Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Knallstart für Kubica
Pole rammt bei Formel-1-Comeback Garagenschild
(SID) - Noch vor seinem allerersten Kilometer auf der Strecke hatte Robert Kubica schon mal Nico Hülkenberg abgeräumt – im übertragenen Sinn. Als der Pole zur ersten Testfahrt mit dem aktuellen Formel-1Renault aus der Box am Hungaroring rollte, touchierte er die Torkonstruktion. Das Schild mit der Aufschrift „Hülkenberg“fiel krachend zu Boden und verfehlte Kubicas Auto nur knapp. „Sogar unsere Garage ist einfach zu aufgeregt“, twitterte Renault.
Sie war eben ein großes Ereignis, die Rückkehr des Robert Kubica in die Tagesaktualität der Formel-1-WM. Mit dem 2017er-Auto von Renault, das normalerweise Hülkenberg und Jolyon Palmer fahren, drehte der 32-jährige Pole am Mittwoch 142 Runden, nur Luca Ghiotto (Italien) im Williams war mit 161 Runden fleißiger. Kubicas Bestzeit lag bei 1:18,572 Minuten. Rund zwei Sekunden langsamer als die Pole-Zeit von Ferrari-Star Sebastian Vettel vergangenen Samstag.
Aber diesen Maßstab darf man nicht anlegen, wenn man Robert Kubicas Rückkehr in die Formel 1 objektiv bewerten will. Sechseinhalb Jahre ist es her, da lag er im Santa-CoronaKrankenhaus in Pietra Ligure, seine Zukunft versehen mit einem dicken Fragezeichen. Als Gaststarter bei einer Rallye in Italien war Kubica in eine Mauer gerast, hatte sich zahlreiche Knochen gebrochen und viel Blut verloren. In einer siebenstündigen Operation retteten die Ärzte seine rechte Hand, doch an Motorsport war nicht zu denken.
Als fast „unmöglich“bezeichnete Kubica auch Jahre später noch seine Rückkehr auf die größte Bühne, bis heute ist die Beweglichkeit seines rechten Arms stark eingeschränkt. Und doch hat sich im Jahr 2017 für ihn vieles geändert. „Meine Zweifel sind in den vergangenen Wochen verschwunden“, sagte Kubica, „ich habe keine Angst mehr, dass ich nicht das nötige Level erreichen kann.“Ab Ende 2013 hatte der Pole schon in leicht umgebauten Autos an der Rallye-WM teilgenommen. Vor wenigen Wochen ging mit Renault alles ganz schnell. Das Team ermöglichte Kubica zwei Tests in einem alten Formel-1-Auto, und die machten allen Beteiligten Lust auf mehr. Für Kubica werden die Schaltwippen komplett auf der linken Seite des Lenkrads angebracht, so sollen die Einschränkungen minimiert werden.
Drei Tage nach dem Grand-PrixWochenende auf dem Hungaroring dürften die Erkenntnisse aussagekräftig sein. „Ich gebe mir große Mühe, damit Renault mit meinen Erkenntnissen so viel wie möglich anfangen kann“, so Kubica. Wird dieser letzte Test ein Erfolg, ist er tatsächlich ein Kandidat für die kommende Saison.