Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Matschbirne? Weltmeister!
Laura Ludwig/Kira Walkenhorst krönen zehn – auch mental harte – WM-Tage mit 2:1-Finalsieg
3. Liga (4. Spieltag) VfR Aalen – Sportfreunde Lotte 3:0 (1:0) Aalen: Bernhardt - Traut, Rehfeldt, Geyer, Schorr - Preißinger (57. Stanese), Welzmüller - Bär, Vasiliadis (46. Schulz), Morys Wegkamp (24. Schnellbacher). – Tore: 1:0 Rehfeldt (6.), 2:0 Bär (81.; Foulelfmeter), 3:0 Morys (90.+1). – Zuschauer: 4166.
(SID/dpa) - Mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht und Partnerin Kira Walkenhorst im Arm schnitt Laura Ludwig vor jeder Kamera Grimassen, juchzte immer wieder lautstark und freute sich wie ein kleines Kind. Die Golden Girls von Rio sind nach ihrem Coup auf der Wiener Donauinsel auch BeachvolleyballWeltmeisterinnen; alle Sorgen und Probleme der letzten Wochen waren auf einen Schlag vergessen.
„Das ist eine unfassbar geile Scheiße – ja, das ist es. Ich bin ganz schön müde und platt jetzt“, sagte Abwehrspezialistin Ludwig und sprach von „wirklich harten zehn Tagen für den Kopf. Ich habe eine Matschbirne.“Kira Walkenhorst hatte es nach dem 2:1 (19:21, 21:13, 15:9) im Finale gegen die US-Amerikanerinnen Lauren Fendrick und April Ross gar komplett die Sprache verschlagen. „Ich will nicht mehr reden“, sagte sie nach einem zweistündigen Medienmarathon.
353 Tage nach ihrem Olympiasieg in Rio fühlte sich der WM-Titel für Ludwig/Walkenhorst so ganz anders an. Bei Olympia waren sie topfit angetreten, hatten das Turnier dominiert und das Finale gegen die Brasilianerinnen Agatha/Barbara vor deren beeindruckender Heimkulisse sicher mit 2:0 gewonnen. Damals war die Stimmung an der Copacabana gegen das deutsche Topduo, auf der Donauinsel waren Ludwig/Walkenhorst dagegen die Publikumslieblinge. „Das war das erste Mal, dass so eine geile Stimmung für uns war“, sagte Laura Ludwig: „Die Stimmung war auf jeden Fall der dritte Mann auf dem Court – oder die dritte Frau.“Am Abend ging es mit der Stimmung weiter, mit nicht weniger als 60 Leuten aus ihrem Team und ihren Familien feierten Ludwig/Walkenhorst ihren Titel im Weinlokal „Distl“in Perchtoldsdorf vor den Toren Wiens.
Quasi noch während des Turniers hatte Trainer Jürgen Wagner („Es waren die schwierigsten zehn Tage, die ich als Coach erlebt habe“) sein Team in Weltmeisterform gebracht. Dabei hatte aufgrund einer von Verletzungen gestörten Vorbereitung niemand so richtig mit dem Hamburger Duo gerechnet, doch Ludwig/Walkenhorst widerlegten alle noch so skeptischen Prognosen. Nicht-Aufgeben und harte Maloche sind die wohl größten Stärken der neuen Weltmeisterinnen. 60 000 Dollar Prämie belohnten sie. „Sie würde nie abbrechen, auch wenn ihr Arm abfallen würde“, sagte Laura Ludwig über ihre Partnerin. Kira Walkenhorst ergänzte: „Wir mussten viel mit dem Kopf machen.“
Nach dem Olympiasieg im vorigen Jahr, dem Sieg beim World-Tour-Finale und zwei EM-Titeln komplettierten Ludwig/Walkenhorst mit dem WMTriumph ihre gemeinsame Titelsammlung. Olympiasieger Jonas Reckermann, selbst Weltmeister 2009, stellte deshalb die durchaus legitime Frage, welche Ziele die beiden jetzt noch haben: „Es gibt nicht mehr viel zu holen. Ich hoffe, sie hören nicht auf.“Laura Ludwig wich dieser Frage aus: „Es sind die kleinen Ziele, die wir uns immer wieder setzen, und das wird auch demnächst so passieren.“
Schnitzel und Kartoffelsalat
Erst einmal haben die Weltmeisterinnen auf jeden Fall eine Woche Pause, bevor von 16. August an schon die Europameisterschaft im lettischen Jurmala ansteht. Ob Ludwig/Walkenhorst ihren Titel dort überhaupt verteidigen werden, steht aufgrund der Schulterprobleme Kira Walkenhorsts noch nicht sicher fest. Ende August sind dann die World-Tour-Finals in Hamburg, kurz darauf die Deutschen Meisterschaften am Timmendorfer Strand. Doch am Samstagabend wurde gefeiert. Und gelobt – auch, dass Olympiagold offenbar nichts an Bescheidenheit und Fokussierung von Laura Ludwig und Kira Walkenhorst geändert hat. Jürgen Wagner: „Sie haben es extrem gut hinbekommen, weiter natürlich und entspannt zu sein. Von Überheblichkeit und Arroganz hat es nicht einmal einen Ansatz gegeben.“Schnitzel und Kartoffelsalat passten so auch besser zur Siegerparty als ein Gourmetmenü. wurden Andre Loyola Stein/Evandro Goncalves Oliveira Junior (Brasilien) durch ein 2:0 (23:21, 22:20) über die Österreicher Clemens Doppler und Alexander Horst.