Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lastwagen rast in Produktionshalle
Fahrer verliert Kontrolle über sein Fahrzeug – mehrere Mitarbeiter verletzt
- Ein Lastwagen ist am Mittwochvormittag in eine Produktionshalle der Firma Torbau Schwaben in Oberessendorf gerast. Den bisherigen Untersuchungen zufolge verlor der 44-Jährige aufgrund eines gesundheitlichen Problems am Steuer das Bewusstsein. Das teilte die Polizei mit.
Der 32-Tonner fuhr gegen 10 Uhr auf der B 30 in Richtung Ravensburg. Auf dem Fahrzeug hatte der 44-Jährige Trockenbauplatten geladen. In einer Rechtskurve verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug und bretterte die steile Böschung hinunter, rammte mehrere Fahrzeuge, die auf dem Gelände der Firma parkten und durchstieß das Eingangtor der Produktionshalle.
15 Mitarbeiter im Gebäude
In der Halle befanden sich zu dem Zeitpunkt laut Geschäftsführer Roland Kaiser etwa 15 Mitarbeiter. Einer davon wurde schwer, zwei wurden leicht verletzt. „Ihre Arbeitsplätze lagen genau auf dem Weg, den der Lastwagen sich bahnte. Es ist ein Wunder, dass keiner tot ist“, so Kaiser. Der Lastwagen fuhr einmal quer durch die gesamte Halle und kam erst zum Stehen, nachdem er auch noch die hintere Wand durchbohrt hatte.
Bei der Leitstelle der Polizei ging der Notruf um 10.10 Uhr ein, bestätigte Michael Mutschler, vom DRKKreisverband Biberach, Geschäftsleiter des Rettungsdienstes. Da die Lage zu Beginn absolut unübersichtlich gewesen sei, habe man Rettungskräfte aus dem gesamten Landkreis und sogar aus dem angrenzenden Landkreis Ravensburg alarmiert. Rund 100 Personen der Feuerwehr, des Roten Kreuzes, der Polizei und der Seelsorge fanden sich innerhalb von Minuten an der Unglücksstelle ein.
Die Sorge, dass es sich eventuell um einen Terroranschlag handeln könnte, war im ersten Moment unter den Firmenmitarbeitern und den Rettungskräften groß. Inzwischen gilt es jedoch als sicher, dass es sich um menschliches Versagen handelte.
Hubschrauber im Einsatz
Die Verletzten wurden mit einem Hubschrauber und Rettungswagen in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Seelsorger kümmerten sich um die anderen Mitarbeiter der Firma vor Ort. Statiker überprüften, ob die Halle einsturzgefährdet ist. Der Unfall ereignete sich rund 100 Meter vor der Stelle auf der B 30, an der Tempo 70 gilt. Seit Jahren kämpfen Anwohner und Firmen darum, die Geschwindigkeit auf der B 30 rund um Oberessendorf zu begrenzen. An der Stelle, an der der Unfall passierte, gibt es zudem keine Leitplanken.
„Es ist bereits das dritte Mal innerhalb von 18 Monaten, dass ein Fahrzeug von der B30 abkommt und bei uns andere Autos oder Gebäude beschädigt“, sagt Geschäftsführer Roland Kaiser. Trotzdem hätten die Appelle, Leitplanken zu installieren oder zumindest die Geschwindigkeit an dieser Stelle zu reduzieren, bisher kein Gehör gefunden. Erst vor Kurzem habe das Unternehmen daher eine Versicherung abgeschlossen, um sich gegen solche Schäden abzusichern. Ob diese nun greift, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Der Sachschaden wird von der Polizei auf 300 000 Euro geschätzt. Die B 30 wurde für einige Zeit gesperrt. Die Ermittlungen zur Unfallursache dauern an.