Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ein Lichtblick für viele Kontaktlinsen-Träger
Eine Ulmer Doktorandin hat eine Methode entwickelt, wie Sehhilfen ohne Chemie desinfiziert werden können
(sz) - In Deutschland gibt es mehr als drei Millionen Kontaktlinsenträger – weltweit sind es über 100 Millionen. Um die Linsen zu reinigen, legen die Anwender sie meist über Nacht in spezielle Desinfektionslösungen. Das dabei eingesetzte chemische Mittel soll auf der einen Seite so aggressiv sein, dass es möglichst alle Keime abtötet.
Auf der anderen Seite darf das Auge beim Wiedereinsetzen der Linse nicht angegriffen werden. Dieser schwierige Spagat gelingt meist nicht gut. Für die Gesundheit der Augen kann das fatale Folgen haben, weiß Katharina Hönes. Die Doktorandin im Labor für apparative Biotechnologie der Hochschule Ulm setzt auf den Einsatz violetter LEDs zur Desinfektion. Für diesen innovativen Ansatz wurde ihr gemeinsam mit ihrem Betreuer, Professor Martin Heßling, in Stuttgart der zweite Platz des Artur-Fischer-Erfinderpreises verliehen.
Suche nach alternativer Methode
Als Brillenträgerin kennt Hönes die Probleme mit Kontaktlinsen aus eigener Erfahrung: „Wie viele andere Menschen auch, komme ich mit den Desinfektionslösungen nicht zurecht.“Der Grund: Die Anforderungen an solche Mittel seien fast nicht zu vereinbaren. „Mittel, die gut gegen Bakterien und Pilze wirken, reizen das Auge. Mittel mit milden Inhaltsstoffen, töten wiederum nicht alle Keime ab“, erklärt die 26-Jährige. Die Linse ohne Desinfektionsmittelrückstände wieder ins Auge einzusetzen, sei kaum möglich. Selbst nach dem Abspülen befinden sich Substanzen innerhalb der Linse, die im Laufe des Tages in das Auge entweichen können. Die Folge: Entzündungen, die im schlimmsten Fall bis zur Erblindung führen können.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit begann die damalige Medizintechnik-Studentin der Hochschule Ulm vor über zwei Jahren nach einer alternativen Desinfektionsmethode zu forschen und stieß dabei auf die Theorie, dass auch sichtbares Licht, insbesondere violettes Licht, desinfizierend wirken kann. Ursache hierfür sind Substanzen, die dieses violette Licht absorbieren und dabei Radikale produzieren, die zum Tod der Bakterien führen.
Das Tolle an der Methodik sei, dass es viele Vorteile gebe – und eigentlich keine Nachteile. „Violette LED können in herkömmliche Kontaktlinsen-Aufbewahrungsbehälter integriert werden, in welchen die Linsen über Nacht desinfiziert werden. Durch die Bestrahlung werden nicht nur die Keime auf, sondern auch in der Linse abgetötet“, erklärt Hönes.
Zudem sei diese Methode schonender für die Augen, denn auf chemische Bestandteile könne ganz oder weitgehend verzichtet werden. Dass die Bestrahlung mit einfachen, kostengünstigen Mitteln realisiert werden und der Anwender damit letztlich Geld sparen kann, sei ein weiterer positiver Nebenaspekt.
Start-up könnte Idee umsetzen
Im Rahmen der Ausschreibung zum Artur-Fischer-Erfinderpreis hat das Forscher-Duo Hönes/Heßling nun einen ersten LED-DesinfektionsPrototypen vorgestellt. Bis sich ein solches System in einem normalen Haushalt wiederfindet, sei noch ein weiter Weg zu gehen, so Hönes. „Die größte Herausforderung ist sicher das Durchlaufen des Verfahrens für die Zulassung von Medizinprodukten. Toll wäre, wenn die Idee im Rahmen eines Start-ups oder Ähnlichem verwirklicht werden könnte.“