Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Selbstfindungstrip in Burgund
„Der Wein und der Wind“ist eine ernste Komödie von Cédric Klapisch
Cédric Klapisch ist ein französischer Erfolgsregisseur, der seine Filme vorzugsweise in Großstädten ansiedelt – „L’auberge espagnole“(Barcelona), „Wiedersehen in St. Petersburg“und „Beziehungsweise New York“. Doch nun hat es den Pariser hinaus aufs Land gezogen, ins weltberühmte Burgund. Dort geht es Klapisch abermals um junge Leute, die ihren Weg in die Zukunft finden müssen.
Dem Regisseur gelingt allerdings die Schilderung von Natur und Weinbau im Verlauf eines Erntejahres beeindruckender als das Beziehungsgeflecht der Geschwister Jean, Juliette und Jérémie: Nach Jahren kehrt der ältere Jean auf das Weingut der Familie zurück, weil der Vater im Sterben liegt. Neben der Klärung mancher alter Probleme sowie ihrer jeweiligen Selbstfindung müssen die Geschwister entscheiden, wer das Traditionsgut weiterführen wird. Juliette, die noch keine Gelegenheit hatte, sich in der von Männern dominierten Branche zu behaupten? Der jüngere Jérémie, der mit der Tochter mondäner Winzernachbarn liiert ist? Jean, der in Australien mit einer Weinbäuerin Vater eines kleines Sohns ist? Oder etwa alle drei zusammen? Klepisch lässt sich bei der Darstellung seiner Themen spürbar Zeit. „Der Film schrie direkt danach zu zeigen, dass Dinge mit der Zeit besser werden. Das ist beim Wein so und bewahrheitet sich auch in der Freundschaft“, erklärt der Filmemacher in einem Interview im Presseheft.
Die eher konventionellen Persönlichkeitsbilder der drei Helden geben jedoch so viel Sorgsamkeit nicht her. Klepisch tappt in die Klischeefalle. Aus langer Weile wird da leicht mal Langeweile. (dpa)
Der Wein und der Wind. Regie: Cédric Klapisch. Mit Pio Marmi, Ana Girardot, Francois Civil. Frankreich 2017, 153 Minuten. Keine Altersbeschränkung.