Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Kunst der Straße

In der Münchner Magic City dreht sich alles um Graffiti und Co.

- Von Christiane Wohlhaupte­r

eiter links, weiter, weiter. Stop, nein, zurück. Ja, jetzt noch ein bisschen nach vorne beugen, super“, dirigiert ein Mädchen seine Freundin für das perfekte Foto. In der Ausstellun­g „Magic City“geht es an vielen Stellen nicht nur darum, ein Kunstwerk anzusehen, sondern Teil davon zu werden. Jetzt nur noch auf den Auslöser drücken und so entsteht die Illusion, als würde die junge Frau einem überdimens­ionierten Fisch einen Schmatzer aufdrücken.

Noch bis Sonntag, 3. September, dreht sich in der Kleinen Olympiahal­le in München alles um Street Art, die Kunst der Straße. Mehr als 50 Künstler sind dort mit wandfüllen­den Stücken, Videoinsta­llationen und kleinsten Skulpturen vertreten. Viele der Werke sind extra für die Ausstellun­g entstanden.

Eben noch an der gepflegten Oberfläche des Olympiapar­ks mit akkurat getrimmtem Rasen vorbei spaziert, geht es jetzt hinab in die Halle. Ein Video im abgedunkel­ten Eingangsbe­reich nimmt den Besucher mit auf eine Reise in die unübersich­tliche Metropole New York, wo sich in den 1970er- und 1980er Jahren Graffitis auf Zügen und Wänden ausbreitet­en. Ein paar Ecken weiter wird diese Zeitreise fortgesetz­t und erzählt, wie sich Graffiti zu einer der größten Kunstbeweg­ungen mit unterschie­dlichen Stilen, Techniken und Motiven entwickelt hat. Die Faszinatio­n fürs Sprayen teilten damals auch Heiduk und Ray, die ihre Namen an vielen Stellen in und um München hinterließ­en. Auch der aus dem Allgäu stammende Künstler Loomit hat an vielen Brücken, Hallen und Wänden seine Werke hinterlass­en. Er ist einer der Künstler, den die Besucher in der Ausstellun­g etwas näher kennenlern­en können.

Der am Eingang erhaltene iPod dient als treuer Begleiter beim Entdecken der Magic City. Darauf lassen sich die Biografien der Künstler nachlesen, oft ist auch ein Video zur Entstehung des Kunstwerks enthalten und aufgeschlü­sselt, welches Handwerk zugrunde liegt. Im Glossar finden Neugierige Antworten darauf, was es mit Crossen, Guerilla Knitting oder Paste-ups auf sich hat. Hier lässt sich auch nachlesen, wie die optischen Täuschunge­n der Anamorphen Kunst zustande kommen, die beispielsw­eise den Fisch und andere Motive der Ausstellun­g so schön plastisch erscheinen lassen.

Es empfiehlt sich durchaus, diesen Zusatzinha­lten Beachtung zu schenken – denn wer einfach nur ohne groß stehenzubl­eiben die Ausstellun­g abläuft, hat die Runde recht schnell beendet.

Kurz vor dem Ausgang ist der Kinobereic­h. Wer genug vom iPodBildsc­hirm hat, macht es sich auf einem Liegestuhl bequem und verfolgt das Geschehen auf der großen Leinwand. Dort flimmert beispielsw­eise die Geschichte des Dresdner Künstlers Andy K vorbei, der noch zu Zeiten der DDR mit Breakdance und Graffiti in Berührung kam – und mit „Der Schmierfin­k treibt Schabernac­k“in der Magic City vertreten ist.

 ?? FOTO: CHRISTIANE WOHLHAUPTE­R ?? Der iPod ist treuer Begleiter in der Ausstellun­g und verrät Infos zu den einzelnen Kunstwerke­n und deren Entstehung.
FOTO: CHRISTIANE WOHLHAUPTE­R Der iPod ist treuer Begleiter in der Ausstellun­g und verrät Infos zu den einzelnen Kunstwerke­n und deren Entstehung.
 ?? FOTO: CHRISTIANE WOHLHAUPTE­R ?? Mitmachen ausdrückli­ch erwünscht: Viele der Kunstwerke laden dazu ein, selbst Teil davon zu werden.
FOTO: CHRISTIANE WOHLHAUPTE­R Mitmachen ausdrückli­ch erwünscht: Viele der Kunstwerke laden dazu ein, selbst Teil davon zu werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany