Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wenn plötzlich ein Känguru vorbeihüpft
Stephanie Hugger aus Hailtingen erkundet zehn Wochen Australiens Ostküste
Stephanie Hugger aus Hailtingen erkundet zehn Wochen Australiens Ostküste.
HAILTINGEN - Die 24-jährige Stephanie Hugger aus Hailtingen packt ihre Koffer. Vor kurzem hat sie ihr Studium abgeschlossen. Und welcher Zeitpunkt könnte besser sein, um in einem fremden Land neue Erfahrungen zu machen? Zehn Wochen wird sie die australische Ostküste erkunden. Knapp die Hälfte der Zeit begleitet sie eine Freundin.
„Das kann man sich gar nicht vorstellen, dass da plötzlich ein Känguru über die Straße hüpft, wenn man dort entlang fährt“, sagt Stephanie Hugger mit strahlenden Augen. Ihre Vorfreude auf die Reise ist ihr deutlich anzumerken. Die Weite des Landes am anderen Ende der Welt (Australien ist 21 Mal so groß wie Deutschland), seine Artenvielfalt, seine Geschichte und seine Menschen möchte die junge Frau kennenlernen und dabei vor allem selbstständiger und selbstbewusster werden. „Das wird mich schon verändern“, vermutet sie, „aber positiv.“
Vor rund einem Jahr hat sie mit einer Freundin, die sie vom Studium kennt, begonnen, die Reise zu planen. Mit einem Camper für zwei Personen wollen die Beiden von Cairns im Nordosten des Landes bis nach Melbourne im Süden fahren – 4000 Kilometer weit. „Wir haben vor, auf den Küstenstraßen zu fahren, um die wunderschönen Strände zu sehen“, sagt Stephanie Hugger. Aber nicht nur die. Es stehen auch Nationalparks, die Glasshouse Mountains und das Great Barrier Reef auf dem Programm. „Da will ich unbedingt hin zum Schnorcheln.“Das Korallenriff ist weltweit berühmt für seine einzigartige Schönheit.
Doch bevor Stephanie Hugger in den Camper steigt, muss sie eine noch weit größere Herausforderung meistern. Denn das Flugzeug, das übermorgen vom Züricher Flughafen über London, Dubai und Sydney nach Cairns fliegt, wird nur sie alleine an Bord nehmen. Die ersten vier Wochen der Reise ist die 24-jährige Hailtingerin auf sich gestellt. Im Sun Pacific College, einer Sprachschule in Cairns, will sie ihr Englisch verbessern. „Ich habe BWL/Management studiert und möchte ins Marketing, da braucht man das“, weiß sie.
Der Sprung ins kalte Wasser wird ihr aber ein klein wenig erleichtert, indem sie von einem Mitarbeiter der Sprachschule am Flughafen in Cairns abgeholt wird. Zwei Tage lang wird sie mit dem Flugzeug unterwegs sein, am Samstagmittag kommt sie an. „Ich wohne dann auf dem Campus mit drei anderen Sprachschülern in einem Zimmer.“
Verschiedene Nationalitäten
Und dabei hat sich die Schule natürlich etwas gedacht: Es wird darauf geachtet, dass die Schüler, die zusammenwohnen, aus unterschiedlichen Ländern kommen. So ist man gezwungen, Englisch miteinander zu sprechen und hat auch die Chance, andere Kulturen kennenzulernen.
Ob es Stephanie Hugger schwer fällt, aus ihrer Komfortzone auszubrechen? „Ich glaube, ich habe da nicht so Probleme“, erklärt sie, „ich bin einfach neugierig.“Trotzdem gibt es ein paar Dinge, vor denen sie Respekt hat. Vor den giftigen Tieren etwa, für die Australien bekannt ist – Spinnen und Schlangen zum Beispiel. „Und der Linksverkehr macht mir ein bisschen Sorgen“, gibt sie zu. „Da bin ich gespannt, wie das funktioniert.“Finanzieren kann sich die junge Frau die Reise selbst. Nach dem Realschulabschluss absolvierte sie eine zweieinhalbjährige Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Kreissparkasse und arbeitete sechs Monate dort, bevor sie am Kolping-Bildungszentrum in Riedlingen ihr Fachabitur machte. Einen Teil ihres Gehalts sparte sie, ebenso die Verdienste aus Nebenjobs und Geldgeschenke zu Weihnachten oder Geburtstagen. Sobald Stephanie Hugger wieder zurück ist aus „Down Under“, will sie sich für eine Stelle im Marketing bewerben. Die Event- oder Medienbranche soll es werden.
SERIE Weltweit unterwegs