Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ausstellung zeigt regionale Handarbeit
„Hände in Ravensburg“ist ab dem 17. August überall in der Innenstadt zu sehen
RAVENSBURG - Werde ich meine Hände in Zukunft noch benutzen, wenn alles von Robotern übernommen wird? Welchen Wert haben meiner Hände Arbeit für die Gesellschaft? Und welche Bedeutung hat mein Handwerk für mich? All diese Fragen wirft die Ausstellung „Hände in Ravensburg“auf, die ab dem 17. August zu sehen ist – und zwar in mehr als 60 Straßen und Gebäuden in der Ravensburger Innenstadt.
Die Idee für das Projekt hatte Wolfram Frommlet. Im Jahr 2013 hat er bereits die Ausstellung „Lyrik in der Unterstadt“initiiert: Damals waren 84 Gedichte aus fünf Jahrhunderten in Geschäften und an Häusern überall in der Unterstadt zu lesen. Das Konzept wurde 2015 mit dem Stadtmarketingpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Nun kommt mit „Hände in Ravensburg“ein Nachfolgeprojekt.
Wertschöpfungen voller Stolz
Für Frommlet sind Hände „ein globales Thema“. Sie stehen in der Produktionsgesellschaft für Arbeit, Ausbeutung, Unterdrückung. „Sie haben eine unbewusste und verdrängte Rolle“, so Frommlet. Jedoch gebe es auch das Gegenteil davon: Hände, die mit Stolz ihr Tagwerk verrichten, die Wert schöpfen und voller Würde und Hoffnung sind. Solche Hände hat Frommlet in Ravensburg gefunden und sie will er mit der Ausstellung „Hände in Ravensburg“sichtbar machen – getreu dem Motto „global denken, lokal handeln“.
Insgesamt 85 Hände wurden für das Projekt fotografisch porträtiert. Dazu gibt es 74 Erklärstücke in Textform. „Es sind Hände bei der Arbeit“, erklärt Ideengeber Frommlet. Darunter sind Bäcker, Glasmaler, Maskenbildner, Masseur, Musiker oder Pinselmacher. In den Gesprächen, die Frommlet mit den Händebesitzern vor Ort geführt hat, geht es darum, welche Bedeutung sie ihrem Handwerk beimessen. Laut Frommlet liegen die Schwerpunkte auf der Bewahrung von Tradition (bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Moderne), auf der Fortführung von Familienunternehmen, auf dem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und auf der Übernahme von Verantwortung. „Es ist eine Hommage ans Handwerk“, fasst der Projektinitiator zusammen. Ein Jahr dauerten die Vorbereitungen von der Idee bis zur Fertigstellung. Um das Herzstück – die Fotos – kümmerte sich Veith Hämmerle. Ihm sei es wichtig gewesen, die Hände so authentisch wie möglich abzulichten – und aus der Situation heraus. Deshalb hat er auf jeglichen Schnickschnack verzichtet: auf Farbe, auf künstliches Licht, auf Bildbearbeitung. „Hände sind eine unverstellte, ehrliche Aussage und das wollte ich zeigen“, meint Hämmerle.
Das Wirtschaftsforum pro Ravensburg ist bei dem Vorhaben mit im Boot. Die Exponate werden in Gebäuden und Geschäften in der Innenstadt gezeigt.
Das Projekt „Hände in Ravensburg“zeigt 85 Hände und ergänzende Texte – zu sehen in Schaufenstern und Ausstellungsräumen in der Ravensburger Innenstadt. Die Ausstellung dauert vom 17. August bis zum 4. Oktober.