Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Auf dem Weg zur Titelverteidigung
Das deutsche Faustballnationalteam der Frauen ist kurz vor der Heim-EM in Tannheim zu Gast
- Es hat ja schon ein wenig von einem gallischen Dorf: In Tannheim im Landkreis Biberach nahe der bayerischen Grenze steht eine Sportart im Fokus, die irgendwo anders kaum jemanden interessiert , von der die meisten gar nicht wissen, wie sie funktioniert. Von Faustball ist die Rede. Eine Sportart, die in Deutschland allerdings eine ganz lange Tradition hat. Zudem ist die Nationalmannschaft sehr erfolgreich. Bei den Männern und bei den Frauen ist Deutschland der amtierende Weltmeister.
In gut zwei Wochen stehen die Europameisterschaften der Frauen an. In Calw hat die deutsche Mannschaft ein Heimspiel; dort will man den Titel erfolgreich verteidigen. Zur Vorbereitung auf diese Titelkämpfe war das deutsche Team jetzt zwei Tage zu Gast im gallischen Dorf. „Wir haben ganz gute Kontakte zu Co-Trainerin Eva Krämer, die aus Ulm kommt“, sagt Katharina Hammer, Trainerin des SV Tannheim. Ihr Team hat an diesem Wochenende auch Großes vor: Im dritten Anlauf will der SVT endlich in die Faustball-Bundesliga auf dem Feld aufsteigen. In der Halle ist Tannheim bereits Bundesligist. Ein Dorf mit 2300 Einwohnern wohlgemerkt. Und die meisten Spielerinnen leben auch im Dorf oder der näheren Umgebung. Lediglich zwei Augsburgerinnnen verstärken den Kader, der mit viel Selbstvertrauen nach Stuttgart-Stammheim fährt, um dort mindestens Zweiter zu werden im Aufstiegsrennen, was für die Bundesliga reichen würde. „Wir sind gut drauf und werden es schaffen“, ist Katharina Hammer überzeugt.
Nicht ganz so siegessicher ist Bundestrainerin Silke Eber. „Wir müssen den Ball flach halten, obwohl wir natürlich wissen, dass wir im eigenen Land der große Favorit sind.“Am vergangenen Wochenende – nach den Trainingseinheiten in Tannheim – unterstrich das Team diese Rolle mit einem glatten 3:0 (11:3, 11:6, 11:7)-Sieg in der Schweiz. Und die zählt nicht gerade zu den Papiertigern im Frauenfaustball. Neben Österreich, Brasilien und Italien gehören die Eidgenossinnen auch zu den Mitfavoriten in Calw.
Dort, im Nordschwarzwald, gibt es eine Reihe von kleinen, aber sehr guten Vereinen. „Ich weiß, dass die EM sehr gut organisiert sein wird, weil viele Fachleute am Start sind“, sagte Silke Eber. Das sei nicht überall auf der Welt so. Faustball friste eben immer noch ein Mauerblümchendasein im Kanon der Sportarten und komme so gut wie nie in den Medien vor.
Feilen am Spielsystem
Auch deshalb machte das Nationalteam noch ein Showtraining mit 40 Kindern aus Tannheim und Umgebung, um die Werbetrommel für Faustball zu rühren und potenziellen Nachwuchs zu sichten. „Genau so bin ich auch zum Faustball gekommen“, sagt Sonja Pfrommer, die 27-jährige Kapitänin des Teams. Sie spielt für einen kleinen Verein bei Pforzheim und ist auch wegen ihres Papas, der selbst gespielt hat, beim Faustball gelandet. Mehrere Stunden Training stehen in der EM-Vorbereitung auf dem Tagesprogramm von Sonja Pfrommer und ihren Kolleginnen – auch um taktisch zu arbeiten. „Wir wollen den Faustball schon ein wenig modernisieren und neue Spielsysteme einführen“, sagt Silke Eber – denn: „Die Spielerinnen sind heute deutlich größer und so viel dynamischer und athletischer als früher. Das wollen wir nutzen.“