Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Beim Schlaganfall kommt es auf jede Sekunde an
Sana-Klinik und weitere Akteure informieren auf dem Biberacher Marktplatz über die Krankheit
(häf) - Mitarbeiter der Sana-Klinik überprüfen den Blutzucker, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zeigt Interessierten einen Rettungswagen und Cornelia Mayer informiert über die Angebote der Selbsthilfegruppe: Der Marktplatz in Biberach ist am Dienstag ganz im Zeichen des Schlaganfalls gestanden. „Wir wollen am Biberacher Schlaganfalltag ganz umfassend über diese Volkskrankheit informieren“, sagt Ksenija Gajski von der Sana-Klinik. Eine solche Veranstaltung in Biberach gab es zuletzt vor drei Jahren.
Bei Carmen Hagmann, Oberärztin der Neurologie, bildet sich eine lange Schlange. Männer und Frauen nehmen einzeln auf der Liege Platz, anschließend setzt sie das Ultraschallgerät am Hals der Interessierten an. Sie überprüft mit diesem Gerät, inwiefern die Halsschlagader verengt ist. „Ich führe vor, wie die Untersuchung funktioniert. Für eine genauere Diagnostik empfehlen wir den Gang zum Facharzt“, erläutert Hagmann. Zusätzlich werden am Stand der Sana-Klinik Messungen des Blutzuckers und des Blutdrucks sowie eine Ernährungsberatung angeboten. Hauptsächlich geht es darum, über Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und mangelnde Bewegung aufzuklären. Doch auch das Alter zählt zu den Risikofaktoren. „Ab 60 Jahren steigt das Schlaganfallrisiko deutlich an“, sagt der Chefarzt der Neurologie, Michael Sabolek. Deshalb werde das Thema allein schon wegen des demografischen Wandels weiter an Bedeutung zunehmen. Über die Hälfte der Fälle, die in der Neurologieabteilung behandelt werden, seien inzwischen Schlaganfälle. Im vergangenen Jahr kamen an die Sana-Klinik Biberach 550 Betroffene zur Behandlung, im ersten Halbjahr dieses Jahres waren es 350 Patienten.
Damit die Betroffenen möglichst schnell in die nächste Klinik kommen, ist ein funktionierendes Rettungswesen elementar. Deshalb war beim Biberacher Schlaganfalltag auch das DRK vor Ort. „Viele haben nachgefragt, wie das mit dem Hausnotruf oder dem Essen auf Rädern funktioniert“, sagt Jens Thoma vom DRK Biberach. Aber auch der Rettungswagen und das Fahrzeug des Notarztes lockten Interessierte an. Wichtig ist laut Thoma, bei Symptomen wie Sprachstörungen, starker Desorientiertheit, Erbrechen, halbseitiger Lähmung oder starken Kopfschmerzen umgehend die „112“am Telefon zu wählen: „Zeit ist Gehirn.“
Dass es auch ein Leben nach einem Schlaganfall gibt – das beweist an diesem Tag Cornelia Mayer. Sie ist Vorsitzende der Selbsthilfegruppe für Schlaganfallbetroffene und deren Angehörige Biberach und ist mit einem Stand und jeder Menge Broschüren vertreten. Im Alter von 34 Jahren hatte sie einen Schlaganfall erlitten, musste Schlucken, Sprechen und Motorik von Grund auf neu erlernen. „Das Leben nach einem Schlaganfall ist anders, aber nicht weniger lebenswert“, sagt die heute 59-Jährige. Im Jahr 1997 hat sie mit sechs Mitstreitern die Selbsthilfegruppe gegründet, heute zählt diese etwa 160 Mitglieder. Ziel der Gruppe sei es unter anderem, beim Bürokratiedschungel zu helfen, Wege aus der Einsamkeit aufzuzeigen, Kontakte, Informationen und Ratschläge zu geben. Abgerundet wurde der Tag der Schlaganfallhilfe mit vier Vorträgen im Sitzungssaal des Rathauses.