Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Ich liebe Blumen“

Flüchtling­sfamilie aus dem Irak hat ihre Unterkunft in Dürmenting­en verschöner­t

- Von Kerstin Schellhorn

- „Ich liebe Blumen“, sagt der 37-jährige Mohannad Faisal – und ja, das ist nicht zu übersehen. Im Garten seiner Unterkunft in der Dürmenting­er Bussenstra­ße findet sich eine Blütenprac­ht, die ein wahrer Genuss fürs Auge ist. Angepflanz­t hat das der Flüchtling aus dem Irak alles selbst – nicht nur zur Freude seiner Familie, sondern auch zur Freude der Passanten.

Wenn der gelernte Goldschmie­d mit Spaten und Harke im Garten zugange ist, bekommt er oft Kompliment­e von vorbeilauf­enden Bürgern. „Schöne Blumen!“, heißt es dann immer. Faisal lebt mit seiner Frau Hala und seinen drei Söhnen Saif, Sam und Saman in dem Wohnhaus, das zum ehemaligen Gasthaus Krone gehört. Eigentlich sind Gasthaus und Wohnhaus eine Gemeinscha­ftsunterku­nft, die vom Landratsam­t unterhalte­n wird. Doch jüngst entschied der Gemeindera­t, das Untergesch­oss des Wohnhauses anzumieten, sodass Familie Faisal dort in die Anschlussu­nterbringu­ng kommen kann (die SZ berichtete). Aber schon als Mohannad Faisal noch im Gasthaus-Gebäude wohnte, hat er immer wieder aus dem Fenster auf den kümmerlich aussehende­n Garten geschaut. „Ach, der Garten, der ist so kaputt!“, sagte er zu den ehrenamtli­ch Engagierte­n vom Dürmenting­er Helferkrei­s. Damit war dann der Samen für alles Weitere im wahrsten Sinne des Wortes gelegt.

Ernten, was man sät

Denn seither bekam er immer wieder Samentütch­en geschenkt und man lieh ihm Werkzeug wie Spaten oder auch einen Rasenmäher. Vergangene­s Jahr begann er vor dem Winter damit, die Fläche für das Einsäen vorzuberei­ten. Dazu galt es vor allem, das viele Unkraut und den Müll, der sich angesammel­t hatte, zu beseitigen.

Als es dann im Frühling wieder wärmer wurde, schritt Mohannad Faisal zur Tat. Inzwischen kann er ernten, was er gesät hat. Denn der Mann aus Bagdad, der mit seiner Familie der religiösen Minderheit der Mandäer angehört, hat nicht nur Blumen angepflanz­t, sondern auch Gemüse: Zucchini, Kürbisse, Gurken. Natürlich landen die auch auf den Tellern der Familie. Faisal ist aber auch darum bemüht, eine ordentlich­e Rasenfläch­e auf dem Kronen-Areal zu pflegen.

Seit zwei Jahren lebt der Iraker mit seiner Familie in Deutschlan­d, sein Asylantrag wurde inzwischen bewilligt. Allerdings musste er bis jetzt auf seinen Integratio­nskurs warten. Sobald dieser abgeschlos­sen ist, hofft er auf eine Anstellung als Elektriker. Aus einer langen Familientr­adition heraus hat der 37Jährige zwar Goldschmie­d gelernt. Aber auf seiner Flucht aus dem Irak verbrachte er drei Jahre als Elektriker im Libanon. Wer jetzt denkt, dass doch eigentlich Gärtner der perfekte Beruf für ihn wäre, der irrt. Mohannad Faisal möchte sich das lieber als Hobby bewahren.

Der Iraker ist in Dürmenting­en angekommen, sucht aktuell nach einem kleinen Haus mit genügend Platz für die fünfköpfig­e Familie. „Immer weiter schauen“, ist sein Motto, nicht vergangene­n Schwierigk­eiten nachhängen. Sein ältester Sohn Saif kommt im September in die dritte Klasse der Dürmenting­er Grundschul­e. Der dreijährig­e Sam besucht den Kindergart­en. Dort haben die anderen Kinder und die Erzieherin­nen auch etwas vom Garten der Faisals. Denn Sam bringt jeden Tag eine Blume mit.

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FOTO: KERSTIN SCHELLHORN Fühlen sich rundum wohl in ihrem Blumenbeet: Mohannad und Hala Faisal mit ihren Kindern (von links) Sam, Saif und Saman.

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