Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mit dem Balkenmähe­r nach Leipzig

Immanuel Bayer begibt sich auf große Reise – Gefährt erreicht 12,5 Stundenkil­ometer

- Von Karl Mägerle

– Wer eine 600 Kilometer lange Reise in Angriff nimmt, kann sich für gewöhnlich sicher Schöneres vorstellen, als diese mit einem ehemaligen Einachs-Balkenmähe­r zu bestreiten. Nicht so Immanuel Bayer, der sich kürzlich von Engelswies nach Leipzig aufgemacht hat. Ende August will er in Leipzig ankommen. Dort erwartet ihn seine Freundin, die zusammen mit Bayer eine Pension betreibt.

Die Heimfahrt sollte für Bayer, der für mehr als ein Jahr im Engelswies­er De-Ignis-Wohnheim lebte, etwas Besonderes sein – ohne Hektik und Stress. Seine Wahl fiel auf einen Balkenmähe­r aus dem Jahr 1960, Fabrikat Bucher. Das Gefährt hat sieben bis acht PS. Die Höchstgesc­hwindigkei­t beträgt laut Fahrzeugbr­ief 12,5 Stundenkil­ometer.

Im Werkraum des Nachbarn Josef Bauer wurden Motor und Antrieb des Einachsmäh­ers überprüft. Und es wurde die Idee umgesetzt, das Gefährt mit einem Anhänger-Aufbau für die Übernachtu­ngen zu versehen. Bayer begeistert­e auch die anderen Nachbarn Peter und Kai Lippke sowie Heinz Buhl und Peter Sieland für das Projekt. Gemeinsam ging es ans Werk, damit am Ende das Fahrzeug zugelassen werden konnte. Als der TÜV seinen Segen gab, war die Freude groß. Der Anhänger ist mit einem Solarzelle­nmodul versehen sowie mit Kanistern für Wasser und Benzin. Mit der Firma CAD-Speed aus Nienhagen bei Hannover gewann Bayer sogar einen Sponsor. Das Unternehme­n ist spezialisi­ert auf digitale Zahntechni­k – größer könnte der Unterschie­d zum antiquiert­en Bucher-Einachser nicht sein. „Es ist ein bisschen Abenteuer mit dabei, aber das ist das Schöne daran“, sagt Bayer über das Vorhaben. Viel Gepäck hat er nicht dabei: Matratze, Kocher, kurze und lange Hose, Hemd, Unterwäsch­e und Jacke sowie wasserfest­e Kleidung. Große Straßen oder gar Autobahnen wird Bayer meiden. „Ich werde mich mit meinem Gefährt gemächlich auf Landes- und Kreisstraß­en oder sonstigen gekennzeic­hneten Wegen bewegen, und das mit 12,5 Stundenkil­ometern“, sagt er. Rechtzeiti­g vor Einbruch der Dunkelheit wird er sich immer ein ruhiges Plätzchen für die Übernachtu­ng suchen. Sein Gefährt hält er für robust. „Wir haben alles durchgeche­ckt, zur Not habe ich auch noch mein Fahrrad dabei.“Als Etappenzie­le hat Bayer auch die Städte Ulm, Nürnberg und Erfurt angepeilt. Ende August will er in Leipzig sein. „Doch kleine Abstecher sind möglich, denn Land und Leute kennenzule­rnen gehört dazu.“Der Abschied fiel herzlich aus: Mit vielen guten Wünschen im Gepäck startete Bayer auf dem Verbindung­sweg in Richtung Menningen: Das Abenteuer hatte begonnen.

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FOTOS: KARL MÄGERLE Marke Eigenbau: Der Leipziger Immanuel Bayer begibt sich mit einem umgebauten Balkenmähe­r auf die strapaziös­e Heimreise.

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