Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Alkoholexz­esse am TEP

Anwohner klagen über zunehmende Ruhestörun­g - Polizei und Stadt wollen verstärkt einschreit­en

- Von Bruno Jungwirth

Anwohner klagen über zunehmende Ruhestörun­g.

- Eigentlich ist der Tourist-Energy-Point (TEP) in Riedlingen für Touristen gedacht: Dass sie dort ihre Räder einstellen können, ihre E-Bikes aufladen oder Informatio­nen zu Riedlingen einholen. Statt dessen hat sich der TEP zur Anlaufstel­le für betrunkene und grölende Jugendlich­e entwickelt. Anwohnerkl­agen häufen sich, Stadt und Polizei wissen um das Problem und wollen erste Maßnahmen ergreifen.

„Das ist ein Drama“, sagt ein Anlieger sichtlich genervt von den ständigen Eskapaden am Tourist-EnergyPoin­t. Immer öfter nutzen Jugendlich­e das Gebäude, um dort unter Dach und mit Sitzgelege­nheiten Party zu machen: Musik wird aufgedreht und reichlich Alkohol wird getrunken. Der Platz ist geschickt: Denn an den Ladestatio­nen können die Jugendlich­en nebenbei ihr Handy aufladen, zudem nutzen sie die Schließfäc­her um Alkohol zu deponieren und WLan für Internetem­pfang gibt es gratis dazu. Auch am Touchscree­n wird rum gemalt und werden zum Teil üble Parolen hingeschri­eben.

Schon ab 15 Uhr wird der TEP als Treff genutzt und das oft bis tief in die Nacht. „Mal ist um 23 Uhr niemand mehr da und dann kommen sie um 3 Uhr nachts wieder“, heißt es von Anliegern – Ruhestörun­g inklusive. Aber nicht nur das, am nächsten Morgen ist die Bescherung zu sehen. Leere Alkoholfla­schen liegen umher, weiterer Müll und mehrfach auch Erbrochene­s, das dann von der Reinigungs­kraft der Stadt weggewisch­t wird. Kürzlich habe sie sogar um die schlafende­n Betrunkene­n herum putzen müssen, heißt es von Anwohnern. Dass es vergangene­n Donnerstag gegen 7.30 Uhr noch zu einer Schlägerei gekommen ist, bei der einer der Beteiligte­n verletzt wurde, rundet das Bild noch ab.

Brennpunkt?

„Zurzeit nimmt es wirklich überhand“, heißt es von der Anwohnersc­haft – neben dem Vandalismu­s in der Hindenburg­straße nun auch diese Treffen. Ob beides zusammenhä­ngt, weiß keiner zu sagen. Anlieger befürchten, dass sich die Straße zum Brennpunkt entwickelt.

Die Stadt weiß um das Problem und versucht gegen zu steuern, wie Bürgermeis­ter Marcus Schafft betont. Er sehe die Thematik selbst, wenn er durch die Stadt gehe, aber er erhält auch Briefe und Anrufe von Anliegern. Aber natürlich erhalte er auch Rückmeldun­g von seinen Mitarbeite­rn. „Jugendlich­e dürfen sich natürlich in öffentlich­en Räumen aufhalten“, sagt Schafft. Aber alles hat seine Grenzen: Er habe „null Verständni­s“für betrunkene Jugendlich­e: „Woher haben die den Alkohol?“, fragt sich Schafft.

Man sei mit der Polizei in engem Austausch, betont der Bürgermeis­ter. Und auch erste Maßnahmen sind angedacht. So werden Platzverbo­te für einzelne, bekannte Jugendlich­e angestrebt. Allerdings müsse nachgewies­en werden, dass diese öfters und massiv gegen die Ordnung verstoßen. Da sei man auf die Hinweise der Polizei angewiesen. Auch wird darüber nachgedach­t, diesen Bereich als „alkoholfre­ie Zone“zu deklariere­n, wie dies für Stadt und Gemeinden wieder möglich ist. Aber auch dafür gibt es rechtliche Hürden. Zudem muss dafür die Polizeiver­ordnung der Stadt geändert werden. Dies kann nur der Gemeindera­t tun.

Als erste Sofort-Maßnahme wird – auf Anregung von Anliegern – das WLan ab 22 Uhr abgeschalt­et. Dieser „Service“soll den Ruhestörer­n nicht auch noch geboten werden. „Ich will die Anlieger und meine Mitarbeite­r schützen“, sagt Schafft. Eigentlich wäre dies auch ein Situation für die aufsuchend­e Sozialarbe­it. Aber aufgrund eines Krankheits­falls fehlen dazu im Moment die Kapazitäte­n.

Auch die Polizei ist über das Problem in Riedlingen informiert. „In Riedlingen tritt das in jüngster Zeit gehäuft auf “, sagt Polizeispr­echer Rudi Bauer. Die Polizei will deshalb nun verstärkt Präsenz zeigen und auch Platzverwe­ise ausspreche­n. Vier Kollegen aus den Reihen der Riedlinger Polizei werden ihr Augenmerk besonders auf die Situation am TEP haben.

Für so manchen Riedlinger oder manche Riedlinger­in sind diese Treffs ein Problem, weil sie an den betrunkene­n Jugendlich­en gar nicht mehr vorbei gehen wollen. Aber auch die eigentlich­e Zielgruppe, die Touristen, werden abgeschrec­kt. Oder sie können auf alle Fälle die Infrastruk­tur nicht nutzen.

Eigentlich gutes Angebot

Das berichten auch Hermann Dillenz und Gisela Philippe. Die beiden aus dem Raum Munderking­en sind auf ihrem Heimweg von einer großen Fahrradtou­r nach Freiburg und am Rhein entlang am Dienstagna­chmittag durch Riedlingen gekommen und wollten ihre E-Bikes nochmals aufladen. Doch zunächst waren alle Fächer belegt. Das war bereits vergangene Woche der Fall, als sie zu Beginn ihrer Tour durch die Stadt kamen. „Das funktionie­rt so nicht“, sagt Hermann Dillenz. So lange die Fächer nichts kosten, werden sie zweckentfr­emdet. Die beiden haben nun die Jugendlich­en angesproch­en, die gerade rum saßen. Und die haben tatsächlic­h dann zwei Fächer frei geräumt. Gisela Philippe und Hermann Dillenz, finden diese Entwicklun­g sehr schade, denn „sowas wie in Riedlingen gab es auf der ganzen Strecke nicht“.

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FOTO: BRUNO JUNGWIRTH
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FOTO: JUNGWIRTH Der TEP hat sich als Treff für Jugendlich­e, aber auch für Alkoholexz­esse inklusive Ruhestörun­gen entwickelt.
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FOTO: JUNGWIRTH Gisela Philippe und Hermann Dillenz konnten den Tourist-Energy-Point nutzen – nachdem sie Jugendlich­e gebeten hatten, Fächer frei zu machen.
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FOTO: PRIVAT Die Fahrradbox­en werden zum Teil als als Abstellrau­m für Alkohol genutzt.

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