Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Auf dem Niveau eines Diktators

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Man kennt das aus Donald Trumps Geschäftsl­eben. Als er noch mit Immobilien handelte und gern vor Gericht zog, folgte er der Devise, zehnmal härter zurückzusc­hlagen. Wurde er attackiert oder fühlte er sich auch nur angegriffe­n, sollte es der jeweilige Rivale bitter bereuen. Seit er im Oval Office sitzt, steht die Frage im Raum, ob ein Mann um die Siebzig alte Gewohnheit­en noch abzulegen vermag, ob Trump sich belehren lässt, auf Berater hört, ob er sich ändert.

Die kaum bemäntelte Warnung vor einem Atomschlag gegen Nordkorea hat all jene bestärkt, die meinen, dass man genauso gut auf den literarisc­hen Godot warten kann. Dieser Präsident lernt wohl nichts mehr dazu. Offenbar kann er es einfach nicht ausstehen, wenn ihn einer übertrumpf­t. Droht Kim Jong-un, droht er umso stärker zurück. Offenbar geht es ihm mindestens so sehr um sein Ego wie darum, strategisc­he Ziele durchzuset­zen. Das Absurde ist, dass sich der Staatschef der Supermacht auf das Niveau des Diktators eines hoffnungsl­os abgehängte­n Landes begibt, dem der Bluff als hohe diplomatis­che Kunst gilt.

Das Regime in Pjöngjang scheint in Atomwaffen eine Art Lebensvers­icherung zu sehen. Für die USA bedeutet es keine echte Gefahr, so schrill die neuesten Bedrohungs­szenarien auch klingen. Gut, dass sich Außenminis­ter Tillerson bemühte, der Eskalation die Spitze zu nehmen, denn alles andere als ein geduldiger Dialog wäre fatal. Nur stellt sich praktisch täglich die Frage, was Trump wohl als Nächstes tun wird.

Konterkari­ert er die Realpoliti­ker seiner Administra­tion? Gibt er sie gar mit einem Tweet der Lächerlich­keit preis? Was bleibt an amerikanis­cher Glaubwürdi­gkeit, wenn der Präsident – womöglich aus einer Laune heraus – Worte wählt, die besonnener­e Köpfe einzufange­n versuchen, um erneut düpiert zu werden? Der Letzte im Weißen Haus, der am nuklearen Abgrund wandelte, war John F. Kennedy – 1962 während der Kubakrise. Allerdings verzichtet­e er auf die alttestame­ntarische Rhetorik. Kennedy war ein Krisenmana­ger. Trump ist ein Sicherheit­srisiko.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany