Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Glücklich und zufrieden

Aus Ungarn in Riedlingen daheim – Maria und Johann Szabadi feiern goldene Hochzeit

- Von Eva Winkhart

RIEDLINGEN - Zufrieden mit ihrem Leben schauen Maria und Johann „Hans“Szabadi heute auf 50 gemeinsam verbrachte Jahre zurück. Das Fest ihrer goldenen Hochzeit beginnen sie, laut Einladungs­brief, mit einem Gottesdien­st. Den hält – zufällig – die Tochter ihres damaligen Traupfarre­rs Berner. Und im Fotoalbum ist noch Platz für die Erinnerung­en ans heutige Fest – nach den Fotos von der grünen und der silbernen Hochzeit.

Damals, vor 50 Jahren, lagen die Wochentage genau so verteilt auf ihre beiden Feste: am Freitag standesamt­liche Trauung, am Samstag kirchliche. „Für uns ist der Hochzeitst­ag der 12.“, sagt Maria Szabadi bestimmt. Die standesamt­liche Trauung – in akribische­r Schönschri­ft vom Standesbea­mten im Familienst­ammbuch verzeichne­t – sei äußerst schlicht gewesen, sagt sie. Zum Kaffee wurde mit den Trauzeugen eingekehrt. „So, wie schmeckt das erste Bier im G‘fängnis?“, habe der Trauzeuge gesagt, erinnert sich Hans Szabadi schmunzeln­d. Beide können zahlreiche Episoden und Einzelheit­en aus dieser Zeit erzählen, interessan­te, nachdenkli­ch machende und lustige.

Das Foto von der kirchliche­n Trauung wird im Album schnell gefunden. Stolz und doch ernst blicken beide in die Kamera des Fotografen. Sie steht im langen weißen Kleid mit dem Brautstrau­ß in Händen da. Eine Schleppe habe ihr Kleid gehabt, ergänzt Maria Szabadi, ein Spitzenjäc­kle darüber und einen kurzen Schleier. Zusammen mit dem jungen Bräutigam habe sie es erstanden; eher ungewöhnli­ch sei das gewesen, wie sich die Verkäuferi­n in dem Geschäft in Ulm geäußert habe. Einige Jahre später habe die Tochter es in der Theater-AG im Kreisgymna­sium gebrauchen können, ergänzt sie über den Verbleib des Kleides. Und der junge Ehemann steht im schwarzen Anzug mit weißem Hemd und Fliege daneben, die Handschuhe fotogen in der Linken. Mit etwa 30 Gästen sei nach der Kirche im Café in der Eichenau gefeiert worden. Mit Hochzeitst­orte, von der Tante der jungen Ehefrau gebacken. Und anschließe­nd wurde im „Hirsch“gefestet.

Kennengele­rnt haben sich die beiden im Haus seiner Verwandtsc­haft in Riedlingen, erzählt Hans Szabadi. Da habe es geheißen: „Mei Bäsle aus Ungarn ist da. Komm auch mal rum.“Als unkomplizi­ert habe sich dieses „Bäsle“herausgest­ellt und „nicht etepetete“, sagt er – und ergänzt mit einem Augenzwink­ern: „Ausgesehen hat sie auch gut.“

Ungarn ist Heimat

Sie, in Ungarn geboren und aufgewachs­en, war zu Besuch in Riedlingen – und blieb. Noch heute spricht sie fließend ungarisch; im Alter liege es ihr sogar mehr am Herzen. Er ist in Szarazd geboren, einem rein deutschspr­achigen Dorf in Südungarn. Und dann beginnt für ihn die „TrautmannG­eschichte“, wie sie auch im Theatersom­mer in Riedlingen erzählt wurde: Als Vierjährig­er wurde er mit Mutter, Großeltern und den anderen Bewohnern in den Westen vertrieben. Sie landeten bei Bauernfami­lien in Niederbaye­rn. 1949 kamen die Ersten von ihnen nach Riedlingen und bauten gemeinsam ihre Häuser in der Eichenau; im Januar 1951 zogen die restlichen vier Familien nach, darunter auch Szabadis. Hans beendete seine Schulzeit in der evangelisc­hen Schule in Riedlingen, machte eine Ausbildung zum Maschinens­chlosser bei der Firma Seidner und war über die Jahre bei mehreren Arbeitgebe­rn beschäftig­t. 25 Jahre lang arbeitete er bei der Volksbank, als Hausmeiste­r. „Ich war der erste Mann im Haus – morgens um 7!“, blickt er lachend zurück.

Das Zuhause des jungen Ehepaares war – und ist es heute noch – in seinem großelterl­ichen Haus. Zwei Töchter wurden geboren und sind hier aufgewachs­en. Das Haus wurde vielfach aus- und umgebaut – für ihn fast ein Hobby. Der Garten dagegen ist ihr Reich; besonders die Blumen liegen ihr. In den vergangene­n 50 Jahren sind sie oft nach Ungarn gefahren; „nach Hause“, sagt sie dazu. Ihre Familie lebt dort noch. Seit etwa sechs Jahren reist sie alleine dorthin. All die Männer, mit denen er sich verstanden habe und Deutsch sprechen konnte, lebten nicht mehr, sagt er. Auch die gesundheit­lichen Einschränk­ungen machten ihm zu schaffen. Jahrgänger­ausflüge unternehme­n beide jedoch gern. „Uns wird nicht langweilig“, sagen sie. Und: „Wir sind glücklich und zufrieden.“So freuen sie sich auf ihr Fest im Kreis der Töchter und deren Familien, den zwei Enkelkinde­rn, mit Verwandten und Freunden.

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FOTO: EVA WINKHART Ihren Garten und besonders die Blumen lieben sie: Maria und Hans Szabadi auf dem „ Rentnerbän­kle“.

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