Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Träuble, Bibbeleskäs und schwarzer Pfeffer
Mit Kunden und Beschickern eine Stunde auf dem Wochenmarkt in Riedlingen
– Freitagnachmittag in Riedlingen, 15.20 Uhr. Es ist Wochenmarkt. Nicht alle Produzenten und Händler sind da, schließlich ist Urlaubszeit, dennoch herrscht reges Treiben und schenkt Gelegenheit, eine Stunde lang Kunden zu befragen, was sie auf den Markt führt und von den Beschickern zu erfahren, welche Waren sie anbieten und was besonders begehrt ist.
Kornelie Hölscher wird an einem der zwei Obstbaubetriebe vom Bodensee bedient. Sie kauft Äpfel ein und Eier, nicht aufgrund des aktuellen Verunreinigungs-Skandals, sondern „schon immer“, der Haltungsbedingungen wegen, sagt sie. Wenn sie über den Marktplatz blickt, denkt sie an den Beginn der 1980er Jahre zurück, als es noch mehrere Lebensmittel-Geschäfte dort gab, Feinkost sogar und Haushaltswaren-Geschäfte, auch für feineres Porzellan. Und zu Blauw, erinnert sie sich, sei man mit dem Wunsch nach einem bestimmten Schräubchen gegangen und habe es erhalten. Alles Geschichte, umso mehr schätzt sie die frische Ware auf dem Markt.
Werner Müller steht bei der Früchteinsel. Jeden Freitag ist sie sein Ziel. Tomaten will er, „wieder Strauchtomaten?“, fragt Sybille Hudjera. Die Riedlingerin weiß, was die Kunden wünschen. Er nickt und entdeckt Pimentos, die er in Spanien kennen gelernt hat. Als „ganz saftig“, beschreibt sie die Verkäuferin und rät „in Öl anbraten und ein bisschen Meersalz drüber“. Zwei dicke Karotten und eine rote Paprika darf sie noch für Werner Müller einpacken, der sich gelegentlich auch Zucchini kocht, mit ein bisschen Zwiebeln gedämpft und diversen Gewürzen, Curry zum Beispiel.
Gerda Sorger hat es sich derweil mit einem Seelachs-Wecken auf ihrem Rollator bequem gemacht, ihr „Mittagessen“, sagt sie verschmitzt. Brot holt sie sich noch auf dem Markt und zwei Obstsorten bei den Obstbauern vom Bodensee, diesmal sollen „Träuble“dabei sein.
100 Gramm Algen-Salat
Eine ruhige Minute gewährt die Chance, mit Klara Zeller am Fischstand über die Lieblingsprodukte der Kunden in Riedlingen zu plaudern. Heringssalate sind beliebt und der Cocktail Marseille, vor allem bei jungen Leuten. Kalmar, Octopus, Riesengarnelen und Surimi werden als Inhalt angegeben. Als Trendprodukt fällt der Algen-Salat auf. „Mit 100 Gramm ist der Jod-Bedarf gedeckt“, wirbt Klara Zeller und weiß um die Mund-zu-Mund-Propaganda für das Produkt. Jetzt fordert eine Kundin ihre Aufmerksamkeit, geräucherter Lachs mit Limette ist ihre Wahl. Immer am Freitag holt sie sich hier etwas zum Abendessen.
Modetrends wie Teebaum-Öl
Manfred Pfeiffer mit seinem Gewürzstand gehört seit rund 30 Jahren zum festen Bestandteil des Marktes. „Das Angebot verändert sich langsam, aber kontinuierlich“, sagt er auf Nachfrage und erinnert sich auch an Modetrends, wie das als antibakteriell geltende Teebaum-Öl. Schwarzer Pfeffer und Grüner Tee aus Sri Lanka seien stark nachgefragt, lässt er wissen, ein Freund ist’s der beides anbaut. Und schon kommt Joachim Lange und verlangt den Pfeffer und außerdem getrocknete Aprikosen.
Derweil steht Christiane Treiber mit einem bunten Strauß von Anne Hund vor der Früchteinsel. Ihren ganzen Wochenbedarf kaufe sie am Freitag auf dem Wochenmarkt ein, erklärt sie. Rote Beete hat sie bereits im Korb. Peperoni, Pfirsiche, Frühlingszwiebeln und Mangold kommen jetzt hinzu. Am Feinkost-Stand steht sie wegen Schafskäse mit Knoblauch und Kräutern und Oliven an. Bei der Käsetheke gegenüber wählt sie Bergkäse und einen „Bibbeleskäs“, sprich Quark, aus, „den gibt’s sonst nirgends“.
Einige Meter weiter wartet Maria Hieber, bis ihr am Stand von Elke Gebhardt aus Ho- hentengen ein
Stück
Rauchfleisch abgeschnitten wird.
Eier hat sie noch genug zu Hause, meint sie, aber ei- nen Hefezopf nimmt sie mit. „Die Hälfte friere ich ein“. Käsetheke und Fischhandel schätzt sie. Am Gewürzstand kauft sie auch immer wieder ein. „Der hat einen so guten Senf“.
Isolde Rumpel kommt jeden Freitag aus Ertingen auf den Markt nach Riedlingen. Pfifferlinge sind ihre aktuelle Entdeckung, doch sie nimmt auch noch Rettiche mit und Ingwer, schwärmt vom guten Rauchfleisch, das es auf dem Markt gibt und dem Ingwer-Frischkäse, den sie am Feinkoststand kauft. Dass sie den Marktbesuch gelegentlich auch mit dem Kauf „eines Blüsles“oder anderer Kleidungsstücke verknüpft, freut sicher die Geschäftsleute in der Riedlinger Innenstadt, denn so soll’s sein. Zum festen Programm bei der Ertingerin gehört auf jeden Fall die Einkehr im Stadtcafé Reinke. „Irgendwen trifft man immer.“
Dieter Eichelhuber hütet den Stand von Anne Hund, Zucchini, Gurken und Bohnen gibt’s noch zuhauf, die Tomaten sind bereits knapp. Hier wird der Donautaler entgegen genommen, ist zu erfahren, doch nur wenige zahlen mit dem Regiogeld.
Eine Stunde ist vorbei. Immer noch lassen sich Kunden mit Obst, Gemüse oder gar Fleisch bedienen und stehen bei dem Unlinger Landwirt Gerhard Menz Schlange, der derweil ausführlich erklärt, welche Kartoffelsorte für welches Gericht am besten geeignet ist.