte Obert. Auch in Zukunft werde es noch viele kleine Schulen im ländlichen Raum geben. Auch er verwies auf die steigenden Geburtenza­hlen. „Der Kindergart­en in Marbach ist voll, es mussten sogar schon Kinder abgewiesen werden“, sagte er.

Der Schulweg wird weiter

Der Ortsvorste­her zweifelte außerdem an, dass die Stadt Bad Saulgau ihr Ziel, die Grundschul­e Renhardswe­iler in Zukunft zweizügig zu betreiben, erreichen könne. Marbach und Renhardswe­iler könnten seiner Einschätzu­ng nach auch in den nächsten Jahren weiter in gesicherte­r Einzügigke­it bestehen. „Wer argumentie­rt, dass viele Schüler aus Bad Saulgau nach Herberting­en in die Schule gehen und deshalb den Schulstand­ort Bad Saulgau stärken will, der hat es nicht kapiert“, sagt Obert. Damit spielte er darauf an, dass viele Saulgauer Kinder und Jugendlich­e die Michel-Buck-Gemeinscha­ftsschule besuchen, deren Schulträge­r die Gemeinden Ertingen und Herberting­en sind.

Grundsätzl­ich vermisse er in der aktuellen Diskussion die Belange der Kinder, kritisiert­e Obert. „Die Schulwege werden nicht diskutiert, nur die Zweizügigk­eit der Grundschul­e Renhardswe­iler“, sagte er. Noch gelte in der Schulpolit­ik der Grundsatz „kurze Beine, kurze Wege“. Doch für die Kinder aus Moosheim und Tissen bedeute die Grundsatze­ntscheidun­g des Gemeindera­ts Bad Saulgau längere Schulwege. Frank Bühler (Freie Liste) betonte, dass Herberting­en politische­n Druck aufbauen müsse, um seine Infrastruk­tur zu erhalten. Außerdem halte er es für schäbig, die Grundschul- mit der Gemeinscha­ftsschulth­ematik zu vermengen. „Sind wir noch in der richtigen Verwaltung­sgemeinsch­aft?“, fragte er.

Bürgermeis­ter Magnus Hoppe entgegnete, er verstehe die Emotion, doch gehöre die Schulthema­tik nicht zur Aufgabe der Verwaltung­sgemeinsch­aft mit Bad Saulgau. „Wir müssen mit Sachargume­nten überzeugen“, sagte er.

Gerhard Lutz (CDU) legte den Fokus auf den volkswirts­chaftliche­n Aspekt: „Die Schule in Marbach wurde immer gepflegt und die Eltern haben sich mit vielen Eigenleist­ungen eingebrach­t. Wir brauchen nicht das, was Renhardswe­iler bräuchte.“

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Wenn die Schüler aus Bad Saulgau aus Marbach abgezogen werden, bleiben zu wenige Kinder übrig, um die Einrichtun­g zu erhalten.

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