Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Grünflächen sollen bunter werden
Landschaftspflegetag in Emerkingen thematisiert Artenvielfalt
- Der dritte Landschaftspflegetag des Landschaftserhaltungsverbandes (LEV), der in Emerkingen stattgefunden hat, hat unter dem Motto „Einheitsgrün und Artenvielfalt?“gestanden. Dabei haben sich Bürgermeister, Gemeindearbeiter, Landwirte und Naturschützer damit beschäftigt, wie kommunale Grünflächen ökologisch wertvoller werden können.
Grünpflege müsse für die Kommunen auf der einen Seite bezahlbar bleiben und auf der anderen Seite Lebensraum für verschiedenen Pflanzen und Tiere schaffen, fasste Landrat Heiner Scheffold als Vorsitzender des LEV eines der Probleme zusammen. Vor allem die Begriffe Landschaftspflege und Straßenunterhaltung scheinen da oft unversöhnlich, so Scheffold. Aber diese müssten sich nicht ausschließen. Das haben anschließend auch die beiden Vorträge von Tobias Wanner, Fachdienstleiter Straßen im Landratsamt und von Thomas Lehenherr und Jens Wehner aus Bad Saulgau, der Landeshauptstadt der Biodiversität, verdeutlicht.
Der Alb-Donau-Kreis setze viele konkrete Zeichen für die Artenvielfalt, sagt Heiner Scheffold. So seien im vergangenen Jahr mehr als eine Million Euro in Landschaftspflegeprojekte geflossen. „Mit den Natura 2000-Gebieten verfolgt der Landkreis die Erhaltung von europaweit geschützten Arten und Lebensräumen“, fügt der Landrat hinzu. In diesem Aufgabespektrum dürfe auch die kommunale Grünpflege nicht fehlen. „Auch sie entscheidet mit über Artenvielfalt und Biodiversität“, so Scheffold.
Der gastgebende Bürgermeister Paul Burger bezeichnete den LEV als Brückenbauer zwischen Mensch und Natur. Emerkingen sei seit 2016 selbst Mitglied im Landschaftserhaltungsverband. Das Thema des Landschaftspflegetages sei eng mit den Komponenten Finanzierbarkeit und Machbarkeit vernetzt, betonte Burger.
Tobias Wanner wies daraufhin, dass Straßen heute nicht mehr nur bloße Verbindungsbänder seien. Das Straßenbegleitgrün rücke immer stärker in den Fokus, wobei hier die Schwierigkeit sei, Artenschutz und Verkehrssicherheit zu vereinen. Er erklärte, dass deshalb der Grünstreifen in verschiedene Bereiche aufgeteilt ist. Während die Fläche direkt am Fahrbahnrand aus Sicherheitsgründen kurz gehalten werden müsse, könne der Naturschutz in den weiter entfernten Bereichen eine größere Rolle spielen. „Die Pflanzen, die am Straßenrand gesetzt werden, orientieren sich an der umliegenden Landschaft“, erklärt der Fachmann.
Dass naturnahe Grünflächen nicht teurer oder arbeitsintensiver für Gemeinden sein müssen, haben der Stadtgärtner Jens Wehner und der Umweltbeauftragte Thomas Lehenherr aus Bad Saulgau den Teilnehmern des Landschaftspflegetages berichtet. Schon vor rund 20 Jahren habe die Stadt begonnen, von Einheitsgrünflächen auf artenreiche Blühwiesen umzustellen. „Heute sind der Umwelt- und Naturschutz genauso wichtige Marketingfaktoren wie das Thermalbad“, betont Lehenherr.
Weil Rasenflächen oft bis zu 24 Mal im Jahr gemäht werden müssen, während Blühwiesen nur zweimal gemäht werden, sei der Arbeitsaufwand für die Kommunen sogar geringer. „Bei den Blühwiesen verwenden wir 70 Prozent heimische Pflanzen und 30 Prozent fremde, so können Blühpausen kompensiert werden“, erklärt Wehner. So seien die Flächen während der gesamten Vegetationsphase bunt und böten Insekten immer eine Nahrungsquelle.
An den theoretischen Teil in der Römerhalle schloss sich ein praktischer draußen an.