Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lorettobäckerei feiert Zwanzigjähriges
Zahlreiche Festredner und Gäste sind beim Jubiläum unterm Lindenbaum
- Auf dem Lorettohof oberhalb von Zwiefalten ist am Samstag der 20. Jahrestag gefeiert worden: Im August 1997 wurde zum ersten Mal der Holzbackofen angeheizt. Seither betreibt Günther Weber mit seinem Team die Bäckerei mit Gartenwirtschaft. Viele Gäste, die Band Staubstumm aus Schwäbisch Gmünd und zahlreiche Festredner fanden den Weg in die Idylle auf dem Berg, abseits der Hauptstraße.
Der Parkplatz ist voll. Autos aus Stuttgart und Esslingen, aus Augsburg und München stehen neben den lokalen Wagen aus Biberach und Reutlingen. Fetzige Musik ist schon von Weitem zu hören. Der Blick geht weit übers Land. Zahlreiche Menschen wandern Richtung Kirchle. Festlich gedeckte Stände begrüßen sie dort. Hinter der Kapelle sind Tische und Stühle unter den Sonnenschirmen besetzt. Unter der großen Linde finden weitere Besucher Platz. Die Band Staubstumm spielt auf dem Podium, Blues, Ska und Rock’n’Roll. Vereinzelt wird getanzt, mitgesungen und jedes Mal ausgiebig applaudiert. Die etwa zehnköpfige Band mit wechselnden Mitmusikern besteht zur Hälfte aus Behinderten einer Einrichtung in Schwäbisch Gmünd. Mit „Stand by me“spielen und singen sie den Start in die Geburtstagsfeier.
Lorettobäcker Günther Weber erzählt, dass im Februar beschlossen worden war, das Geburtstagsjubiläum im August mit einer Flasche Sekt zu begehen. Schnell sei dann jedoch klar geworden, dass eine Flasche wohl nicht reichen würde bei der Vielzahl der zu erwartenden Gäste. Eine Festrede auf sich selber zu halten, habe sich jedoch als peinlich herausgestellt. Daher schrieb er Briefe an all die wichtigen Menschen der ersten Stunden. Sie sollten zum Fest kommen und ihm und den Gästen erzählen, was sie sich damals über die neue Entwicklung auf dem Lorettohof gedacht hätten und was sie mit dem Ort verbinde. Mehrere Redner stehen daher auf der kleinen Bühne unter der Linde. Als erster übernimmt Robert Vollmayer – zuständig für Abriss, Auf- und Umbau hier – aus dem benachbarten Sonderbuch das Mikrofon. Aus Kindertagen, von Ausflügle mit den Eltern kenne er den Hof. Und plötzlich habe es geheißen: „Loretto ist verkauft!“An „Ökologische!“Mit großer Skepsis sei das aufgenommen worden. Rasch habe sich jedoch herausgestellt: „Mit dene kann ma gschirra.“Inzwischen pulsiere hier das Leben.
Für das zweite Gewerk, das Richten aller Dächer durch die Zimmerleute, folgt Karl Hamberger in der Gratulationsrunde. „Hoffentlich geht alles gut“, haben auch die Zimmerer gehofft vor mehr als 20 Jahren. „Die Mühen und die schlaflosen Nächte haben sich gelohnt“, ist sein Fazit. Der für Loretto zuständige Postbote Anton Knupfer steht ebenfalls unter der Linde zum Beglückwünschen. Viel Schmunzeln erntet er mit seinem Gedanken, dass das Mehl für die Bäckerei hierher – glücklicherweise – nicht per Post geliefert werde. Im Namen der benachbarten Bauern spricht Woldemar Mammel aus Lauterach. Selbst er habe anfangs skeptisch reagiert auf die Bemühungen der kleinen Gastwirtschaft: „Wem will der hier was verkaufen?“Inzwischen, nach 20 Jahren, würdige er die Leistung des Teams, jedes Wochenende die „verirrten“Wanderer hier zu bewirten.
Eine echte Bereicherung
Als letzter der Runde spricht der damalige Bürgermeister Zwiefaltens von einem der „Leuchtturmprojekte“während seiner Bürgermeisterzeit. Nach der Aufgabe des Hofes als Außenstelle des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Zwiefalten, habe das Gelände lange Jahre brach gelegen. Überlegungen zu seiner zukünftigen Verwendung gab es viele, so Riedlinger – vom Einebnen über den Lagerplatz für Baumaterialien bis zum Ort für ökologisches Wirtschaften. Eine wirkliche „Bereicherung“sei in den zurückliegenden 20 Jahren entstanden, schließt er und wünscht: „Macht weiter so!“Als eigentlichen Festredner hat Günther Weber den Melchinger Schauspieler Berthold Biesinger gewonnen. Das von ihm für das Team angestimmte und dirigierte Ständchen entwickelt sich zum lustigen Kanon. Auf Schwäbisch und meist in Reimen drückt er seine Glückwünsche aus; vom Essen und Trinken über das Leben im Allgemeinen spannt er den Bogen bis zum Tod. Ein unterhaltsamer, schwungvoller Geburtstagsnachmittag in idyllischer Landschaft.