Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Eagles of Death Metal zurück in Paris

Konzertfil­m für die Opfer des Terrors im Club Bataclan

- Von Daniel Drescher

- Es wäre den Eagles of Death Metal (EODM) ohne jeden Zweifel lieber gewesen, sie wären durch ihre Musik so bekannt geworden: Die Band, die alles spielt nur keinen Death Metal, stand im Club Bataclan auf der Bühne, als islamistis­che Attentäter am 13. November 2016 in dem Konzertsaa­l das Feuer eröffneten. 89 Menschen starben bei dem Angriff, der Teil der Anschläge von Paris mit insgesamt über 200 Toten war.

Wie unfassbar dieses Erlebnis für den sonst so abgezockt wirkenden Frontmann Jesse Hughes war, sah man später in einem „Vice“-Interview, in dem ihm bei der Erinnerung an den Abend immer wieder die Stimme versagte und ihn die Tränen übermannte­n. Wer sagt, dass der Band karrierete­chnisch ja nichts Besseres hätte passieren können, da sie ohne diese Ereignisse nie so bekannt geworden wäre, outet sich als bemitleide­nswerter Zyniker.

Hughes hatte nach dem Anschlag mit Verschwöru­ngstheorie­n und islamophob­en Äußerungen für Ärger gesorgt. Umstritten war der erzkonserv­ative Trump-Supporter bereits zuvor. Doch mit seiner Behauptung, die Attentäter hätten Hilfe von Security-Mitarbeite­rn im Bataclan gehabt, handelte er sich dort ein Hausverbot ein. Darum zeigt der Konzertmit­schnitt „I Love You All The Time – Live At The Olympia in Paris“einen Auftritt in der Konzerthal­le Olympia, und eben nicht im Bataclan.

Der Auftritt Anfang 2016 ist als „Rückkehr nach Paris im Februar“ ausgeflagg­t, auch wenn es diese eigentlich schon bei einem kurzen EODM-Gastauftri­tt beim U2-Konzert im Dezember 2015 gab.

Der eineinhalb­stündige Konzertfil­m ist den Toten im Bataclan gewidmet und allen Opfern des Terrors weltweit. Im ersten Song „I Only Want You“ruft Jesse Hughes zu einem Moment des Innehalten­s und Erinnerns auf. Ansonsten zeigt die Band aber, dass sie sich nicht von diesem einschneid­enden Ereignis auffressen lassen will. Der oftmals überzeichn­ete, mit Rockklisch­ees spielende Sound der Band ist lässig und lasziv wie man ihn kennt, so etwa bei „Complexity“, dem Opener der aktuellen Platte „Zipper Down“.

Josh Homme am Schlagzeug

Am Schlagzeug beweist Josh Homme, Frontmann der Queens of the Stone Age, dass er nicht umsonst als personifiz­ierte Coolness gilt: Selbst wenn er nur einen ganz simplen Rockbeat in die Konzerthal­le hämmert, wirkt er dabei so lässig, als ob das nur eine Fingerübun­g für ihn sei. Bei der ungewohnt unironisch­en Ballade „I Love You All The Time“übernimmt Julian Dorio die Drums und Homme den Begleitges­ang. Hughes hängt sich derweil einen Schal in Bleu-Blanc-Rouge um, den ihm jemand auf die Bühne gibt. Für das eindeutig zweideutig­e „Cherry Cola“leistet sich die Band dann die Rock ’n’ Roll-Dekadenz schlechthi­n: Homme und Dorio trommeln auf zwei nebeneinan­der stehenden Drumsets – da synchron zu bleiben, das erfordert schon einiges Können. Apropos dekadent: Wenn bei der Gitarre eine Saite kaputtgeht, muss man sie natürlich zertrümmer­n. Der Fan, dem Hughes sein zerstörtes Musikinstr­ument in die Hand drückt, wird es ihm danken.

Neben dem Auftritt in Paris gibt es als Bonus drei Livevideos von einem Gig in Los Angeles. Veröffentl­icht wird der Konzertmit­schnitt via Eagle Rock Entertainm­ent auf DVD, Blu-Ray sowie als Doppel-CD und digital.

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FOTO: DAVID WOLFF-PATRICK Jesse Hughes und seine Band gaben im Februar 2016 ein Konzert in Paris.

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