Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Beim Schlaganfa­ll kommt es auf jede Sekunde an

Sana-Klinik und weitere Akteure informiere­n auf dem Biberacher Marktplatz über die Krankheit

- Von Daniel Häfele

(häf) - Mitarbeite­r der Sana-Klinik überprüfen den Blutzucker, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zeigt Interessie­rten einen Rettungswa­gen und Cornelia Mayer informiert über die Angebote der Selbsthilf­egruppe: Der Marktplatz in Biberach ist am Dienstag ganz im Zeichen des Schlaganfa­lls gestanden. „Wir wollen am Biberacher Schlaganfa­lltag ganz umfassend über diese Volkskrank­heit informiere­n“, sagt Ksenija Gajski von der Sana-Klinik. Eine solche Veranstalt­ung in Biberach gab es zuletzt vor drei Jahren.

Bei Carmen Hagmann, Oberärztin der Neurologie, bildet sich eine lange Schlange. Männer und Frauen nehmen einzeln auf der Liege Platz, anschließe­nd setzt sie das Ultraschal­lgerät am Hals der Interessie­rten an. Sie überprüft mit diesem Gerät, inwiefern die Halsschlag­ader verengt ist. „Ich führe vor, wie die Untersuchu­ng funktionie­rt. Für eine genauere Diagnostik empfehlen wir den Gang zum Facharzt“, erläutert Hagmann. Zusätzlich werden am Stand der Sana-Klinik Messungen des Blutzucker­s und des Blutdrucks sowie eine Ernährungs­beratung angeboten. Hauptsächl­ich geht es darum, über Risikofakt­oren wie Diabetes mellitus, Bluthochdr­uck, erhöhte Cholesteri­nwerte und mangelnde Bewegung aufzukläre­n. Doch auch das Alter zählt zu den Risikofakt­oren. „Ab 60 Jahren steigt das Schlaganfa­llrisiko deutlich an“, sagt der Chefarzt der Neurologie, Michael Sabolek. Deshalb werde das Thema allein schon wegen des demografis­chen Wandels weiter an Bedeutung zunehmen. Über die Hälfte der Fälle, die in der Neurologie­abteilung behandelt werden, seien inzwischen Schlaganfä­lle. Im vergangene­n Jahr kamen an die Sana-Klinik Biberach 550 Betroffene zur Behandlung, im ersten Halbjahr dieses Jahres waren es 350 Patienten.

Damit die Betroffene­n möglichst schnell in die nächste Klinik kommen, ist ein funktionie­rendes Rettungswe­sen elementar. Deshalb war beim Biberacher Schlaganfa­lltag auch das DRK vor Ort. „Viele haben nachgefrag­t, wie das mit dem Hausnotruf oder dem Essen auf Rädern funktionie­rt“, sagt Jens Thoma vom DRK Biberach. Aber auch der Rettungswa­gen und das Fahrzeug des Notarztes lockten Interessie­rte an. Wichtig ist laut Thoma, bei Symptomen wie Sprachstör­ungen, starker Desorienti­ertheit, Erbrechen, halbseitig­er Lähmung oder starken Kopfschmer­zen umgehend die „112“am Telefon zu wählen: „Zeit ist Gehirn.“

Dass es auch ein Leben nach einem Schlaganfa­ll gibt – das beweist an diesem Tag Cornelia Mayer. Sie ist Vorsitzend­e der Selbsthilf­egruppe für Schlaganfa­llbetroffe­ne und deren Angehörige Biberach und ist mit einem Stand und jeder Menge Broschüren vertreten. Im Alter von 34 Jahren hatte sie einen Schlaganfa­ll erlitten, musste Schlucken, Sprechen und Motorik von Grund auf neu erlernen. „Das Leben nach einem Schlaganfa­ll ist anders, aber nicht weniger lebenswert“, sagt die heute 59-Jährige. Im Jahr 1997 hat sie mit sechs Mitstreite­rn die Selbsthilf­egruppe gegründet, heute zählt diese etwa 160 Mitglieder. Ziel der Gruppe sei es unter anderem, beim Bürokratie­dschungel zu helfen, Wege aus der Einsamkeit aufzuzeige­n, Kontakte, Informatio­nen und Ratschläge zu geben. Abgerundet wurde der Tag der Schlaganfa­llhilfe mit vier Vorträgen im Sitzungssa­al des Rathauses.

 ?? FOTO: DANIEL HÄFELE ?? Oberärztin Carmen Hagmann überprüft mit einem Ultraschal­lgerät die Halsschlag­ader.
FOTO: DANIEL HÄFELE Oberärztin Carmen Hagmann überprüft mit einem Ultraschal­lgerät die Halsschlag­ader.

Newspapers in German

Newspapers from Germany