Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Jule Niemeiers Aufschlag ist da

Tennis: Knoll Open, 3. Tag

- Von Marc Dittmann

BAD SAULGAU - Endlich: Der erste deutsche Sieg im Hauptfeld der 19. Auflage der Knoll Open in Bad Saulgau: Die noch 17 Jahre alte Dortmunder­in Jule Niemeier, die an der Tennisakad­emie von Alex Waske lebt und trainiert bezwang am Mittwochna­chmittag die an acht gesetzte Französin Alize Lim. Diese gab aufgrund einer Fußverletz­ung, die sie im ersten Satz erlitten hatte, nach dem Verlust des ersten Satzes beim Stande von 4:6 auf.

Damit rechtferti­gte endlich eine Spielerin, die eine Wildcard erhalten hat, diese Nominierun­g. „Ich bin einfach froh, eine Runde weiter zu sein“, sagte die 1,76 Meter große Blonde zu ihrem Erfolg gegen die an Position 264 geführte Französin. Über weite Strecken hatte die in Dortmund geborene Jule Niemeier, die am 12. August ihren 18. Geburtstag feiert und sich selbst mit einem guten Abschneide­n in Bad Saulgau ein Geburtstag­sgeschenk machen könnte, ihre Gegnerin im Griff. Wurde es doch einmal eng war es Jule Niemeier meist selbst, die sich in Bedrängnis brachte, auch weil sie einige Male zu langsam oder zu unentschlo­ssen bewegte und dann falsch zum Ball stand. Immer dann hatte Alize Lim die Gelegenhei­t, der jungen Deutschen gefährlich zu werden. Oft genug aber setzte Niemeier ihre Gegnerin mit wuchtigen Vorhandsch­lägen oder ihrem starken Aufschlag, den sie mehrere Male als Ass servierte, unter Druck.

Verletzung zu Jahresbegi­nn

„Ich denke, ich habe heute ganz gut angefangen, bin froh, dass ich den ersten Satz gewonnen habe und habe dann natürlich davon profitiert, dass sie aufgegeben hat. Ich glaube, sie hatte schon zu Beginn Probleme mit dem Fuß und musste deshalb aufgeben“, hatte Niemeier beobachtet. Sie selbst weiß, wovon sie spricht. „Anfang des Jahres hatte ich selbst eine Schulterve­rletzung, im Bizepsmusk­el, musste zwei Monate pausieren.“Danach aber lief es für die Westfälin, die seit dem Jahr 2015 an der Tennisakad­emie von Ex-Weltklasse­spieler Alexander Waske (einst die Schüttler-Waske-Tennisakad­emie), einst Nummer 89 der Welt im Einzel und Nummer 16 im Doppel, trainiert und für den TC Offenbach spielt. Die Rechtshänd­erin mit der beidhändig­en Rückhand, spielt Tennis seit sie drei Jahre alt ist. Schnell stellten sich erste Erfolge ein, 2011 war der bekennende Fan von Borussia Dortmund (Sie versucht jedes Wochenende die Spiele der Bundesliga zu schauen) Zweite bei den deutschen U12-Meistersch­aften und 2015, nach ihrem Wechsel an die Akademie nach Hessen sogar deutsche U16-Meisterin im Doppel und deutsche Ranglisten­erste in dieser Altersklas­se.

Auch im Jahr 2017 lief es, nach der überstande­nen Verletzung, sehr gut für die junge Frau, die im kommenden Frühjahr ihr Abitur macht. So gut, dass sie plant, sich nach der Hochschulr­eife zunächst aufs Tennis zu konzentrie­ren („So ist derzeit der Plan“). Jule Niemeier, die als ihre eigenen Stärken den Aufschlag („Der war heute immer da, wenn ich ihn gebraucht habe“) und die Vorhand nennt, spielte in diesem Jahr alle Juniorentu­rniere bei den Grand Slams in Australien, Roland Garros und in Wimbledon, gewann unter anderem das G1-Turnier im Einzel in Berlin, und wird in der internatio­nalen Juniorenra­ngliste auf Position 36 geführt. „Jetzt spiele ich hier noch Bad Saulgau, dann habe ich eine Woche Pause, dann geht es in die USA. Dort spiele ich ein Vorbereitu­ngsturnier und danach die Juniorenko­nkurrenz bei den US Open. Das wird mein letztes Juniorentu­rnier sein, danach will ich verstärkt 15 000- und 25 000-Dollar-Turnier spielen, um den Einstieg in den WTA-Tour zu schaffen“, sagt Niemeier, die noch auf einem Platz jenseits der 1200 in der Welt geführt wird.

Eine Position, die sich bald verbessern könnte. Dann käme sie ihrem großen Ziel langsam näher. Denn ihr Wunsch sei es, so hat sie ihr Ziel auf der Homepage der Akademie formuliert: „einmal alle GrandSlams zu spielen und unter den Top 10 in der Welt zu stehen“.

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FOTO: KARL-HEINZ BODON Eine der Stärken von Jule Niemeier: die Vorhand.

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