Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Pokalverlierer verlieren
Sechstligisten Rielasingen-Arlen und Dorfmerkingen liefern trotz Niederlagen Pokal-Fights
Die Sensation ist ausgeblieben: Die Sportfreunde Dorfmerkingen, die sich durch ihren Sieg im württembergischen Pokal für den DFB-Pokal qualifizierten und denen im anschließenden Siegestaumel für kurze Zeit ihr Pokal abhanden kam, haben in der ersten Pokalrunde klar verloren: Die sechstklassigen Fußballer von der Ostalb verloren in der OstalbArena in Aalen (Foto: dpa) gegen den Bundesligisten RB Leipzig 0:5 (0:1). Glück hatte der VfB Stuttgart: Die Schwaben setzten sich nach einem 2:2 n. V. im Elfmeterschießen gegen Cottbus durch.
FREIBURG/AALEN - Musik dröhnt aus der Kabine, die Fußballer liegen sich in den Armen, rufen sich „herzlichen Glückwunsch“zu. Zwischen die in rot gekleideten Party-Kicker gesellt sich Pierre-Emerick Aubameyang, lacht ebenfalls und lässt ein Selfie nach dem anderen über sich ergehen. Doch was hier wie eine große Siegesfeier anmutet, sind die Fußballer des 1. FC Rielasingen-Arlen, die ihr Ausscheiden in der ersten DFB-Pokalrunde zelebrieren. Doch ist die 0:4 (0:2)-Niederlage gegen Borussia Dortmund für die Südbadener bereits ein beachtlicher Erfolg.
„Wir haben das gut gemacht. Es gab ja sogar Spekulationen, dass wir als Sechstligist zweistellig auf die Fresse kriegen. Dem war dann doch nicht so“, bilanziert Torwart Dennis Klose, der von vielen als Held des Spiels eingestuft wurde. „Wir können stolz auf uns sein.“Dass Marc Bartra (13.), und eben jener so begehrte Aubameyang (41., Foulelfmeter, 55., 80.) die Chancen auf ein Pokalwunder zerstörten, blieb Makulatur. „Natürlich haben wir geträumt, waren aber gleichzeitig realistisch genug. Es bestand ja auch die Gefahr, dass es ein Dabakel wird, aber wir haben das sensationell gelöst“, so Trainer Jürgen Rittenauer.
Und dafür hatte seine Elf zuvor auch alles gegeben. Mit einem soliden Abwehrverbund und einigen Aktionen vor dem Tor von BVBSchlussmann Roman Bürki hatten die Amateure den Ballkünstlern aus Dortmund das Leben alles andere als leicht gemacht. Doch war es einmal mehr der Torschutzenkönig der vergangenen Saison, der mit seinem Hattrick für klare Verhältnisse sorgte. „Im Eins-gegen-Eins mit Aubameyang merkt man schon die Qualität“, so Klose. Und noch ein Rielasinger hatte an diesem Nachmittag eine spezielle Verbindung zum Gabuner. „Ich habe ihn schon nach zehn Minuten auf dem Platz gefragt, ob ich sein Trikot bekomme. Er hat sofort ja gesagt und mich nach Spielschluss mit in die Dortmunder Kabine genommen, es mir signiert und geschenkt“, erzählt Christoph Matt. Ein Tor gegen den amtierenden Pokalsieger, wäre zwar schön gewesen, „aber auch so ist es ein tolles Ergebnis. Jetzt gehen wir noch geschlossen irgendwohin feiern“, so Matt, und Kapitän Klose ergänzt: „Jetzt nehmen wir den Schwung und die Emotionen mit in die Liga.“
Ähnlich voraus blicken die Dortmunder nach ihrem Pflichtsieg. „Wir sind eine Runde weiter, das war das Ziel. Wir hätten das Spiel aber noch schneller machen müssen und haben auch sonst noch viele Verbesserungsmöglichkeiten“, fasste Maximilian Philipp zusammen. Für den Außenbahnspieler war es eine Rückkehr an seine ehmalige Wirkungsstätte. „Ich war hier über vier Jahre zuhause, da ist das immer schön“, so Philipp über das Breisgaustadion. Ähnlich zufrieden mit der für sie ungewohnten Umgebung waren die Fans der Rielasinger, die ihr Team immer wieder mit Szenenapplaus bedachten und nicht müde wurden, mit ihrem „Steht auf, wenn ihr Arler seid“die Hälfte des ausverkauften Stadions von ihren Sitzen zu holen.
Sportfreunde-Plan geht auf
Ähnlich sahen es auch die 10 460 Zuschauer in der Ostalb-Arena in Aalen, in der sich die Trophäen-Verlierer aus Dorfmerkingen – die Mannschaft hatte sich bei der Jubelsause auf Mallorca den WFV-Pott klauen lassen – wacker gegen die Millionen-Truppe aus Leipzig schlugen. Der ChampionsLeague-Teilnehmer war gegen die unbekümmert aufspielenden Sportfreunde eine Halbzeit lang überhaupt nicht bei der Sache, siegte dann aber doch 5:0 (1:0). „Wir haben in der ersten Halbzeit dafür gesorgt, dass die Stimmung im Stadion gut blieb, weil wir den Sack nicht zugemacht haben“, meinte dann auch RB-Coach Ralph Hasenhüttl. Zwar gingen die Gäste durch Marcel Sabitzer in Führung (4.), spielten gegen die respektlosen Amateure dann aber unkonzentriert und pomadig. Timo Werner scheiterte zudem noch mit einem Foulelfmeter an Torhüter Christian Zech (25.). Nach dem zweiten Treffer von Sabitzer (47.) ging dem Sechstligisten zusehends die Puste aus. Die weiteren Tore erzielten Werner (56.), Yussuf Poulsen (59., Foulelfmeter) und Naby Keita (65.).
„Wir haben in allen Bereichen Dinge gemacht, die mir gut gefallen. Wir haben uns nicht hinten reingestellt, sondern auch schnell nach vorne gespielt“, so SF-Trainer Helmut Dietterle: „Unterm Strich ist das aufgegangen, was wir wollten, nämlich dass es ein Fußballfest im Stadion wird. Trotz des 0:5 kann ich ein überaus positives Fazit ziehen.“